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Musk und Trump tauschen im Live-Talk radikale Parolen aus

13. August 2024

Der Milliardär Elon Musk hatte ein "Interview" mit Donald Trump angekündigt. Doch die Unterhaltung auf der Plattform X geriet zu einer puren Wahlkampf-Show für den Ex-Präsidenten - überschattet von technischen Problemen.

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Ein Bildschirm zeigt die X-Plattform mit Donald Trump und Elon Musk
Das Live-Gespräch auf X zwischen Donald Trump und Elon Musk war mit Spannung erwartet wordenBild: Andre M. Chang/Zuma/Imago

In einem mit Verspätung begonnenen Gespräch haben sich der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump und sein prominenter Unterstützer, der superreiche Unternehmer Elon Musk, wechselseitig mit radikalen Theorien überhäuft. In der einseitigen Unterhaltung wetterte Donald Trump einmal mehr gegen Einwanderung und Klimawandel und bezeichnete US-Präsident Joe Biden mehrfach als "dumm". Der mit großer Fanfare angekündigte Livestream begann wegen technischer Probleme allerdings mit rund 45 Minuten Verspätung. Nach dem holprigen Beginn schalteten sich mehr als eine Million Menschen zu.

In dem Live-Gespräch auf Musks Plattform X kehrte Trump immer wieder zu einem Lieblingsthema zurück - seine Beziehungen zu Machthabern wie Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping. Unter ihm als Präsident würden die USA sicherer sein, versicherte er. Der 78-Jährige sprach sich zudem für den Bau eines Raketenabwehrsystems nach dem Vorbild des israelischen Iron Dome aus. "Wir werden den besten Iron Dome der Welt haben", sagte Trump.

Ex-Präsident Donald Trump Sitze vor einem Smart Phone an einem Tisch
Ex-Präsident Donald Trump im X-Gespräch mit Elon MuskBild: Margo Martin via REUTERS

Weiter spielte der Republikaner die Gefahr durch den globalen Klimawandel herunter. "Die größte Bedrohung ist nicht die globale Erwärmung, bei der der Meeresspiegel in den nächsten 400 Jahren um ein Achtel Zoll ansteigen wird", sagte er. "Sie werden mehr Grundstücke am Meer haben, richtig?", fragte Trump. Die größte Bedrohung sei die nukleare Erwärmung. Es gebe fünf Länder, die bedeutende Nuklearmächte seien.

Trump sieht Biden als Putschisten

Den Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weiße Haus bezeichnete Trump als "Putsch". Der 81-jährige Biden hatte nach wochenlanger Debatte um seine geistige Befähigung zu einer zweiten Amtszeit seinen Verzicht auf die Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im November erklärt. Mittlerweile wurde Kamala Harris als neue Präsidentschaftskandidatin der Demokraten nominiert.

Trump erhielt bei dem Gespräch die Möglichkeit, seine Wahlkampfthemen zu wiederholen. Widerspruch von Musk bekam er nicht - teilweise erhielt der 78-Jährige sogar Zuspruch für seine Behauptungen. Zudem betätigte sich der aktuell reichste Mensch als Stichwortgeber für den Republikaner.

Musk will in Trumps Regierung mitarbeiten

Der notorische Trump-Anhänger bekräftigte seine Unterstützung für den Republikaner und bot sogar seine Mitarbeit in einer möglichen Trump-Regierung an. "Ich denke, es wäre großartig, eine Kommission für die Effizienz der Regierung zu haben, die sich diese Dinge anschaut und sicherstellt, dass das Geld der Steuerzahler sinnvoll ausgegeben wird", sagte er. "Ich würde mich freuen, in einer solchen Kommission mitzuwirken."

Der 53-Jährige fühlte sich auch bemüßigt, in dem Gespräch seine Einstellung zum Klimawandel klarzustellen. Er sei dagegen, die Öl- und Gasindustrie zu verteufeln, sagte Musk. Es gebe in der Welt eine Nachfrage nach fossilen Brennstoffen – "und vermutlich ist es besser, wenn die Vereinigten Staaten sie liefern als einige andere Länder". 

"Zombie-Apokalypse" an der Grenze

Zur Einwanderungsfrage sagte der Gründer des Elektroautobauers Tesla, die Menschen würden in die USA strömen. Die Situation an der Grenze zu Mexiko verglich er mit einer "Zombie-Apokalypse". Es sei für die Vereinigten Staaten nicht möglich, alle Menschen der Erde aufzunehmen, sagte Musk weiter.

Der Unternehmer Elon Musk im Porträtbild
Der Unternehmer und Trump-Anhänger Elon MuskBild: Susan Walsh/AP/picture alliance

Trump sei der Weg zum Wohlstand gewesen, US-Vizepräsidentin Harris sei das Gegenteil, sagte Musk. "Ich glaube, wir stehen an einem Wendepunkt des Schicksals der Zivilisation und ich glaube, wir müssen den richtigen Weg einschlagen", betonte er. "Und ich denke, Sie sind der richtige Weg."

Trump war zuletzt in der Auseinandersetzung mit seiner Präsidentschaftsrivalin Harris und deren Demokratischer Partei in die Defensive geraten. Die Unterredung mit Musk sollte dazu beitragen, seiner stotternden Wahlkampagne Aufwind zu geben.

Technische Probleme

Der Beginn der Veranstaltung verzögerte sich um mehr als 40 Minuten, da viele Nutzer aufgrund technischer Probleme nicht auf den Livestream zugreifen konnten. Musk schrieb auf seiner früher als Twitter bekannten Plattform, es scheine einen "massiven" Cyberangriff gegeben zu haben. Die Plattform sei Ziel eines Distributed-Denial-of-Service-Angriffs (DDoS) gewesen. Ein solcher Angriff zielt darauf ab, Server mit einer Flut von Anfragen zu überlasten. Das Technologie-Blog The Verge berichtete kurz darauf unter Hinweis auf eine Quelle im Unternehmen, dass es keine solche Attacke gegeben habe.

In der rund zweistündigen Unterhaltung behauptete Trump, dass rund 60 Millionen Nutzer dem Livestream lauschten - während für alle sichtbar die Zahl von 1,2 Millionen Zuhörern angezeigt wurde. "Werde ich für das hier bezahlt oder nicht?", scherzte Trump zum Schluss.

Trump war nach der Kapitol-Erstürmung seiner Anhänger am 6. Januar 2021 von der Plattform Twitter verbannt worden. Musk ließ das Konto des Ex-Präsidenten nach seiner Übernahme im Jahr 2022 jedoch wieder freischalten.

Weniger Faktenchecks, mehr Desinformation

Musk hat sich in den vergangenen Jahren politisch zunehmend weiter nach rechts bewegt und lässt auf X die ungefilterte Verbreitung ultrarechter Verschwörungsideologien und Polemik zu. Auch verbreitet Musk selbst auf seinem eigenen Account nach Angaben von Experten eine Vielzahl von Falschinformationen zum US-Wahlkampf und findet mit diesen irreführenden Posts enorme Aufmerksamkeit.

kle/se (afp, dpa)