1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Inflation schwächt sich im Oktober deutlich ab

30. Oktober 2023

Die Inflation in Deutschland verliert spürbar an Kraft und sinkt auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Nahrungsmittel verteuern sich allerdings überdurchschnittlich stark.

https://p.dw.com/p/4YCVW
Hand hält Euroscheine über einem gefüllten Einkaufswagen
Wenn die Inflation sinkt, können Verbraucherinnen und Verbraucher mehr für ihre Euro einkaufenBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance

Die Inflation in Deutschland ist dank gesunkener Energiepreise weiter auf dem Rückzug. Die Jahresteuerungsrate lag im Oktober bei 3,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Es war der niedrigste Wert seit August 2021 mit damals ebenfalls 3,8 Prozent. Im September waren die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat noch um 4,5 Prozent gestiegen und im August um 6,1 Prozent. Zu Jahresbeginn hatte sogar eine Acht vor dem Komma gestanden.

Energie kostete 3,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Überdurchschnittlich stark verteuerten sich den vorläufigen Daten zufolge allerdings auch im Oktober Nahrungsmittel (plus 6,1 Prozent).

Deutschland München | Supermarkt
Während Energie wieder günstiger wird, haben sich Nahrungsmittel weiter verteuertBild: FrankHoermann/SVEN SIMON/picture alliance

Hohe Preise drücken den Konsum

Deutlich gestiegene Preise sind eine Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Menschen können sich für ihr Geld weniger leisten. Das bremst den privaten Konsum, der eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur ist.

Viele Menschen sahen sich zuletzt zum Verzicht gezwungen. Bei einer jüngst veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes gaben im Sommer 71 Prozent der mehr als 4800 Befragten an, wegen der hohen Preise im kleineren oder größeren Umfang verzichten zu müssen. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als 2022. Zum Vormonat September waren Verbraucherpreise im Oktober unverändert.

Die Rolle der Basiseffekte

Fritzi Köhler-Geib, Chefökonomin der Kfw-Bank, verweist zur Einordnung der Zahlen auf die sogenannten Basiseffekte. "Genau vor einem Jahr hatten die Energiepreise für Verbraucher ihr vorläufiges Maximum erreicht. Dieser Rückenwind wird sich in den kommenden Monaten abschwächen und mit der Einführung der Preisbremsen im vergangenen Dezember zeitweise sogar umkehren. Wir werden zur Jahreswende deshalb wieder einen deutlichen Anstieg der Inflationsrate sehen. Dennoch gilt: Die Richtung stimmt."

Auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer verweist auf die Basis-Effekte: "Der deutliche Rückgang der Inflation geht gut zur Hälfte darauf zurück, dass die starken Preisanstiege bei Energie und Nahrungsmitteln im Herbst vergangenen Jahres aus dem Vorjahresvergleich herausfallen."  Dennoch sei das Inflationsproblem noch lange nicht gelöst. "Die Arbeitnehmer haben seit Ausbruch von Corona massive Kaufkraftverluste erlitten und setzen jetzt stärkere Lohnsteigerungen durch, die vor allem die Inflation bei den arbeitsintensiven Dienstleistungen hochhalten werden."

Ralf Umlauf von der Helaba ergänzt: "Nicht nur starke Basiseffekte lassen die Inflation im auslaufenden Monat deutlich geringer ausfallen, auch die monatliche Preisdynamik ist schwach. Zudem werden im November und vor allem zu Beginn des neuen Jahres die Basiseffekte wohl einen weiteren Inflationsrückgang begünstigen, so dass sich die EZB alles in allem in ihrer abwartenden Haltung der letzten Woche bestätigt sehen dürfte.

Halloween und das Inflationsgespenst

Für Thomas Altmann von QC Partners tritt "pünktlich zu Halloween tritt das Inflationsgespenst in den Hintergrund und lässt den klassischen Halloween-Gespenstern den Vortritt. Es ist die ersehnte positive Überraschung." Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht eine Inflation von zwei Prozent als ideal für die Wirtschaft im Euroraum an. Sie stemmte sich mit bislang zehn Zinserhöhungen in Folge gegen die erhöhte Inflation im Euroraum und in Deutschland. In der vorigen Wochen hatten die Währungshüter angesichts der mauen Konjunktur und rückläufiger Inflationszahlen beschlossen, ihre Serie von Zinserhöhungen vorerst zu stoppen.

iw/hb (rtr, afp)