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Künftiger Telekom-Chef: Erste große Nummer

Christoph Hartmann3. Dezember 2013

Noch nicht im Amt, aber schon präsent: Timotheus Höttges wird René Obermann als Chef der Deutschen Telekom ablösen. Er will den IT-Bereich umbauen. 4000 Mitarbeitern von T-Systems könnte das den Job kosten.

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Deutschen Telekom Rene Obermann und Timotheus Höttges
Tim Höttges (links) wird Nachfolger von Telekom-Konzernchef René Obermann (rechts)Bild: picture alliance / dpa

Dass es nur noch eine Frage der Zeit war, darüber sind sich Analysten einig. "Es ist fast verwunderlich, dass T-Systems in der Vergangenheit so wenige Arbeitsplätze abgebaut hat", sagt Frank Rothauge, IT- und Telekommunikations-Experte vom Vermögensverwalter AHP Capital Management GmbH. Als das "Handelsblatt" am Montag (02.12.2013) berichtete, die Deutsche Telekom wolle 4000 bis 6000 Jobs beim IT-Tochterunternehmen T-Systems streichen, war das für Rothauge wenig überraschend: "Ich finde das, ehrlich gesagt, gar nicht unlogisch."

T-Systems übernimmt und managt Arbeitsbereiche von Großunternehmen, die ihre Computer, Netzwerke oder Telefonanlagen nicht mehr selbst betreiben wollen. Die Großkunden gliedern im Gegenzug ihre IT-Abteilungen aus - die ehemaligen Mitarbeiter werden von T-Systems übernommen.

Frank Rothauge (Foto: AHG)
Frank Rothauge ist nicht überrascht.Bild: AHP

Dadurch wächst bei der Telekom-Tochter mit jedem neuen Großkunden der Mitarbeiterstamm und dann "muss die Zahl der Mitarbeiter reduziert werden, weil man bei verschiedenen Kunden die gleichen Prozesse hat", so Analyst Rothauge weiter. So sei es bei T-Systems "schon fast ein integraler Teil des Geschäftsmodells", wenn regelmäßig Arbeitsplätze abgebaut werden müssten. Eine entsprechende Anfrage der DW zu dieser Geschäftspraktik an die Telekom blieb bislang unbeantwortet.

T-Systems soll internationaler werden

Die Konkurrenz im klassischen IT-Outsourcing ist groß. Neueinsteiger aus Indien heizen, neben Branchenriesen wie IBM, HP, Atos oder British Telecommunications (BT), zusätzlich das Geschäft an. Dabei hat T-Systems vor allem das Problem, dass es - im Gegensatz zur Konzernmutter Telekom - einen sehr starken Deutschland-Fokus hat.

"Die Deutsche Telekom macht inzwischen mehr als 50 Prozent ihrer Umsätze im Ausland, den Großteil im Mobilfunk- und Festnetzbereich", erklärt Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg. Zwar hätte auch T-Systems internationale Kunden, sei aber im Gegensatz zu anderen Unternehmen immer noch sehr "deutschland- und europalastig."

Ein Verkauf der IT-Sparte ist allerdings kaum zu erwarten. "Ich denke nicht, dass sich die Telekom aus dem Systemgeschäft zurückziehen wird", schließt Torsten Gerpott aus. "Man versucht das alles effizienter zu machen und wird deshalb wahrscheinlich auch stärker außerhalb Deutschlands investieren."

Gerüchte über betriebsbedingte Kündigungen

Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte eine mit den Telekom-Planungen vertraute Person damit, dass nach derzeitigem Stand etwa 4000 von insgesamt gut 50.000 Jobs weltweit auf der Kippe stünden. Ein Telekom-Sprecher bezeichnete die Zahlen zwar als Spekulation, bestätigte aber Umbaupläne.

Prof. Torsten Gerpott, Uni Duisburg
Torsten Gerpott sieht Defizite.Bild: Telekom

Die Umstrukturierung von T-Systems ist eines der ersten großen Projekte von Noch-Finanzchef Timotheus Höttges. Er tritt zum Jahreswechsel die Nachfolge des derzeitigen Telekom-Chefs René Obermann an.

Arbeitsnehmervertreter warnten Höttges vor einem Job-Kahlschlag. "Sollte es zu betriebsbedingten Kündigungen kommen, muss der Vorstand mit massivem Widerstand rechnen", sagte ein Sprecher der Großgewerkschaft Verdi.

Telekommunikationswirtschaftler Gerpott gibt zu bedenken, dass es aus Management-Sicht nicht vermeidbar wäre, Jobs ins Ausland zu verlagern: "Wenn man feststellt, dass es hier an Effizienz mangelt, muss man - so schwierig das auch für die einzelnen Betroffenen ist - die Ressourcen hier aufgeben und anderweitig einsetzen."

Höttges: Der Berechnende

Der designierte Konzern-Chef Höttges gilt als jemand, der sich stark an quantitativen Zielen und Vorgaben orientiert und "an dem, was auch vom Kapitalmarkt gutgeheißen wird", beschreibt Wissenschaftler Gerpott den 51-Jährigen. IT-Analyst Rothauge schätzt, dass das Unternehmen seine Aktivitäten nicht über die vorhandenen Gebiete hinaus ausweiten wird: "Ich denke, Höttges wird sich eher auf das fokussieren, was die Telekom jetzt schon tut. Das deutet sich ja schon durch den Verkauf der Scout24-Gruppe an."

Höttges hatte bisher noch keine Gelegenheit, als großer Visionär und Geschäftsentwickler in Augenschein zu treten. "Aber dazu hatte er ja in seinen bisherigen Rollen auch noch keine Gelegenheit", fügt Gerpott hinzu. Die erste Gelegenheit dazu wird Timotheus Höttges am 12. Dezember haben - dann will der Telekom-Vorstand dem Aufsichtrat entsprechende Umbaupläne vorlegen.