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VW droht eine Klagewelle

24. September 2015

Nicht nur der gute Ruf steht auf dem Prüfstand: Milliardenteure Bußgelder, Sammelklagen und Regressansprüche aus Europa und Übersee könnten Volkswagen auf Jahre belasten und an die Substanz gehen.

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Symbolbild Gericht USA
Bild: Fotolia/Guzel Studio

Berichten zufolge rollt auf VW in den USA und in Kanada eine Flut von Sammelklagen zu. Alleine in den USA sind mindestens zwei Dutzend Klagen in sieben Bundesstaaten gegen VW eingereicht worden. Die Kläger sollen private Autokäufer sein, in einem Fall ein Autohändler. VW würden Betrug, Vertragsbruch und weitere Gesetzesverstöße vorgeworfen, hieß es. Die Anwälte argumentieren damit, dass Volkswagen die Kunden getäuscht habe, die mehr gezahlt hätten, um vermeintlich umweltfreundliche Autos zu fahren. VW habe bisher "keine Kenntnis, wann, wo, wie welche Klage anhängig ist", sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag.

Zudem droht Volkswagen in den USA eine Strafe von bis zu 18 Milliarden Dollar durch die US-Umweltbehörde EPA. Das Justizministerium in Washington soll wegen möglicher strafrechtlicher Vergehen ermitteln. Außerdem sind mehrere US-Bundesstaaten dabei, ein Bündnis zu formen, um Ermittlungen gegen den deutschen Autobauer einzuleiten. Das bestätigte ein Sprecher des New Yorker Staatsanwalts Eric Schneiderman. Für VW bahnt sich damit noch größerer Ärger an: Sowohl wegen möglicher Straftaten wie Betrug als auch wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Umweltgesetze könnten auf bundesstaatlicher Ebene weitere empfindliche Strafen und Bußgelder verhängt werden.

Ermittlungen auch in Italien und Deutschland

Auch in Europa drohen VW Strafzahlungen: Die Staatsanwaltschaft in Turin leitet Justizkreisen zufolge Vorermittlungen gegen Volkswagen ein. Es soll überprüft werden, ob auch in Italien Abgaswerte manipuliert wurden.

In dem Skandal um manipulierte Abgaswerte prüft inzwischen auch die Staatsanwaltschaft in Braunschweig, ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche von Volkswagen einleiten soll. Neben den bereits von Amts wegen durchgeführten Prüfungen geschehe dies inzwischen auch aufgrund von mehreren Strafanzeigen von Bürgern, teilte die Ermittlungsbehörde am Mittwoch mit. In Betracht komme unter anderem Betrug zu Lasten von Autokäufern, sagte ein Ministeriumssprecher. Zunächst sollten Informationen gesammelt und gesichtet werden.

Volkswagen erstattet Anzeige gegen Unbekannt

Auch Volkswagen selbst erstattete Anzeige gegen die unbekannten Verantwortlichen. Das Präsidium des Aufsichtsrats habe "den Eindruck, dass strafrechtlich relevante Handlungen eine Rolle" gespielt hätten, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, selbst Aufsichtsratsmitglied. Das Unternehmen werde dafür sorgen, dass die Verantwortlichen für die Abgas-Affäre "hart belangt werden". Zudem werde Volkswagen einen Sonderausschuss gründen, der die Aufklärung konsequent vorantreiben werde. Dabei solle auch auf externe Berater zurückgegriffen werden. VW werde dafür sorgen, "dass diese Affäre vollständig und schnell aufgeklärt wird", so Weil.

VW muss wegen des Skandals Autos zurückrufen und stellt alleine dafür 6,5 Milliarden Euro zurück. Die Aktie des Konzerns hat seit Bekanntwerden der Manipulationen mehr als ein Viertel ihres Wertes verloren. Die Ratingagentur Moody's senkt den Ausblick für VW auf "negativ".

hmf/tko (dpa, rtr)