Irans Nominierte boykottieren Oscars
29. Januar 2017Farhadi nennt schon einen Oscar sein eigen, auch in Cannes und Berlin hat der Iraner Preise gewonnen. Jetzt ist er - ebenso wie seine Landsmännin Taraneh Alidoosti – für einen Oscar nominiert. Fraglich ist allerdings, ob er nach dem Einreiseverbot für Iraner überhaupt nach Los Angeles darf. Es sei besorgniserregend, so die Oscar-Akademie, dass der Regisseur des Films "The Salesman" und sein Team "wegen ihrer Religion oder ihres Herkunftslandes" an der Einreise gehindert werden könnten.
Nach seinem Dekret zum Bau einer Grenzmauer zu Mexiko setzt US-Präsident Donald Trump die nächsten Schritte seiner rigorosen Einwanderungspolitik um: Er ordnete nun einen vorübergehenden Aufnahmestopp für Flüchtlinge sowie ein temporäres Einreiseverbot für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern, darunter dem Iran, an.
Zahlreiche Iraner verurteilten Trumps Vorstoß in den Sozialen Medien: "Trumps Visa-Ankündigung ist rassistisch. Egal, ob es sich dabei um eine kulturelle Veranstaltung handelt, aus Protest werde ich nicht zu den Academy Awards 2017 kommen", twitterte die iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti aus "The Salesman".
Der Kinofilm des preisgekrönten Regisseurs Asghar Farhadi, in dem Alidoosti neben Shahab Hosseini die Hauptrolle spielt, ist in der Kategorie bester ausländischer Film für den Oscar nominiert. Derzeit ist noch unklar, ob Hosseini und Farhadi zur Oscarverleihung in die USA reisen werden. Er werde seine Entscheidung in den nächsten Tagen bekanntgeben, hieß es am Samstag von seinem Büroleiter.
Nach Informationen der "Washington Post" will Trump das US-Flüchtlingsprogramm mit seinem Dekret für 120 Tage aussetzen. Syrischen Flüchtlingen solle auf unbestimmte Zeit kein Asyl in den USA gewährt werden. Zudem sei geplant, Visa-Anträge von Menschen aus Syrien, dem Irak, dem Iran, dem Sudan, Libyen, Somalia und dem Jemen 30 Tage lang nicht zu bearbeiten, berichtete die Tageszeitung unter Berufung auf einen Entwurf der Anordnung.
Am Mittwochabend verteidigte Trump seine Pläne gegenüber dem US-amerikanischen Fernsehsender ABC. "Die Welt ist ein Saustall", sagte er. Daher sehe sich der neu gewählte Präsident zum Handeln gezwungen. Es gehe ihm nicht "um eine Verbannung von Muslimen, sondern um Länder, in denen es viel Terrorismus gibt", sagte der US-Präsident, der mit dieser Pauschalisierung die tatsächliche politische Lage etwa des Irans verkennt. Es müsse verhindert werden, dass Menschen aus solchen Ländern den USA "gewaltige Probleme" bereiteten.
bb/nw (dpa, afp)