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Finanzspritze für Libanons Armee

29. Dezember 2013

Saudi-Arabien zeigt sich großzügig und hat eine Milliardenspende für den Libanon angekündigt. Das Geld soll in die Armee fließen. Doch das Geschenk ist nicht uneigennützig.

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Armee erstmals seit Jahren wieder in Hisbollah-Viertel von Beirut (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Zwei Tage nach dem Bombenanschlag auf den libanesischen Oppositionspolitiker Mohammed Schattah hat Saudi-Arabien eine Milliardenspende für die libanesische Armee angekündigt. Die Streitkräfte sollen drei Milliarden US-Dollar, umgerechnet 2,2 Milliarden Euro, erhalten. Es ist die größte Finanzspritze für die Truppen in der Geschichte des kleinen arabischen Mittelmeerlandes. Dies ermögliche, dass die Armee "moderne Waffen anschafft, den Terrorismus bekämpft und die Bürger des Landes schützt", sagte der libanesische Präsident Michel Suleiman in Beirut.

Suleiman deutete zudem an, mit einem Teil des Geldes Waffen aus Frankreich kaufen zu wollen. Dessen Präsident François Hollande ist derzeit zu Besuch beim saudischen König Abdullah in Riad. Hollande sagte, sollte er gefragt werden, werde er Waffen liefern.

Letztes Geleit für Schattah

Unterdessen wurde der ermordete Oppositionelle Mohammed Schattah in Beirut beigesetzt. Er war am Freitag in seinem Auto bei einem Bombenanschlag im Zentrum der Hauptstadt getötet worden. Mit ihm starben sechs weitere Menschen, unter ihnen ein Leibwächter und unbeteiligte Passanten. Zu dem Anschlag, der weltweit Empörung und Besorgnis auslöste, bekannte sich zunächst niemand. Dutzende Soldaten sicherten den Begräbniszug.

Schattah war ein enger Vertrauter des Führers des anti-syrischen Lagers im Libanon, Saad Hariri. Anschläge auf anti-syrische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind im Libanon nicht selten. Auch Hariris Vater Rafik - zweimaliger Ministerpräsident des Landes - war 2005 durch einen Bombenanschlag ermordet worden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte in New York, Schattahs Tod sei ein furchtbarer Verlust für den Libanon und eine Mahnung, dass es keine Straflosigkeit für die Täter geben dürfe.

Beirut: Ex-Minister bei Anschlag getötet

Saudi-Arabiens Geldspende könnte wohl nicht nur der libanesischen Armee helfen. Denn das ölreiche Land ist mit dem syrischen Regime unter Baschar al-Assad verfeindet und unterstützt im syrischen Bürgerkrieg die Aufständischen. Zudem versucht das Golf-Königreich den Einfluss des Irans in der Region einzudämmen, der wiederum die islamistische Hisbollah im Libanon unterstützt.

Spannungen zwischen Israel und dem Libanon

Die Hisbollah steht auch im Verdacht, hinter den jüngsten Angriffen auf Israel zu stecken. Nach Medienberichten wurden fünf Katjuscha-Raketen am Sonntagmorgen auf den Norden des Nachbarlandes abgefeuert, Israel reagierte mit massivem Artilleriefeuer. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von "Kriegsverbrechen" und sagte, man sehe die libanesische Regierung als verantwortlich für die Vorfälle.

Naher Osten: Politisches Pulverfass

Weder in Israel noch im Libanon gab es Berichte zu möglichen Opfern. UN-Friedenstruppen waren in Kontakt mit beiden Seiten, um die Lage zu beruhigen. Der Kommandeur der Unifil-Beobachtertruppen im Libanon, Paolo Serra, sprach von einem "sehr schwerwiegenden Vorfall", der die Stabilität in der Region gefährde.

Zuletzt waren im August Raketen aus dem Libanon in Israel eingeschlagen. Israel reagierte darauf mit einem Luftangriff auf ein Palästinenserlager südlich von Beirut. Vor knapp zwei Wochen war allerdings im Grenzgebiet zum ersten Mal seit 2010 ein israelischer Offizier erschossen worden. Die libanesische Armee sprach von der Einzeltat eines Soldaten. Während des Libanonkrieges von 2006 hatte die mit dem Iran und Syrien kooperierende Hisbollah-Miliz Tausende Raketen auf den Norden Israels abgefeuert. Seitdem war es an der Grenze überwiegend ruhig.

nis/kis (dpa, afp, rtr)