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VW-Skandal zieht Kreise

24. September 2015

Bei Volkswagen zeichnen sich personelle Konsequenzen ab. Auch scheinen mehr Konzerntöchter vom Skandal betroffen zu sein als bisher bekannt: Auch Skoda und Seat haben Software eingesetzt, um Abgaswerte zu manipulieren.

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Volkswagen Touareg VW-Autostadt in Wolfsburg
Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Von den Problemen mit manipulierten Abgaswerten sind bei Volkswagen neben VW und Audi weitere Marken betroffen. Innerhalb des Konzerns teilen sich die Unternehmen etliche Bauteile, darunter auch Motoren und Getriebe. Ein Sprecher der Volkswagentochter Skoda bestätigte am Donnerstag, Modelle der Reihen Fabia, Roomster, Octavia und Superb aus den Jahren 2009 bis 2013 seien teilweise mit den betroffenen Dieselmotoren ausgerüstet worden. Bei aktuellen Modellen gebe es keine Probleme.

Skoda hat nach eigenen Angaben in Deutschland einen Marktanteil von knapp sechs Prozent. Das Verkehrsministerium in Prag hat eine Untersuchung eingeleitet und will bei einer eventuellen Rückrufaktion behilflich sein, wie ein Sprecher mitteilte.

Skoda-Chef Winfried Vahland wird neben anderen als möglicher Nachfolger des zurückgetretenen VW-Chefs Martin Winterkorn gehandelt. Der 58-Jährige steht seit 2010 an der Spitze des Autobauers aus Mlada Boleslav und war zuvor fünf Jahre lang für Volkswagen in China tätig.

Auch die spanische Tochter hat manipuliert

Auch Seat bestätigte am Donnerstag, dass in dem Werk der spanischen VW-Tochter Fahrzeuge mit der manipulierten Diesel-Technologie montiert worden seien. Die genaue Zahl sei nicht bekannt, verlautete aus Unternehmenskreisen. Eine Untersuchung solle nähere Aufschlüsse bringen.

Die spanische Zeitung "El País" berichtet, dass seit 2009 bei Seat eine halbe Million Autos mit der manipulierten Abgas-Technologie montiert worden seien. Als Quelle wurden inoffizielle Kreise genannt, die mit dem Unternehmen in Verbindung stünden.

Personelle Konsequenzen

Die Krise bei VW hat nun auch personelle Konsequenzen bei den Töchtern Porsche und Audi. Der für Forschung zuständige Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz muss gehen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Konzernkreisen erfuhr. Auch Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg muss seinen Posten räumen. Zuvor hatten bereits "Bild" und "Spiegel Online" darüber berichtet.

Der Porsche-Manager Hatz war von 2001 bis 2009 im VW-Konzern als Motorenentwickler tätig - zunächst bei Audi, später bei Volkswagen selbst. Seit Februar 2011 ist er Mitglied im Vorstand der VW-Tochter Porsche. Ein Porsche-Sprecher sagte, man äußere sich nicht zu Personalspekulationen.

Hackenberg war 2007 zusammen mit Winterkorn von Audi nach Wolfsburg gewechselt. Er gilt als Erfinder des Baukastensystems, das Volkswagen derzeit bei immer mehr Marken einführt. Später kehrte Hackenberg nach Ingolstadt zurück, um Audi mit neuen Elektroautos auf die Sprünge zu helfen.

Laut "Spiegel" soll neben diesen beiden auch Hackenbergs Nachfolger als Entwicklungsvorstand bei Volkswagen, Heinz-Jakob Neußer, gehen. Es dürfe keine Rücksicht darauf genommen werden, dass alle drei derzeit wichtige Posten im Volkswagen-Konzern inne hätten, zitierte der "Spiegel" einen Aufsichtsrat. Das Gremium sei fassungslos, dass VW bereits Anfang September die US-Behörden über die Manipulationssoftware informiert habe, den Aufsichtsrat und die Öffentlichkeit aber erst Wochen später.

Recherchen werden ausgedehnt

Die Aktivisten, die den Diesel-Abgas-Skandal bei VW ins Rollen brachten, wollen auch andere Antriebsarten unter die Lupe nehmen. Für die kommenden Monate seien weitere Fahrzeugtests geplant, sowohl im Labor als auch auf der Straße, sagte Peter Mock vom International Council on Clean Transportation (ICCT) der Branchenzeitung "Automobilwoche". "Hierbei werden wir auch andere Antriebe mit beleuchten."

Ob weitere Autobauer technischer Manipulationen überführt werden könnten, sei "zurzeit noch nicht absehbar", sagte Mock. Schon jetzt allerdings legten "frühere Vergleiche von Messdaten aus Labor und Praxis zumindest den Schluss nahe, dass es auch bei anderen Herstellern größere Abweichungen geben könnte". Es seien jedoch weitere Tests nötig, um die Abweichungen genauer zu untersuchen.

Während schwere Lastwagen und Busse nach verpflichtenden Straßentests deutlich umweltfreundlicher geworden seien, will der ICCT sich nun Stadtlieferwagen und Transporter genauer ansehen. "Für die leichten Nutzfahrzeuge erwarten wir jedoch ein ähnliches Problem wie für Diesel-Pkw und planen, dies in nächster Zeit näher zu untersuchen", sagte Mock.

Der ICCT hatte die Straßentests der VW- und Audi-Modelle in den USA angestoßen, bei denen die deutlich höheren Abgaswerte im regulären Betrieb auffielen.

dk/bea (afp/rtr/dpa)