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Moody's senkt den Daumen für die Deutsche Bank

22. Juni 2012

Die Ratingagentur hat zu einem neuen Rundumschlag gegen die Großbanken ausgeholt. Angesichts der europäischen Schuldenkrise stufte sie 15 Finanzschwergewichte herab. Die Deutsche Bank kommt einigermaßen glimpflich davon.

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Das Logo der Deutschen Bank AG spiegelt sich in den Glastürmen der Bankzentrale in Frankfurt am Main (Foto: dapd)
Bild: dapd

Besonders jene Häuser, die auf den weltweiten Finanzmärkten ein großes Rad drehen, bereiten den Experten Kopfzerbrechen. Darunter sind auch die Deutsche Bank und mehrere namhafte US-Institute. Moody's-Experte Greg Bauer begründete den Schritt damit, dass die betroffenen Banken dem Auf und Ab der Kapitalmärkte besonders stark ausgesetzt seien und vor dem Hintergrund der Finanzkrise mit schweren Verlusten rechnen müssten. Allerdings wollte er nicht alle Banken über einen Kamm scheren. Viele Häuser hätten vertrauenswürdige Puffer aufgebaut, die einen Schock auffangen könnten, beispielsweise ein starkes Privatkundengeschäft. "Diese Aktivitäten können bedeutende 'Schock-Absorber' sein", sagte Bauer.

Deutsche Bank im Mittelfeld

Folgerichtig wurden die 15 international tätigen Banken unterschiedlich hart getroffen: Die Bonität von vier Instituten sank um eine Stufe, die von zehn Banken um zwei Stufen. Härter als erwartet traf es die Crédit Suisse: Nur sie wurde gleich um ganze drei Stufen schlechter benotet. Mit nunmehr A1 schneiden die Schweizer aber immer noch besser ab als die meisten anderen Banken.

Zu den – trotz Abwertung – noch robusten Banken zählt Moody's auch den US-Branchenprimus JPMorgan Chase, die britische HSBC mit ihrer weltweiten Aufstellung sowie die Royal Bank of Canada. Die Deutsche Bank sieht die Ratingagentur im Mittelfeld, weil sie fast die Hälfte ihrer Einnahmen aus dem schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft erziele. Für die Frankfurter ging es um zwei Bonitätsstufen nach unten von einem guten "Aa3" auf ein befriedigendes "A2". Der Ausblick ist stabil.

Schwere Zeiten für die Banken

Moody's stuft deutsche Banken herab

Eine schlechtere Kreditwürdigkeit kann die Aufnahme von frischem Geld erschweren und verteuern. Zudem besteht die Gefahr, dass eine Herabstufung die Kundschaft verunsichert - schlimmstenfalls gehen den Häusern damit lukrative Geschäfte durch die Lappen. Dabei können die Großbanken gerade jetzt keine neuen Probleme gebrauchen: Eine lustlose US-Wirtschaft, die europäische Schuldenkrise und unberechenbare Finanzmärkte machen ihnen das Leben ohnehin schon schwer. Die Gewinne sind in vielen Fällen gesunken und tausende Mitarbeiter an der Wall Street oder in den Londoner Handelssälen mussten gehen.

Bereits Anfang Juni hatte Moody's die Bonität mehrerer Banken gesenkt, darunter auch die der Commerzbank. Die Ratingagentur hatte den Schritt mit dem erhöhten Risiko weiterer Schocks begründet, die von der anhaltenden Schuldenkrise in der Eurozone ausstrahlten. Damals hatte sie erklärt, die Prüfung der Deutschen Bank dauere noch an. Eine neuerliche Runde von Herabstufungen durch Moody's war erwartet worden.

rb/sti (afp, dapd, dpa, rtr)