Umfrage: Deutsche sind zufriedener
17. März 2017Dass die Zufriedenheit vor allem in Ostdeutschland deutlich angestiegen ist, geht danach im Wesentlichen auf den Aufholprozess in den neuen Bundesländern zurück, zeigen neue Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Das SOEP ist eine für Deutschland repräsentative Langzeitstudie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). In Westdeutschland sind die Menschen wieder so zufrieden wie zu Beginn der Untersuchungen 1984. Und die Menschen in Ostdeutschland sind mit ihren Lebensverhältnissen noch nie so einverstanden wie seit der Wiedervereinigung 1990.
Abstand zwischen Ost und West so niedrig wie noch nie
Das in Ostdeutschland gemessene Niveau der Zufriedenheit liegt jedoch auch mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung noch unter dem westdeutschen Niveau. "So ernüchternd es ist, dass es ihn immer noch gibt: Der Abstand zwischen Ost und West hat sich über die Jahre maßgeblich verringert und ist so klein wie noch nie", sagt SOEP-Direktor Jürgen Schupp, der die Analyse durchgeführt hat. Was die Menschen in den neuen Bundesländern unzufriedener macht, sind vor allem die unterschiedlichen Gehalts- und Lohnniveaus zwischen Ost und West. Auch in punkto Gesundheit geben Ostdeutsche geringere Werte auf der Zufriedenheitsskala an als ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger im Westen, was wohl vor allem der demografischen Entwicklung geschuldet ist. Es gibt dort mehr alte Menschen. Zufriedener sind die Menschen im Osten dagegen weiterhin mit den Betreuungsmöglichkeiten für Vorschulkinder.
Keine Unterschiede gibt es mehr bei den Sorgen um Umwelt und Ausländerfeindlichkeit. Aber um die wirtschaftliche Lage - vor allem um die eigene Finanzkraft - und um die Sicherheit ihrer Jobs sorgen sich die Menschen im Osten weiterhin stärker als die im Westen. "Die Gemeinsamkeiten sind inzwischen dennoch bedeutender als die Unterschiede", sagt der Sozialwissenschaftler Maximilian Priem von der Freien Universität Berlin. "Trotz mancher Probleme im Detail ist die deutsche Wiedervereinigung eine beispiellose Erfolgsgeschichte."
Deutschland hat Krisen gut bewältigt
Die SOEP-Daten dokumentieren aber nicht nur das Zusammenwachsen der ehemals getrennten deutschen Staaten. So spiegeln sich auch Strukturreformen oder globale Einflüsse und Umstände in den Zufriedenheitsverläufen. Die Forscher stellten fest, dass die Lebenszufriedenheit bei bestimmten Ereignissen oder Phasen zurückging, darunter die Hartz IV-Regelungen nach der Jahrtausendwende, der Terroranschläge des 11. September 2001 oder der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986. Zeitgleich schossen die Sorgen in die Höhe.
Den Grund für die relativ große Zufriedenheit hierzulande vermutet Schupp darin, dass Deutschland - trotz aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen - viele Krisen der vergangenen Jahre erfolgreich bewältigt habe. Anders als in vielen anderen Ländern habe zum Beispiel die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt und die Wirtschaft in Deutschland nicht aus dem Takt gebracht. Daten zur persönlichen Lebenszufriedenheit seien eine wichtige Größe bei der Messung von Lebensqualität, so Schupp. "Wer Aussagen zur Lebensqualität treffen möchte, muss neben
den objektiven Lebensbedingungen auch die subjektive Lebenszufriedenheit im Blick haben", erklärte der Wissenschaftler.
Das SOEP befragt seit seinem Gründungsjahr 1984 jährlich mehr als 10.000 Personen zu ihrer Lebenszufriedenheit. Auf einer Skala von null bis zehn geben die Befragten an, wie zufrieden sie derzeit alles in allem mit ihrem Leben sind.
mas/fab (epd, kna, diw.de)