1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Unschuldiger US-Gefangener erhält Millionen-Entschädigung

15. August 2024

Der Afroamerikaner Glynn Simmons saß fast ein halbes Jahrhundert unschuldig in einem US-Gefängnis. Im Vorjahr kam der Mann frei. Nun wurde ihm eine Entschädigung in Millionenhöhe zugesprochen.

https://p.dw.com/p/4jURt
Glynn Simmons schaut lächelnd in die Höhe
Nach mehr als 48 Jahren in Freiheit: Glynn SimmonsBild: NATHAN J. FISH/THE OKLAHOMAN/USA TODAY Network/IMAGO

Fast 50 Jahre nach einem Fehlurteil gegen ihn in den USA erhält ein schwarzer Ex-Häftling im Bundesstaat Oklahoma mehr als sieben Millionen Dollar (rund 3,4 Millionen Euro) Entschädigung. Grund: Glynn Simmons war zu Unrecht wegen Mordes verurteilt worden. Die Stadtverordneten von Edmond stimmten ohne weiteren Kommentar einem entsprechenden Vergleich zu, um Ansprüche von Simmons gegen die Stadt und einen Polizisten zu regeln. Das geht aus öffentlichen Dokumenten hervor.

Simmons und ein weiterer Verdächtiger waren 1975 zum Tode verurteilt worden, weil sie angeblich im Jahr zuvor einen 30-jährigen Angestellten eines Spirituosengeschäfts bei einem Raubüberfall in Edmond ermordet hatten. Ihre Strafen wurden später in lebenslange Haft umgewandelt.

Die Verurteilung der beiden Männer basierte ausschließlich auf der Zeugenaussage einer Jugendlichen. Die Angeklagten hatten vor Gericht ausgesagt, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes gar nicht in Oklahoma waren. Die Zeugin hatte die beiden Verdächtigen angeblich bei einer polizeilichen Gegenüberstellung erkannt. Eine spätere Untersuchung schürte jedoch erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit ihrer Angaben.

Fehlurteil im Vorjahr aufgehoben

Während sein Mitangeklagter Don Roberts 2008 auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen wurde, kam Simmons erst im vergangenen Jahr frei - nach 48 Jahren, einem Monat und 18 Tagen hinter Gittern. Damit hat der mittlerweile 71-Jährige laut dem Nationalen Register für Freilassungen vor seiner Entlassung mehr Zeit im Gefängnis zugebracht als jeder andere Häftling in der US-Geschichte.

Eine Bezirksrichterin hatte das Fehlurteil gegen ihn im Juli 2023 aufgehoben. Im Dezember wurde er freigesprochen und offiziell rehabilitiert. Simmons erhielt vom US-Bundesstaat Oklahoma bereits 175.000 Dollar für seine unrechtmäßige Verurteilung.

Ein Sprecher der Stadt Edmond lehnte eine Stellungnahme zu dem nun geschlossenen Vergleich auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP ab. Die Anwälte von Simmons erklärten jedoch, die Zahlung stelle einen "Teilvergleich" seiner Klage "gegen die Städte und die Polizei dar, die Beweise gefälscht haben, um ihm einen Mord anzuhängen".

Ihr zu Unrecht verurteilter Mandant habe "eine tragische Zeitspanne im Gefängnis verbracht für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat", sagte seine Anwältin Elizabeth Wang. "Obwohl er diese Zeit nie wieder zurückbekommen wird, ermöglicht ihm dieser Vergleich mit Edmond, nach vorne zu schauen und zugleich seine Ansprüche gegen Oklahoma City und einen leitenden Polizeibeamten geltend zu machen."

Betroffener beansprucht weitere Entschädigung

Simmons bringt ähnliche Schadenersatzansprüche gegen die Stadt Oklahoma City und einen pensionierten Polizisten vor, der auch den Raubüberfall und die Schießerei untersucht hat. Diese Klage ist von dem Vergleich mit der Stadt Edmond nicht betroffen. Ein Sprecher von Oklahoma City sagte am Mittwoch, dass die Stadt sich nicht zu anhängigen Rechtsstreitigkeiten äußere.

Der Afroamerikaner geht davon aus, dass in der damals von Rassismus durchzogenen US-Justiz die Hautfarbe auch bei seiner Verurteilung eine Rolle spielte. Nach Angaben des US-Forschungsprojekts National Registry of Exonerations ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schwarze in den USA zu Unrecht wegen Mordes verurteilt werden, etwa 7,5-mal höher als bei Weißen.

kle/AR (afp, ape)