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Geldvermögen weiter gewachsen

7. Oktober 2021

Die Menschen rund um den Globus sind reicher denn je - zumindest in Summe. Mitten in der Pandemie ist das Vermögen nochmals deutlich gewachsen. Größer wird auch die Kluft zwischen Arm und Reich.

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Spanien Mallorca - Auto der Marke Lamborghini im Yachthafen Portals Nous
Nobel: Ein Auto der Marke "Lamborghini" steht im Yachthafen "Portals Nous" auf MallorcaBild: picture-alliance/dpa/H. Ossinger

Börsenboom und Konsumflaute haben viele Menschen im Corona-Krisenjahr 2020 reicher gemacht. Das Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte weltweit kletterte nach Berechnungen des Versicherers Allianz auf die Rekordsumme von 200 Billionen Euro - ein Plus von 9,7 Prozent zum Vorjahr.

"Während die Wirtschaft Achterbahn fährt, kennt das globale Geldvermögen nur eine Richtung", sagte Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran bei der Vorstellung der Vermögensstudie am Donnerstag. Ein Ende des Vermögenswachstums ist nach Einschätzung der Ökonomen nicht in Sicht: Für das laufende Jahr prognostizieren sie sieben Prozent Zuwachs.

Allerdings ist die gewaltige Summe nach wie vor alles andere als gleich verteilt. Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung - etwa 520 Millionen Menschen in den 57 untersuchten Ländern - besitzen den Angaben zufolge zusammen gut 84 Prozent des gesamten Vermögens. Und das eine Prozent der Superreichen darunter kommt auf fast 41 Prozent der Gesamtsumme - durchschnittliches Geldvermögen abzüglich Schulden: mehr als 1,2 Millionen Euro. Die Pandemie dürfte nach Einschätzung der Allianz-Experten die Vermögensungleichheit verschärfen, sowohl zwischen reichen und ärmeren Ländern als auch innerhalb der Staaten.

Die Pandemie hat die Armen noch ärmer gemacht - Straßenszene aus Buenos Aires
Die Pandemie hat die Armen noch ärmer gemacht - Straßenszene aus Buenos AiresBild: picture alliance/dpa/C. de Luca

"Gezwungen zum Sparen"

Sehr wahrscheinlich werde die Corona-Krise das Wirtschaftswachstum ärmerer Länder deutlich länger belasten als das der Industriestaaten, erklärte Patricia Pelayo Romero, Mitautorin der Vermögensstudie. Das allmähliche Schließen der Wohlstandslücke sei kein Selbstläufer mehr.

Haupttreiber des Wachstums der Bruttogeldvermögen waren im vergangenen Jahr die - zu einem Großteil quasi gezwungenermaßen - gestiegenen Ersparnisse. Denn wegen der Einschränkungen in der Pandemie konnten viele Menschen ihr Geld nicht in gewohntem Maße ausgeben. Etliche Reisen wurden storniert, die zeitweilige Schließung von Gaststätten und Läden bremste den Konsum. Die Summe frischer Spargelder sei in der Folge binnen Jahresfrist um fast 80 Prozent auf den Rekordwert von 5,2 Billionen Euro geklettert, rechnete die Allianz vor.

Gelder, die Menschen einfach auf ihrem Bankkonto liegen ließen, verdreifachten sich fast (plus 187 Prozent). In Deutschland schnellte die Sparquote 2020 nach offiziellen Zahlen auf das Rekordhoch von 16,2 Prozent. Heißt: Von 100 Euro verfügbarem Einkommen legten Haushalte im Schnitt gut 16 Euro auf die hohe Kante. Wer Vermögen hat, profitierte in der Pandemie zudem davon, dass Staaten und Zentralbanken den Corona-Schock mit milliardenschweren Hilfen abfederten. Daher erholten sich auch die Aktienmärkte rasch. Partizipiert haben daran diejenigen in Deutschland, die im Jahr der Corona-Krise die Börse für sich entdeckten. 12,35 Millionen Aktionäre zählte das Deutsche Aktieninstitut (DAI) im Jahr 2020 und damit den höchsten Stand seit fast 20 Jahren.

Steueroasen: Hafen von Monaco
Irgendwo muss das Geld ja hin: Yachthafen von MonacoBild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Deutsche entdecken Aktien und Fonds

Erstmals seit dem Jahr 2000 investierten die Deutschen im vergangenen Jahr mehr frisches Geld in Aktien und Fonds als in Versicherungen, wie Allianz-Experte Arne Holzhausen erklärte. Zwar sei das Gros der Sparerinnen und Sparer hierzulande nach wie vor "nicht in der Situation, dass das Geld für sie arbeitet". Der Kapitalmarktanteil am Geldvermögen sei noch relativ klein. "Aber ein Anfang ist gemacht", bilanzierte Holzhausen. Ihren Ruf als 'Aktienmuffel' schüttelten die Deutschen allmählich ab. Allerdings: Wegen des hohen Anteils an mickrig verzinsten Bankeinlagen droht den Deutschen nach Allianz-Berechnungen angesichts der steigenden Inflation 2021 ein monatlicher Kaufkraftverlust von sieben Milliarden Euro.

Abzüglich von Schulden erhöhte sich das globale Geldvermögen der Haushalte in den von der Allianz untersuchten Staaten 2020 um elf Prozent auf netto 153,5 Billionen Euro. Die Allianz berücksichtigt in ihrer zum zwölften Mal vorgelegten Vermögensstudie (Global Wealth Report) Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, nicht jedoch Immobilien. Mit einem Bruttogeldvermögen von 85.370 Euro pro Kopf rangieren die Deutschen in der Rangliste der 20 reichsten Länder wie ein Jahr zuvor auf Platz 19 vor Italien. Angeführt wird die Liste von der Schweiz vor den USA.

hb/dk (dpa)