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Riesige Artenvielfalt in Südostasien entdeckt

26. Januar 2022

In den Anrainerstaaten des Mekong wurden in nur einem Jahr 224 neue Arten wie zum Beispiel ein Affe und ein meisterhaft getarnter Gecko gefunden. Diese Biodiversität muss geschützt werden, fordern Experten.

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Museumslangur Affe in freier Wildbahn
Doch noch nicht ausgestorben: Der "Museumslangur"Bild: WWF/AP/picture alliance

An Nachrichten über das weltweite Artensterben sind wir mittlerweile fast gewöhnt. In den nächsten Jahrzehnten sind laut eines UN-Berichts mindestens eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Aber es gibt nicht nur schlechte Nachrichten! In den Ländern rund um den Mekong in Südostasien wurden innerhalb eines Jahres mehr als 220 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt.

Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten "New Species Disoveries In The Greater Mekong 2020"-Bericht der Naturschutzorganisation WWF hervor. Der Report über das vorletzte Jahr, der mit etwas Verspätung erscheint, listet neue Arten auf, die in Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam entdeckt wurden.

Insgesamt stießen Forschende auf 224 neue Arten: 155 Pflanzen, 35 Reptilien, 17 Amphibien, 16 Fische und ein Säugetier.   

"Die Region um den Mekong ist einer der wichtigsten Hotspots für Biodiversität auf unserem Planeten. Das geht auch aus der endlosen Anzahl neuer Arten hervor, die dort jedes Jahr entdeckt werden", schreibt Thomas Ziegler, außerplanmäßiger Professor am Institut für Zoologie der Universität Köln im Vorwort des Berichts.

Seit 1997 haben Forschende in der Mekong-Region insgesamt 3007 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt.

Zweifarben-Gecko auf einem Felsen
Der neu entdeckte Zweifarben-Gecko ist ein Meister der TarnungBild: Mali Naiduangchan/WWF/dpa/picture alliance

Affe, Gecko und Frosch unter den Neuentdeckungen

Bei dem einzigen Säugetier auf der Liste handelt es sich um den "Museumslangur", eine Popa-Langurenart (zu sehen auf unserem Artikelbild). Streng genommen ist Trachypithecus popa keine neu entdeckte Art. Er wurde von Forschenden zwar in freier Wildbahn gesichtet und beschrieben.

Dass es sich tatsächlich um eine eigene Art handelt, wurde aber erst festgestellt, nachdem kürzlich eingesammelte Knochen des Tieres mit denen eines 100 Jahre alten Skeletts aus dem Natural History Museum London genetisch verglichen wurden. Bis zur aktuellen Entdeckung waren Experten davon ausgegangen, die Affenart sei ausgestorben. Auch jetzt ist sie bedroht - Experten gehen davon aus, dass nur noch 200 bis 250 Exemplare existieren.      

Neu entdeckt wurde der Zweifarben-Gecko. Forschende fanden den Gecko Cnemaspis selenolagus in Thailand. Aufgrund seiner Färbung ist er ideal zwischen Flechten und Moosen, in Felsspalten oder auf Ästen getarnt.

Auch der Schaufelfußfrosch kam 2020 neu hinzu. Mit seiner mondsichelförmigen Iris unterscheidet er sich von anderen rotäugigen Fröschen in Vietnam und Kambodscha. Die neue Art könnte aber bald schon wieder verschwunden sein - der Lebensraum des Frosches ist von Rodung und Landwirtschaft stark bedroht.

Schaufelfußfrosch auf einem Stein
Ebenfalls neu entdeckt: Der Schaufelfußfrosch, oder Leptobrachium Iunatum.Bild: Jodi Rowley/WWF/dpa/picture alliance

"Ein wertvolles und begrenztes Geschenk"

Der WWF-Report soll zum Artenschutz beitragen. "Die Entdeckung und Beschreibung neuer Arten ist nur der erste Schritt", schreibt Ziegler. Als nächstes müsse gehandelt werden, damit Arten wie der Museumslangur und der Schaufelfußfrosch nicht kurz nach ihrer Entdeckung aussterben.

"Berichte wie dieser sind von enormer Wichtigkeit, um die Menschen über die Artenvielfalt unseres Planeten, die ein wertvolles und begrenztes Geschenk ist, zu informieren", so Ziegler. "Wir alle müssen lernen, vorsichtiger zu sein und mit den anderen Kreaturen auf unserem Planeten zusammen zu leben."

Carla Bleiker
Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker