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DFB-Frauen: Mit dem Hype zum WM-Titel

Steffen Focke
17. Februar 2023

Nur rund ein Jahr nach der Frauenfußball-EM in England wartet mit der WM im Sommer bereits das nächste Highlight auf das DFB-Team. Den derzeitigen Hype um die Mannschaft wollen die Spielerinnen ausbauen.

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DFB Fussball Frauen Nationalmannschaft, Trainingslager Marbella
Die DFB-Frauen beim Auftakt ins WM-Jahr 2023: In Marbella soll an der taktischen Flexibilität gearbeitet werdenBild: Michael Memmler/Eibner Pressefoto/dpa/picture alliance

Die Enttäuschung nach dem denkbar unglücklich verlorenen Finale im Londoner Wembley Stadion ist längst neuem Optimismus gewichen. "Wir haben hier in Marbella sehr gute Bedingungen, um noch besser zu werden. An kleinen Stellschrauben zu drehen, um im Optimalfall dann auch Titel zu gewinnen," sagt Kapitänin Alexandra Popp. Es ist der Ausdruck eines gewachsenen Selbstbewusstsein und des Hypes rund um die Mannschaft. In Spanien bereitet sich die deutsche Top-Angreiferin mit dem Nationalteam im ersten DFB-Lehrgang des Jahres gerade auf die kommenden Aufgaben vor. 

Gewachsenes Interesse

Und die Begeisterung lässt sich auch in Zahlen messen. Für das Testländerspiel in Duisburg gegen Schweden (21. Februar, 18.15 Uhr MEZ) konnten bereits über 17.000 Tickets verkauft werden. Ein ausverkauftes Haus wäre ein Quantensprung im deutschen Frauenfußball. Nach jahrelangen Debatten um zu frühe Anstoßzeiten und mangelnde TV-Präsenz zeichnet sich mittlerweile eine neue Entwicklung ab.

Alexandra Popp hat die Auswirkungen schon längst zu spüren bekommen: "Es ist tatsächlich ein wenig verrückt. Vor zwei Jahren konnte ich in Großstädten noch seelenruhig durch die Gegend laufen. Das kann ich heute nicht mehr. Aber ich sehe das sehr positiv, als Anerkennung und Wertschätzung, dass die Leute uns gesehen haben." An diesen Hype in Deutschland will die Nationalmannschaft anknüpfen und ihn schon beim nächsten Großereignis, der WM in Australien und Neuseeland im Sommer (20. Juli - 20. August), weiter wachsen lassen.

Enge im Terminplan

Die Termin-Dichte im Fußballkalender - etwa weil die Frauen-Champions-League ausgeweitet wurde - ist weiter gestiegen. Aber darüber beschwert sich im deutschen Team niemand. Vielmehr sind die bevorstehenden Aufgaben für die Beteiligten eher Ansporn, die Bedeutung des Frauenfußballs weiter wachsen zu lassen. Die Zuschauer hätten die Mannschaft bei der EM zudem als echtes Team wahrgenommen. "An diesen Flow und den Hype wollen wir weiter anknüpfen. Und nun wollen wir das nächste Mal besser abschneiden," sagt Alexandra Popp selbstbewusst.

Torhüterin Merle Frohms pflichtet Popp bei. "Wir standen im EM-Finale und waren schon kurz vor dem Titel. Jede von uns war enttäuscht, dass es nicht gereicht hat. Umso motivierter sind wir jetzt, am Ende des Turniers mit dem Titel nach Hause zu fahren." Zweifel über die eigenen Leistungsfähigkeit bestehen bei den Spielerinnen demnach nicht. 

Nationaler Frauen-Fußball entwickelt sich in kleineren Schritten

Beim Zugpferd Frauen-Nationalmannschaft läuft es derzeit ausgesprochen gut. Laut DFB hat sich der Anteil der aktiven Frauen seit dem Jahr 2021 bereits um 25 Prozent erhöht. Der Verband hofft nun darauf, dass es weitere positive Effekte nach der Frauen-WM gibt. Und die Präsenz soll weiter ausgebaut werden. Der DFB will zusammen mit den Verbänden aus Belgien und den Niederlanden die nächste WM im Jahr 2027 ausrichten. 

DFB Fussball Frauen Nationalmannschaft, Trainingslager Marbella - Alexandra Popp
Mit Selbstbewusstsein zur WM 2023 nach Australien/Neuseeland: Alexandra PoppBild: Michael Memmler/Eibner Pressefoto/dpa/picture alliance

In der Frauen-Bundesliga befindet sich der Hype bisher allerdings noch am Anfang. Trotz neuer Zuschauer-Bestmarken - etwa beim Saisoneröffnungsspiel Eintracht Frankfurt gegen Bayern München mit 23.200 Zuschauern - verläuft die Besucherentwicklung im Liga-Alltag eher mäßig. An den ersten neun Spieltagen erhöhten sich die Zuschauerzahlen aufgrund der Top-Spiele zwar auf insgesamt 173.438 ( plus 17 Prozent). Aber zu Partien wie Eintracht Frankfurt gegen Werder Bremen sind weiterhin nur rund 2000 Zuschauer vor Ort. Beim Spiel SV Meppen gegen die TSG Hoffenheim waren es gerade einmal 654 zahlende Besucher. Es gibt bei vielen Partien somit noch viel Luft nach oben. 

Im Vergleich zur Männer-Bundesliga (3.392.774) liegen die Frauen weiterhin deutlich im Hintertreffen. Der Zuschauerschnitt von 41.886 Zuschauern pro Spiel (Männer-Bundesliga) ist im Vergleich zu den Frauen (3.211 pro Spiel) mehr als 13 Mal so hoch. Dennoch zeigt die Entwicklung deutlich nach oben.

Mit dem Hype zum nächsten Hype

Zumindest die Frauen-Nationalmannschaft hat in ihrer Popularität deutlich zugelegt. "Es ist einfach schön, diese Entwicklung zu sehen, das die Zuschauer den Frauen-Fußball verfolgen, das sie ihn als authentisch und ehrlich ansehen. Das ist ein sehr schönes Kompliment, uns damit in Verbindung zu bringen," sagte Torhüterin Frohms.

Die DFB-Strategie ist langfristig angelegt und soll in einem neuen Sommermärchen bei der WM 2027 im eigenen Land gipfeln. Und: Mit einer erfolgreichen WM im Sommer in Australien und Neuseeland kann das Team die Weiterführung des Hypes sogar selbst steuern.