Zum Schluss noch Saudi-Arabien?
4. Mai 2023Wo geht die Karriere von Weltmeister Lionel Messi zu Ende? In Paris wohl nicht. Rund 20 Monate nach seinem tränenreichen Abschied vom FC Barcelona und dem Wechsel zu Paris St. Germain scheint eine gemeinsame Zukunft des mehrfachen Weltfußballers und des französischen Serienmeisters unwahrscheinlicher denn je.
Der Klub hat den argentinischen Superstar in der entscheidenden Phase des Titelkampfs in der französischen Liga für zwei Wochen suspendiert - etwas, das Messi in seiner ganzen Karriere noch nicht widerfahren ist. Doch einen Sonderstatus will PSG Messi anscheinend nicht gewähren. Nicht mehr. Eine nicht mit dem Klub abgesprochene Reise in den Golfstaat Saudi-Arabien, für den Messi als Tourismus-Botschafter aktiv ist, könnte nun das Ende der Liaison bedeuten, die nie innig war. Messi und PSG, das war von Anfang an eine Zweckverbindung.
Wütende Fans in Paris
Nach der peinlichen 1:3-Heimniederlage gegen den FC Lorient hatte Trainer Christophe Galtier kurzfristig für Montag ein Training anberaumt. Messi fehlte dabei wegen seiner Reise an den Golf. Das stieß nicht nur der PSG-Führung übel auf. Auch bei den Fans scheint der Weltmeister aus Argentinien Kredit verspielt zu haben. Im Spiel gegen Lorient gab es ein Pfeifkonzert gegen Messi und andere PSG-Topstars.
Am Mittwoch versammelten sich mehrere hundert Anhänger, vorwiegend Ultras, vor der PSG-Geschäftsstelle und machten ihrer Wut auf das Starensemble Luft. Rund 100 aufgebrachte Fans zogen anschließend vor das Wohnhaus des Brasilianers Neymar in Paris und sangen: "Hau ab, Neymar!" Der Klub verurteilte die Aktion scharf und erhöhte die Sicherheitsvorkehrungen am Trainingsgelände und vor den Häusern Messis, Neymars und des Italieners Marco Verratti.
"Das kann doch nicht wahr sein. Wie kann er nur? Vor allem, in der entscheidenden Saison-Phase, wo Paris noch nicht Meister ist und es an der Tabellenspitze immer enger wird", sagte der ehemalige französische Nationalspieler Robert Pirès beim Sender "Canal+" zu Messis Ausflug nach Saudi-Arabien. "Wäre ich PSG-Spieler, wäre ich auf ihn stocksauer."
Folgt Messi Ronaldo?
Die Zeichen stehen auf Abschied, trotz einer angeblichen mündlichen Zusage Messis, seinen Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern. Der Klub setzt mit der Suspendierung Messis ein Zeichen und plant angeblich bereits den großen personellen Umbruch - ohne den nach dem WM-Titelgewinn formschwachen Superstar. Doch wohin könnte Messis Weg führen? Eher nicht zurück zum FC Barcelona. Der katalanische Traditionsklub steht zwar vor dem Gewinn der spanischen Meisterschaft, wird jedoch weiter von finanziellen Schwierigkeiten geplagt.
Wahrscheinlicher ist, dass der Argentinier nach dem Auslaufen seines Vertrags in Paris nach dieser Saison seinem ewigen Rivalen, dem portugiesischen Superstar Cristiano Ronaldo, nach Saudi-Arabien folgt. Die Verbindung zum Golfstaat besteht ja bereits durch Messis Rolle als Tourismus-Botschafter. Und dass in Saudi-Arabien Gehälter bezahlt werden können, die selbst für die Schwergewichte des europäischen Spitzenfußballs astronomisch hoch sind, hat der Wechsel von Ronaldo zum Al-Nassr FC bewiesen.
Der Klub aus der saudischen Hauptstadt Riad bezahlt dem 37-jährigen Portugiesen angeblich rund 200 Millionen Euro pro Jahr. Bei zweieinhalb Jahren Vertragslaufzeit macht das etwa eine halbe Milliarde Euro. Messi könnte sogar deutlich mehr verdienen. Angeblich bietet ihm der saudische Klub Al-Hilal rund 400 Millionen Euro - im Jahr.
Sportswashing
Dabei sind Messi und Ronaldo auf ihre Gehälter als Fußballer längst nicht mehr angewiesen. Neben den vielen Millionen, die sie schon jetzt in ihren langen und erfolgreichen Profikarrieren verdient haben, verfügen die beiden alternden Superstars über lukrative Werbeverträge. Auch für seine Tätigkeit als Tourismus-Botschafter Saudi-Arabiens dürfte Messi fürstlich entlohnt werden - über die Höhe kann nur spekuliert werden.
Doch Geld spielt in der Sport-Strategie Saudi-Arabiens und anderer aufgrund von Bodenschätzen extrem reicher Staaten wie Katar ohnehin keine Rolle, es geht um Sportswashing: Diese Länder engagieren sich massiv im Sport, um ihr durch Menschenrechtsverletzungen angekratztes Image zu polieren. Saudi-Arabiens Nachbarland Katar, das Eigentümer von Messis Klub Paris St. Germain ist und mit der Ausrichtung der WM 2022 den ganz großen Wurf landete, hat es vorgemacht. Saudi-Arabien will nachziehen und plant dem Vernehmen nach - gemeinsam mit Ägypten und Griechenland - eine Bewerbung um die WM 2030.
Vorher wird der Golfstaat - quasi als WM-Testlauf - ab Dezember 2023 die neu aufgestellte FIFA-Klub-WM mit 32 Teams ausrichten. Und auch auf die Olympischen Spiele hat der mächtige Mann im Hintergrund, der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, im Rahmen seiner Sportswashing-Strategie ein Auge geworfen.
"Wer hätte gedacht, dass Saudi-Arabien so grün ist? Ich liebe es, die unerwarteten Wunder zu erkunden, wann immer ich kann. Besucht Saudi-Arabien!", war auf Lionel Messis Instagram-Account nach seinem umstrittenen Saudi-Arabien-Trip zu lesen. Markiert war der Post mit dem Hinweis "bezahlte Werbepartnerschaft".