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Von Kamerun in die deutsche Kita

Nadina Schwarzbeck22. April 2014

Ein Jahr im Ausland verbringen - davon träumen auch viele junge Afrikaner. Mit dem Austauschprogramm "weltwärts" können sie nach Deutschland kommen und Berufserfahrungen sammeln. Einige entdecken sogar ihren Traumjob.

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Claris Nkufunji (Foto: N. Schwarzbeck/DW)
Bild: DW/N. Schwarzbeck

9 Uhr morgens in Wiesbaden: Die Straßen sind noch menschenleer, aber in der Kindertagesstätte St. Bonifatius geht es schon hoch her. In einem mit bunten Bildern geschmückten Raum rücken 15 Kinder Stühle in einem Kreis zusammen und reden wild durcheinander. Eine Erzieherin bittet alle zur Ruhe, dann beginnt die tägliche Morgenrunde, in der sich alle gegenseitig begrüßen und erzählen, was sie am Vortag erlebt haben.

Claris Nkfunji sitzt, umringt von Drei- bis Fünfjährigen, mit im Kreis und hört aufmerksam zu. Die 23-Jährige kommt aus Kumbo, einer Stadt im Nordwesten von Kamerun. Sie ist mit dem Austauschprogramm "weltwärts" für ein Jahr nach Deutschland gekommen - und das erste Mal überhaupt in ihrem Leben im Ausland. Claris wurde in Kamerun ausgewählt teilzunehmen, weil sie sich schon lange im Jugendzentrum ihrer Heimatstadt engagiert und dort auch eine Jugendgruppe leitete. "Als ich erfahren habe, dass ich für den Austausch ausgesucht wurde, war ich sehr überrascht. Ich hätte nicht mal im Traum daran gedacht, dass ich nach Deutschland kommen würde", erinnert sie sich. Die Chance wollte Claris unbedingt nutzen. Zeitlich passte es auch gut, denn sie hatte gerade die weiterführende Schule beendet und war auf der Suche nach einem passenden Beruf.

Austausch jetzt auch von Süd nach Nord

Claris Nkufunji ist eine von derzeit 150 jungen Menschen, die an dem neuen Süd-Nord-Austausch von "weltwärts" teilnehmen. Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst wurde schon 2008 gegründet und gehört zum Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ). Der Austausch aber blieb lange einseitig: Es gingen nur Deutsche ins Ausland.

Im Februar 2014 startete das Projekt "Süd-Nord" - damit sollen mehr junge Menschen aus Entwicklungs- und Schwellenländern die Möglichkeit bekommen, in Deutschland Praxiserfahrungen zu sammeln. "Weltwärts" finanziert den Flug, zahlt die Versicherungen und gibt den Teilnehmern ein kleines Taschengeld. Ihre Einsatzbereiche sind vielfältig: Umweltprojekte, soziale Initiativen oder, wie bei Claris Nkufunji, Kindertagesstätten.

Kind mit einer Schüssel Teigbällchen in einer Kindertagesstätte in Wiesbaden (Foto: N. Schwarzbeck/DW)
Das schmeckt Kindern: Teigbällchen nach einem Rezept aus KamerunBild: DW/N. Schwarzbeck

Seit Anfang des Jahres arbeitet Claris nun in Wiesbaden. Gerade erst hat sie den Kindern einen Film aus Kamerun gezeigt und ihnen beigebracht, wie man kamerunische "Peel Nuts" backt - also Teigbällchen mit Nüssen. Sie verständigt sich in einfachem Deutsch, weil sie in Kamerun nur wenige Stunden Deutschunterricht hatte. Die Sprache macht Claris ganz schön zu schaffen. "Das ist der einzige Grund, warum ich manchmal am liebsten wieder nach Hause fliegen möchte", sagt sie. "Deutsch hat strenge Regeln und ist sehr schwer. Aber wenn ich an die schönen Dinge hier denke, wie die historischen Bauten, dann möchte ich bleiben."

Erfahrungen sammeln in Europa

Jessica Winter nickt zustimmend. Die junge Erzieherin arbeitet auch in der Kindergartengruppe und steht Claris als Mentorin zur Seite. Oft spreche sie mit ihr noch Englisch, "aber wir üben täglich und mit den Kindern versucht sie die meisten Sachen auf Deutsch zu machen. Und wenn Claris etwas nicht versteht, fragt sie nach."

Claris Nkufunji und Jessica Winter (Foto: N. Schwarzbeck/DW)
Jessica Winter mit ihrer Mentee Claris NkufunjiBild: DW/N. Schwarzbeck

Nach der Morgenrunde kommt ein kleiner Junge zu Claris gerannt und drückt ihr schüchtern eine Papierrolle in die Hand. Es ist ein Bild, das er für sie gemalt hat. Solche Geschenke bekäme sie öfter, erzählt Claris, lächelt bescheiden und fügt hinzu, dass sie sich hier wohl fühle, auch wenn vieles anders sei als in Kamerun. "Alle sind so pünktlich und machen ihre Arbeit mit Hingabe. Und ich denke, dass diese Hingabe dazu geführt hat, dass Deutschland sich so gut entwickelt."

Wenn Claris nicht arbeitet, verbringt sie Zeit mit ihrer Gastfamilie. Deren Tochter war selbst mit "weltwärts" in Kamerun. Und alle paar Wochen besucht Claris Nkfunji mit anderen aus ihrem Austauschprogramm Seminare, in denen sie über ihre Erfahrungen in Deutschland spricht. Bevor es für sie Ende des Jahres wieder zurück nach Hause geht, will die 23-Jährige gemeinsam mit einer Jugendgruppe noch nach Italien und Frankreich reisen. Der Austausch habe ihr schon jetzt bei der Berufswahl geholfen, sagt Claris. Sie möchte nach ihrer Rückkehr weiterhin in einem Kindergarten arbeiten.