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Sandarbeiterinnen

12. August 2016

Noch üben sie sich in Zurückhaltung, aber es hat sich an der Copacabana längst herumgesprochen: Das deutsche Duo Ludwig/Walkenhorst wird beim olympischen Beachvolleyball-Turnier zu einem echten Goldkandidaten.

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Rio Momente 11 08 Volleyball Kira Walkenhorst vs. Laura Giombini
Bild: Getty Images/P. Gilham

Sie will es. Unbedingt. Laura Ludwig feuert immer wieder ihre Mitspielerin an. Mit weit aufgerissenen Augen blickt sie Kira Walkenhorst an und schreit: "Komm!" Übersetzt heißt das so viel wie: So nicht. Das können wir besser. Es läuft der erste Satz und nach einem starken Start in die Partie mit einer klaren und konstanten Vier-Punkte-Führung haben sich ins Spiel des deutschen Duos plötzlich ein paar Fehler eingeschlichen. Insbesondere Walkenhorst macht es den gegnerischen Marta Menegatti und Laura Giombini, die bei Italien die vor Olympia des Dopings überführte Viktoria Orsi Toth ersetzte, gerade etwas zu leicht. Mit kleinen Fehlern bringt sie die Italienerinnen ungewollt zurück ins Spiel. Menegatti und Giombini stellen die Deutschen mit schnellen Abschlüssen vor Probleme. Die klare Führung ist erst einmal weg, es steht 16:16.

Doch dann drehen Ludwig und Walkenhorst auf, erhöhen am Netz den Druck auf die Italienerinnen, gehen auch fast aussichtslosen Bällen nach, leisten harte Arbeit im Sand. So gewinnen sie den ersten Satz schließlich doch noch mit 21:18. Dies ist ihre Stärke: In wackeligen Situationen verstehen sie es, sich zusammenzuraufen, den Fokus zu wahren und ihr Spiel zu stabilisieren. Dies ist auch im weiteren Verlauf des Spiels zu sehen. Zwar geht der zweite Satz am Ende nach einigen Aufschlagfehlern vielen aufreibenden und langen Ballwechseln knapp an Italien (18:21), doch die Körpersprache ist beim deutschen Duo weiter eindeutig: Weiter geht's, wir schaffen das. Beide klatschen sich auch nach Punktverlusten ab und machen aus Fehlern der Partnerin keine große Diskussion.

Zwei Europameistertitel haben sie schon - folgt jetzt Gold?

Seit 2013 spielen beide schon zusammen und haben sich inzwischen gut aufeinander eingespielt. Gemeinsame Europameistertitel 2015 und 2016 zeugen davon. Die Tatsache, dass beide bei den Major-Turnieren auch starke außereuropäische Teams wie die USA oder Brasilien geschlagen haben, stimmt zuversichtlich. Auch wenn beide betonen, noch "von Spiel zu Spiel" zu denken, sind Laura Ludwig und Kira Walkenhorst dank sehr überzeugender Leistungen im Sand der Copacabana längst zu Mitfavoriten auf Gold aufgestiegen.

Rio Momente 11 08 Volleyball Laura Ludwig
Die Anführerin: Laura Ludwig gibt im Sand die Kommandos und reißt ihre jüngere Teamkollegin Lira Walkenhorst mitBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Nicht zu unrecht, wie der Tiebreak zeigte. Die Unsicherheiten des zweiten Satzes sind plötzlich weg. Mit einigen schnellen Punkten schenkt die erfahrene Laura Ludwig dem Team Selbstsicherheit und dann ist auch Teamkollegin Kira Walkenhorst da, schmettert die Bälle den Italienerinnen nur so um die Ohren. 15:9 heißt es am Ende des dritten Durchgangs und der dritte Sieg im dritten Spiel ist perfekt.

Olympia? Eigentlich ist doch alles wie immer...

Und dennoch hört man bei beiden selbstkritische Töne: "Das war sicher nicht unser bestes Spiel", meint Kira Walkenhorst. "Wir machen noch zu viele Fehler und müssen am Aufschlag arbeiten", sagte die 25-Jährige, die aus einer Volleyballer-Familie stammt. Im Gespräch mit der DW zeigt sie sich nach dem klaren Gruppensieg jedoch auch selbstbewusst: "Wir haben dieses Jahr schon gezeigt, dass wir jeden schlagen können." Mit nur mit einem einzigen Satzverlust geht das deutsche Duo nun ins Achtelfinale.

Ihre souveräne Vorstellung ist auch Ergebnis einer ziemlich lockeren Herangehensweise: Unberührt von der lautstarken Kulisse in der Arena an der Copacabana konzentrieren sich beide ganz auf ihr Spiel. So bemerkt Laura Ludwig nach eigenen Worten erst nach der Partie wie voll das Stadion wirklich ist. "Na klar ist hier alles größer", sagt die 30-Jährige, "aber eigentlich ist doch alles wie immer: Ein runder Ball, ein Spielfeld mit acht mal acht Metern und uns gegenüber stehen zwei Gegnerinnen." Alles wie immer also. Außer, dass es am Ende eine Goldmedaille gibt - vielleicht ja für Laura Ludwig und Kira Walkenhorst.