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US-Wahlkampf: Die Band "The White Stripes" verklagt Trump

Dagmar Schönowsky | Silke Wünsch
10. September 2024

Kein US-Wahlkampf ohne Hymne. Kandidat Donald Trump handelt sich bei der Auswahl seiner Songs allerdings öfter Ärger ein. Von den ganz Großen wie den Rolling Stones oder wie jüngst mit der Band "The White Stripes".

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Kombobild: Donald Trump am Mikrophon, daneben der Sänger der Band The White Stripes auf der Bühne mit Gitarre in der Hand
Bild: David Dee Delgado/REUTERS/Vince Fedoroff/The Canadian Press/AP/picture alliance

Wie der Boxer seine Einlaufmusik, so braucht auch jeder US-Präsidentschaftskandidat seine Wahlkampfhymne. Für Bands und Musiker kann das eine Ehre sein, aber das ist nicht immer der Fall. Die US-Band "The White Stripes" geht nun gerichtlich gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump vor, weil er offenbar unerlaubt ihren Superhit "Seven Nation Army" nutzte. Sie wollen erwirken, dass der Song von den US-Republikanern weder erwähnt noch gespielt werden darf. Jack White, Sänger und Gitarrist der Band, veröffentlichte auf Instagram ein Bild der Klageschrift.

Schon im August hatte die kanadische Sängerin Celine Dion verlauten lassen, dass sie es nicht dulden werde, dass ihr Song "My Heart Will Go On" für Trumps Wahlkampfzwecke eingesetzt wird. In den USA haben Musiker tatsächlich die Möglichkeit, juristisch gegen die Nutzung ihrer Songs auf politischen Bühnen vorzugehen - anders als in Deutschland. Hierzulande sind schon einige ähnliche Beschwerden deutscher Künstlerinnen und Künstler ins Leere gegangen.

Dass Musik im Wahlkampf schon eine sehr lange Tradition hat, zeigen viele Beispiele aus der US-Wahlkampfgeschichte; den Anfang machte direkt der erste Präsident der Vereinigten Staaten:

George Washington - "God Save Great Washington" 

Gemäde von George Washington.
George Washington war von 1789 bis 1797 der erste Präsident der USABild: picture alliance / akg-images

"God Save Great Washington" gilt als persönliche Hymne des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Man übernahm kurzerhand die Melodie der britischen Hymne "God Save The King" und textete sie so um, dass alles auf "Great Washington" passte. Damit wischte man der britischen Krone eins aus - immerhin hat George Washington Amerika in die Unabhängigkeit von den Briten geführt.

John F. Kennedy 1960 - Frank Sinatra "High Hopes" 

Bildkombo John F. Kennedy am Rednerpult & Frank Sinatra am Klavier.
John F. Kennedy und Frank Sinatra verband auch eine Freundschaft


Der Oscar-prämierte Frank Sinatra-Hit "High Hopes" aus dem Jahr 1959 erhielt für den Wahlkampf von John F. Kennedy 1960 einen neuen Text von Sammy Cahn und wurde zum offiziellen Wahlkampf-Song.

 
Ronald Reagan 1984 - Bruce Springsteen "Born In The U.S.A." 

Bildkombo | Ronald Reagan hebt den Daumen und Bruce Springsteen mit Gitarre auf der Bühne.
"Born in the USA" war ein Protestsong und keine Hymne für US-Patrioten

Die Songauswahl für den Wahlkampf des Republikaners Reagan im Jahr 1984 gilt als größter Fehlgriff in der Geschichte der Wahlkampfsongs. "Born In The U.S.A." ist nicht so patriotisch, wie man zunächst annehmen könnte. Bruce Springsteen distanziert sich in dem Song vom Vietnamkrieg und kritisiert die damalige US-Regierung und ihren Umgang mit den Kriegsveteranen.

Im US-Wahlkampf 2016 unterstützte Springsteen dafür die Demokratin Hillary Clinton, die damals gegen Donald Trump angetreten war - und sich geschlagen geben musste.


Bill Clinton 1992 - Fleetwood Mac "Don't Stop" 

BIldkombo | Bill Clinton vor der US-Flagge und Stevie Nicks mit einem Schellenkranz.
Bill Clinton gewann die Wahl - auch mit der Stimme von Stevie Nicks von Fleetwood Mac?

Hinter der Auswahl dieses Songs soll folgende taktische Überlegung stecken: "Don't Stop (Thinking About Tomorrow)" war 1977 veröffentlicht worden und hatte damals besonders viele junge Fans in den USA. 15 Jahre später gehören die Fleetwood Mac-Fans von damals zu den Wählern mittleren Alters, also zu der Generation mit besonders hoher Wahlbeteiligung, davon erhoffte sich das Team Bill Clinton den Wahlsieg. Die Rechnung ging auf, Clinton gewann.

George W. Bush 2000 - Tom Petty "I Won't Back Down" 

Bildkombo | George W. Bush vor der US-Flagge und Tom Petty mit Gitarre auf der Bühne.
Nicht sehr wohlwollend zeigte sich der Musiker Tom Petty (†2017)

Tom Petty protestierte gegen die Nutzung seines Songs und verbot dem Republikaner George W. Bush, das Lied zu verwenden. Im Jahr 2020 gab es dann erneut Ärger. Der damals amtierende US-Präsident Donald Trump ließ den Song bei einem Wahlkampf-Auftritt in Tulsa (Oklahoma) spielen. Die Erben des mittlerweile verstorbenen Musikers schickten Trump daraufhin eine Unterlassungserklärung.

Barack Obama 2008 - Stevie Wonder "Signed, Sealed & Delivered"

Obama legt Stevie Wonder ein Verdienstkreuz am Band um den Hals, beide haben gute Laune.
Für Barack Obama haben sich Schwarze Musiker wie Stevie Wonder gerne auf die Bühne gestelltBild: picture-alliance/dpa

"Signed, Sealed & Delivered" von Stevie Wonder erklang im Wahlkampf 2008 regelmäßig nach den Reden von Barack Obama. Die Botschaft an seine Wähler: "Ich gehöre Euch!" Obama hatte große Teile der Popkultur hinter sich: Bruce Springsteen, Beyoncé oder Katy Perry gehörten dazu. Rapper und Produzent will.i.am von den Black Eyed Peas produzierte eigens den Track "Yes We Can" zu seinen Ehren.

Donald Trump 2020 - The Rolling Stones und andere

Mick Jagger vor einem roten Vorhang.
Mick Jagger will nicht, dass seine Songs benutzt werdenBild: Toby Melville/REUTERS

Ganz anders die Lage im Präsidentschaftswahlkampf 2020: Donald Trump nutzte unter anderem mehrfach den Song "You Can't Always Get What You Want" von den Rolling Stones. Stones-SängerMick Jagger wollte das unterbinden und setzte zusammen mit seinem Gitarristen Keith Richards seine Unterschrift unter einen offenen Brief, in dem Künstlerinnen und Künstler sich dagegen wehrten, vor politische Karren gespannt zu werden. Unterzeichnet haben unter anderem auch Elton John, Lionel Richie, die Band Pearl Jam und Sheryl Crow.

Dagmar Schönowsky HA Kultur Social Media
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Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online