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VW ringt um den Neuanfang

25. September 2015

Der VW-Aufsichtsrat hat wie erwartet Matthias Müller zum neuen Vorstandschef von Volkswagen ernannt. Das Unternehmen will zudem seine Struktur radikal umkrempeln und besetzt zahlreiche Posten neu.

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VW-Logo-Säule (Symbolbild: picture-alliance/dpa/E. S. Lesser)
Bild: picture-alliance/dpa/E. S. Lesser

"Meine vordringlichste Aufgabe wird es sein, Vertrauen für den Volkswagen Konzern zurückzugewinnen - durch schonungslose Aufklärung und maximale Transparenz, aber auch, indem wir die richtigen Lehren aus der aktuellen Situation ziehen", sagte der neue VW-Chef Matthias Müller nach der Aufsichtsratssitzung. Das Gremium danke Müller, dass er diese Aufgabe in schwierigen Zeiten für das Unternehmen übernehme, erklärte Aufsichtsratschef Berthold Huber. Der neue Chef werde seine Aufgabe "mit ganzer Kraft angehen". Müller war bereits vor dem Treffen der Aufseher als Favorit für den Spitzenposten gehandelt worden.

Auf Müller kommen bei Volkswagen nun schwierige Aufgaben zu. Neben der Aufarbeitung der Affäre um manipulierte Abgasdaten von Dieselmotoren gehören die Schwäche des VW-Absatzes in den USA, die Lage in China und die bisher stark zentralistische Struktur des Konzerns zu den größten Baustellen.

Vier Gruppen für zwölf Marken

Den Konzernumbau beschloss der Aufsichtsrat ebenfalls direkt bei seiner Sitzung am Freitag: Das Auto-Imperium mit seinen zwölf Marken soll in vier Gruppen gegliedert werden.

Matthias Mueller
Matthias Müller, der neue VW-ChefBild: picture alliance/AP Images/M. Sohn

Die Hauptmarke VW sowie ihre beiden Schwestern Seat und Skoda sollen jeweils durch ein Vorstandsmitglied in der obersten Konzernführung vertreten werden. Bei VW ist dies der frühere BMW-Manager Herbert Diess. Für die Sportwagen wird eine Gruppe mit Porsche, Bentley und Bugatti gebildet, die vom neu gekürten Konzernchef Matthias Müller geleitet wird. Die von Rupert Stadler geführte Gruppe aus Audi, dem Luxussportwagenbauer Lamborghini und dem italienischen Motorradhersteller Ducati bleibt unverändert. Der Holding für die Lkw-Töchter MAN und Scania steht weiter der von Daimler zu Volkswagen gewechselte Andreas Renschler vor.

Als Konsequenz aus dem Abgas-Skandal sollen künftig zudem die Märkte USA, Mexiko und Kanada in der neu geschaffenen Region Nordamerika zusammengefasst werden. Diese Region wird der bisherige Skoda-Chef Winfried Vahland leiten. Nachfolger für Vahland bei Skoda soll demnach der bisherige Vertriebschef von Porsche, Bernhard Maier werden.

Großes Stühlerücken

Im VW-Konzernvorstand verliert Vertriebschef Christian Klingler seinen Job - wegen "unterschiedlicher Auffassungen" über die Strategie. Das aber, so heißt es in der Mitteilung, habe nichts mit dem Abgas-Skandal zu tun, sondern sei bereits länger geplant gewesen. Müller übernimmt Klinglers Aufgaben zunächst mit.

Klinglers Posten im Vorstand der Kernmarke VW übernimmt der bisherige Chef der spanischen Tochter Seat, Jürgen Stackmann. Neuer Chef bei Seat wird Luca de Meo, bisher Vertriebschef bei Audi. Das bisher ohnehin nur kommissarisch besetzte Produktionsressort im Konzernvorstand wird komplett gestrichen.

Knapp drei Millionen Autos in Deutschland mit Manipulationssoftware

In der vergangenen Woche war in den USA herausgekommen, dass Volkswagen mit Abgaswerten von Dieselfahrzeugen bei Tests betrogen hat. Eine entsprechende Software ist nach Angaben des Konzerns weltweit in elf Millionen Autos eingebaut. Allein in den USA kommen auf Volkswagen eine Milliardenstrafe sowie eine teure Rückrufaktion und Schadenersatzklagen zu. Unter anderem um diesen zu begegnen, beschloss der Aufsichtsrat, "deutsche und US-Rechtsanwälte zu mandatieren, die die Manipulation von Abgaswerten bei Dieselmotoren objektiv ermitteln und vollständig aufklären sollen". In Deutschland sind von den Manipulationen fast drei Millionen Autos betroffen.

hmf/tko (dpa, afp, rtr)