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EU-Staaten wollen Afghanen Schutz gewähren

10. Dezember 2021

Nach der Machtübernahme der Taliban fürchten Zehntausende Menschen in Afghanistan um ihr Leben. 40.000 besonders Schutzbedürftige sollen nach Europa kommen dürfen. Deutschland nimmt mehr als die Hälfte von ihnen auf.

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Afghanistan | Angoor Ada Grenzübergang zu Pakistan
Kutschi-Nomaden wollen sich über den Grenzübergang Angoor Ada nach Pakistan absetzenBild: Franz J. Marty

"Ich denke, dass dies ein beeindruckender Akt der Solidarität ist", sagte die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson nach einem Treffen der EU-Innenminister in Brüssel. 15 Mitgliedsländer der Europäischen Union haben sich bereiterklärt, insgesamt rund 40.000 Menschen aus Afghanistan aufzunehmen. Einem Schreiben von Johansson an die beteiligten Innenministerinnen und -minister zufolge ist allein Deutschland bereit, 25.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Die Niederlande wollen demnach etwas mehr als 3000 Afghanen aufnehmen, Spanien und Frankreich rund 2500, andere Länder eine geringere Anzahl.

Ylva Johansson
EU-Innenkommissarin Ylva JohannssonBild: Aris Oikonomou/AFP/Getty Images

In den vergangenen Monaten haben die EU-Staaten nach Angaben der Kommission bereits rund 28.000 Menschen aus dem Land evakuiert. Die nun genannten 40.000 kommen demnach hinzu. Dem Johansson-Brief zufolge gibt es ganz konkret 38.146 Zusagen.

Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge hatte die EU zuvor aufgefordert, über einen Zeitraum von fünf Jahren 42.500 Afghanen aufzunehmen. Einige der 27 Mitgliedsländer hatten sich jedoch geweigert.

Flucht aus Afghanistan
Wie hier in Herat leben viele Afghanen auf der Flucht vor den Taliban in katastrophalen VerhältnissenBild: Adrien Vautier/Le Pictorium/ZUMA/picture alliance

Flüchtlinge in prekären Verhältnissen

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind 85.000 Afghanen nach der Machtübernahme der Taliban aus ihrer Heimat geflohen. Diese lebten zum Teil in prekären Verhältnissen. UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi forderte Europa auf, die Hälfte davon aufzunehmen.

Die EU-Staaten hatten nach der Machtübernahme der Taliban Ende August beschlossen, vorerst keine konkreten Zusagen zur Aufnahme von Menschen aus Afghanistan zu machen. So sollten Anreize zur illegalen Migration vermieden werden. Stattdessen solle sichergestellt werden, dass notleidende Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft Afghanistans angemessen Schutz erhalten, hieß es damals.

Afghanistan Kamar Kalagh Dorf leidet unter Dürre
Wie hier in der Region Herat leiden viele Tausend Menschen unter der schlimmsten Dürre seit zwanzig JahrenBild: Petros Giannakouris/AP/picture alliance

Humanitäre Katastrophe

Die Lage in Afghanistan ist nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Mitte August dramatisch. Das Land leidet unter einer der schwersten Dürren der vergangenen zwei Jahrzehnte. Die Wirtschaft war bereits angeschlagen, bevor die Taliban an die Macht kamen - jetzt befindet sie sich im freien Fall. Den Vereinten Nationen zufolge hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung nicht ausreichend zu essen.

Der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Georg Graf Waldersee, hat vor einer humanitären Katastrophe für die Kinder in Afghanistan gewarnt. "Gesundheitszentren und Krankenhäuser stehen vor dem Kollaps. Rund 14 Millionen Mädchen und Jungen haben nicht ausreichend zu essen - das sind mehr als alle Kinder in Deutschland. Wir befürchten, dass in den kommenden Monaten über eine Million Kinder in Afghanistan an Mangelernährung und Krankheiten sterben könnten, wenn sie keine Hilfe erhalten", schreibt Graf Waldersee in einem Gastbeitrag im "Kölner Stadt-Anzeiger".

Insbesondere in ländlichen Gebieten in den Bergen drohten viele Familien bald durch Schnee von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Der Unicef-Vorsitzende rief "besonders dringend" zu Spenden für die Kinder in Afghanistan auf. "Wir müssen alles dafür tun, dass es nicht zu einem Scheitern der Menschlichkeit in Afghanistan kommt."

mak/ack (dpa, afp, kna)