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Lina Magull soll gegen Marokko die Fäden ziehen

Janek Speight
23. Juli 2023

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft geht mit einem mulmigen Gefühl in Fußball-WM. In den Testpartien zeigten sich Defizite in der Abwehr. Der Grund: das fehlerhafte Pressing. Kann das Team das abstellen?

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 Lina Magull (r.) trainiert mit einem Gummiband
Mittelfeld-Regisseurin Lina Magull (r.) soll im deutschen Team die Fäden ziehenBild: Eibner-Pressefoto/Memmler/IMAGO

Das Ziel ist klar. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft will bei der WM in Australien und Neuseeland zunächst einmal die Gruppenphase überstehen. Darum drehen sich die derzeitigen Planungen von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Aber auf diesem Weg droht dem talentierten deutschen Team allerdings ein Problem: die Konterangriffe der Gegnerinnen.

Eine Schwäche, die in den Testspielen gegen Vietnam und Sambia im Trainingslager in Deutschland schonungslos offengelegt wurde. Beide Mannschaften profitierten vom Bestreben des DFB-Teams, das Spiel mit Ballbesitz und hohem Pressing zu dominieren. Torhüterin Merle Frohms versuchte nun, die Defizite einzuordnen. Sie glaubt, dass der Kern dieser Problematik nichts mit der Verteidigung zu tun habe. "Es liegt an unserem Offensivspiel, an der Tatsache, dass wir sehr hoch verteidigen und den Gegner unter Druck setzen", sagte Frohms. "Diese Situationen würden nicht entstehen, wenn wir defensiver spielen würden. Aber es liegt an uns, wie wir damit umgehen. Denn so wollen wir spielen."

Pressing muss verbessert werden

Im Auftaktspiel der Gruppe H gegen Marokko trifft die deutsche Elf auf eine sehr strukturierte Mannschaft, die technisch versiert ist und über ein hohes Tempo auf den Flügeln verfügt. Die Außenbahn-Spielerinnen Fatima Tagnaout und Sakina Ouzraoui sind sehr schnell. Marokko will sein WM-Debüt nicht nur genießen. Unter Trainer Reynald Pedros ist man zuversichtlich, dass man überraschen kann.

Beide Flügelspielerinnen könnten beim deutschen Team für große Probleme sorgen. Wenn die DFB-Auswahl also eine Wiederholung der Niederlagen wie gegen Vietnam und Sambia vermeiden will, müssen die Spielerinnen ihr Pressing und ihr druckvolles Spiel verbessern. Und eine Spielerin könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Magull als Schlüsselspielerin

Die deutsche Taktik lebt von der Intensität im vorderen Bereich des Spielfeldes. Wenn es dort zu Störungen und Fehlern kommt, kann die Struktur der Mannschaft ganz schnell aus den Fugen geraten. Viel wird davon abhängen, wie Lina Magull ihre Rolle interpretieren wird. Magull ist eine kreative Künstlerin, die mit ihrer Beweglichkeit, ihrem Weitblick und ihrem Passspiel als Nummer 10 zu den gefährlichsten Spielerinnen des Teams gehört.

Torhüterin Merle Frohms fängt einen Ball ab
Torhüterin Merle Frohms soll für den Rückhalt im deutschen Team sorgenBild: Oliver Kaelke/DeFodi Images/picture alliance

Um die hartnäckige marokkanische Mannschaft zu besiegen, ist natürlich das gesamte deutsche Team gefordert - doch viel wird auch von Magull abhängen. "Es ist schwierig, Lösungen zu finden oder Chancen gegen Mannschaften zu kreieren, die sich hauptsächlich auf die Verteidigung konzentrieren", sagte sie der DW. "Die Räume sind wirklich eng und es ist wichtig, dass man sich ständig bewegt, auch wenn es sich manchmal unnötig anfühlt."

Magulls Fähigkeit, sich zurückfallen zu lassen und den Ball in der eigenen Hälfte aufzunehmen, kann und soll Raum für ihre Mitspielerinnen schaffen. Magull rotiert oft mit Deutschlands Nr. 6 und Nr. 8 - normalerweise Lena Oberdorf und Sara Däbritz - um die Gegnerinnen aus ihren Positionen heraus zu locken. "Du versuchst immer, dich auf engem Raum anzubieten, Bälle anzunehmen und dann im letzten Drittel den entscheidenden Pass zu spielen. Und man versucht, zum richtigen Zeitpunkt im Strafraum zu sein, um ein Tor zu erzielen. Aber als Team müssen wir sicherstellen, dass wir uns viel bewegen und unseren Fokus auf das Tor richten", sagt Magull. 

Fallen Lena Oberdorf und Martina Hegering aus?

Neben der Bewegung sind auch das hohe Pressing und der Gewinn des zweiten Balls entscheidend für eine gut funktionierende Einheit. "Es ist so wichtig für uns, dass wir vorne Druck machen können", so Magull. "Wenn wir den Ball verlieren, müssen wir sofort mit dem Gegenpressing beginnen, damit wir schneller zum gegnerischen Tor kommen. Die Defensivarbeit ist unglaublich wichtig und alle elf Spieler müssen an einem Strang ziehen. Das macht uns zu einer deutschen Mannschaft - dass wir defensiv hart arbeiten, um am Ende erfolgreich zu sein."

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg steht zwischen drei deutschen Spielerinnen
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg versucht die deutschen Spielerinnen auf die WM einzustimmenBild: Beautiful Sports/IMAGO

Die Bundestrainerin wird zunächst gegen Marokko aber wohl improvisieren müssen. Innenverteidigerin Marina Hegering hat wegen einer Fersenprellung kaum trainiert und droht auszufallen. Und auch Lena Oberdorf hat aufgrund von Oberschenkelproblemen bisher nur leichtere Trainingseinheiten absolviert.

DFB-Elf ändert Spielplan nicht

Der Ausfall beider Spielerinnen wären große Verluste, wobei das Fehlen von Oberdorf vor allem Magulls Fähigkeit beeinträchtigen würde, sich frei zu bewegen und auf ihr Offensivspiel zu konzentrieren. "Sie ist wirklich wichtig, weil wir mit Obi jemanden haben, der in dieser Rolle [defensives Mittelfeld, Anmerk. d. Red.] einfach alles abräumt", sagte sie der DW.

Mit Sjoeke Nüsken in der Abwehr und Sydney Lohmann, Melanie Leupolz und Lena Lattwein im Mittelfeld gibt es allerdings hochwertigen Ersatz. Sicher ist, dass die deutsche Mannschaft ihren Spielplan nicht ändern wird. "Wir konzentrieren uns auf unser eigenes Spiel, wir wollen das Geschehen kontrollieren", sagte Magull.

Der Text wurde aus dem Englischen übersetzt