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PolitikItalien

Im Iran inhaftierte italienische Journalistin wieder frei

8. Januar 2025

Die italienische Journalistin Cecilia Sala durfte das berüchtigte Ewin-Gefängnis in Teheran verlassen. Die Umstände ihrer Festnahme und auch der Freilassung wirken mysteriös.

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 Cecilia Sala bei der Aufnahme ihres Podcasts in Rom (undatiertes Archivbild)
Podcasterin Sala (undatiertes Archivbild)Bild: Chora Media/via REUTERS

Vor knapp drei Wochen war Cecilia Sala von iranischen Sicherheitskräften mit fragwürdiger Begründung festgenommen worden. Der 29-Jährigen wurden "Verstöße gegen Mediengesetze der Islamischen Republik Iran" vorgeworfen - die genauen Gründe für ihre Festnahme teilten Irans Behörden nicht mit.

Nun ist Sala wieder in Freiheit. Ein Flugzeug der italienischen Luftwaffe brachte sie zurück nach Rom. In einer von Italiens Regierung veröffentlichten Erklärung heißt es, die Freilassung sei das Ergebnis "intensiver Arbeit über diplomatische und geheimdienstliche Kanäle". Auf dem Flughafen Ciampino wurde Sala von Familie und Freunden erwartet. Auch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni erschien zur Begrüßung.

Die Journalistin war im Dezember für eine Woche zu Recherchen im Iran. Sie war ganz offiziell mit einem Journalistenvisum eingereist. Am 19. Dezember, einen Tag vor ihrer geplanten Abreise, wurde sie festgenommen. Danach saß Sala in einer Zelle im berüchtigten Evin-Gefängnis nahe Teheran.

Klage über miserable Haftbedingungen

Die erfahrene Journalistin durfte nur wenige Male mit Angehörigen telefonieren. Darin beklagte sie sich, dass sie ohne Matratze auf dem Boden und mit angeschaltetem Licht schlafen müsse. Zudem sei ihr die Brille weggenommen worden.

Iran | Eingang des Ewin-Gefängnisses in Teheran (17.10.2022)
Ewin-Gefängnis in Teheran (Archivbild von 2022)Bild: WANA NEWS AGENCY/File Photo/REUTERS

Cecilia Sala ist Moderatorin eines in Italien äußerst beliebten Podcasts und Redaktionsmitglied der Tageszeitung "Il Foglio". Sala hatte am 17. Dezember - als sie noch im Iran war - eine Episode ihres Podcasts veröffentlicht. Titel: "Eine Unterhaltung über das Patriarchat in Teheran". Aber war das der tatsächliche Grund für Ihre Inhaftierung?

Spekulationen über Gegengeschäft

Spekuliert wird über einen Zusammenhang mit einem anderen Fall und über einen möglichen diplomatischen Deal. Denn kurz vor Salas Verhaftung in Teheran war ein iranischer Staatsbürger in Italien in Gewahrsam genommen worden. Ihm und einem in den Vereinigten Staaten festgenommenen Iraner wirft die US-Justiz den illegalen Export "komplexer elektronischer Komponenten" in den Iran vor.

Die Bauteile seien Anfang 2024 bei einem iranischen Drohnenangriff in Jordanien eingesetzt worden, so der Verdacht. Bei der Attacke wurden drei US-Soldaten getötet. Die Führung in Teheran wies einen Zusammenhang zwischen den Festnahmen und der Inhaftierung Salas zurück.

USA Palm Beach 2025 | Donald Trump und Giorgia Meloni in einem weihnachtlich geschmückten Raum in Mar-a-Lago (04.01.2025)
Designierter Präsident Trump und Ministerpräsidentin Meloni in Mar-a-Lago (am Sonnabend)Bild: Filippo Attili/Palazzo Chigi press office/AFP

Der Fall war auch Thema eines Blitzbesuchs am Wochenende von der italienischen Ministerpräsidentin Meloni beim künftigen US-Präsidenten Donald Trump in Florida. Die rechte Regierungschefin äußerte sich bislang aber nicht dazu, ob sie von Trump Zusicherungen erhielt. Sie bedankte sich lediglich bei allen, "die dazu beigetragen haben, Cecilias Rückkehr zu ermöglichen, damit diese zurück zu ihrer Familie und ihren Kollegen kann" - darunter auch die Geheimdienste.

Der Vater der Reporterin, Renato Sala, deutete an, dass die Verhandlungen schwierig waren. "Ich hatte den Eindruck, dass das war wie eine Partie Schach - aber mit mehr als zwei Spielern", sagte Sala, der Manager bei verschiedenen Großbanken war. "Irgendwann war das Schachbrett überfüllt. Das löste bei einem Elternteil wie mir, der ich die Züge nicht kannte, große Ängste aus." Ausdrücklich bedankte sich der Banker bei Italiens Außenminister Antonio Tajani, der in Mailand sein Nachbar war.

Im Iran sind mehrere westliche Staatsangehörige oder Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit inhaftiert. Nichtregierungsorganisationen beschuldigen das Mullahregime, die gefangenen Ausländer als Druckmittel bei zwischenstaatlichen Verhandlungen einzusetzen.

AR/jj (afp, dpa)

Redaktionsschluss: 16.30 Uhr (MEZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.