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Ermittlungen nach Feuer in Flüchtlingsheim

Janine Albrecht7. Februar 2014

Drei Tote und 27 Verletzte - das ist die schreckliche Bilanz eines Brandes in einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg. Nachdem man zunächst von einem Unfall ausging, ermittelt die Polizei nun wegen Brandstiftung.

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Ausgebranntes Haus in Hamburg-Altona - Foto: Janine Albrecht (DW)
Bild: DW/J. Albrecht

"Wir denken an Euch", ist von Hand auf ein weißes Band geschrieben. Es liegt zwischen vielen Kerzen auf dem Bürgersteig vor einem Haus in Hamburg-Altona. Dort sind zwei sechs und sieben Jahre alte Kinder und ihre Mutter am späten Mittwochabend (05.02.2014) bei dem Brand ums Leben gekommen. Sie hatten offenbar versucht, durch das verqualmte Treppenhaus zu fliehen. Die Feuerwehr spricht von einem der schlimmsten Brände seit Jahren in Hamburg. 27 Bewohner des Mehrfamilienhauses wurden verletzt, 15 von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Dicker schwarzer Ruß rund um die Eingangstür zeugt von dem verheerenden Brand, ansonsten wirkt der Altbau von außen nicht sehr beschädigt. Derzeit wird ermittelt, was das Feuer entfacht haben könnte. Zunächst ging die Feuerwehr davon aus, dass ein defekter Stromkasten die Ursache sei. Doch mittlerweile wird auch wegen Brandstiftung ermittelt. Daher hat die Polizei eine Sonderkommission gebildet, die den Fall nun untersucht. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, ob Fremdenfeindlichkeit ein mögliches Motiv ist - neben vielen anderen denkbaren. Denn in dem fünfgeschossigen Gebäude waren Flüchtlinge und Asylbewerber untergebracht.

Kerzen vor ausgebranntem Haus in Hamburg-Altona - Foto: Janine Albrecht (DW)
Bild: DW/J. Albrecht

"Ich hoffe, dass es das nicht ist", sagt eine Frau, die vor dem Haus stehen geblieben ist. Ihre Kinder gehen auf die gleiche Schule, wie die Kinder, die hier gelebt haben. Während sie redet, merkt man, wie nah ihr das Unglück geht. Man denke immer, dass es so etwas nicht gibt, bis es dann passiert ist. Auch die 18-jährige Schülerin, die jeden Tag auf ihrem Schulweg an diesem Haus vorbeiläuft, kann nicht fassen, was geschehen ist. Sie und ihre Eltern stammen aus Pakistan - wie die verstorbene Mutter und deren zwei Söhne. "Hier wohnen allgemein sehr viele Ausländer und ich kann mir schon vorstellen, dass es manche Leute nervt, die gegen Ausländer sind", so die junge Frau. Es gebe hier schon Leute, die einen komisch angucken, sagt sie und meint damit Deutsche.

Ein deutscher Anwohner, der immer auf dem Weg zur Arbeit an dem Haus vorbeikommt, glaubt nicht, dass es sich um eine ausländerfeindliche Tat handelt. "Das ist ein sehr modernes Viertel mit sehr vielen Familien und sehr vielen netten Nachbarn und freundlichen Menschen", sagt der Mann. Solche Gewalttaten könne er sich hier nicht vorstellen.

Keine Hinweise auf Fremdenfeindlichkeit

Die Eimsbütteler Straße, in der das Haus steht, liegt in einer belebten und beliebten Ecke Hamburgs, sehr zentral, unweit des Szeneviertels Schanze. Hier leben Menschen aller Gesellschaftsschichten, Ausländer und Deutsche Tür an Tür. "Ich wohne seit 20 Jahren hier und das wundert mich sehr", sagt eine Frau, die gerade mit einer Brötchentüte in der Hand die Bäckerei in der Straße verlässt. In dem Laden will man nicht mehr über den Brand reden, da seien schon so viele Leute von der Presse vorbeigekommen.

Während die Verkäuferin abwinkt, kommen im Radio gerade die Nachrichten. Die Frage, ob es sich wirklich um Brandstiftung handelt, ist die erste Meldung. Auch in den Zeitungen, die beim Kiosk um die Ecke ausliegen, beherrschen die Bilder vom Brand die Schlagzeilen. "Hat ein Feuerteufel sie auf dem Gewissen?" titelt das Boulevard-Blatt "Hamburger Morgenpost". Die "Bild"-Zeitung weiß mal wieder mehr als andere und schreibt: "Es war Brandstiftung!"

Zeitungsschlagzeilen zu Brand in Hamburg-Altona - Foto: Janine Albrecht (DW)
Bild: DW/J. Albrecht

Auf Nachfrage der Deutschen Welle bei der Hamburger Polizei heißt es, dass die Ermittlungen noch laufen. "Wir haben zahlreiche Gegenstände sichergestellt, die jetzt untersucht werden", sagt Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Eine Brandlegung sei aber "hochwahrscheinlich". Allerdings gebe es überhaupt keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund. "Dennoch ist es ein normales Verfahren, dass in der Sonderkommission auch Mitarbeiter des Staatsschutzes beteiligt werden, um wirklich allen Hinweisen nachzugehen und alle Spuren zu verfolgen", sagt Sweden. Leider gebe es immer wieder "Idioten, die zündeln". Diese Brandstifter wüssten nicht, dass man ein Feuer nicht kontrollieren kann.

Polizei bittet um Mithilfe

Die Polizei hat bereits mehrere Zeugen befragt und Aushänge gemacht, auf denen die Ermittler die Bevölkerung zur Mithilfe auffordern. "Wer hat zu der betreffenden Zeit Personen an dem Hauseingang, im Hinterhof oder auf der Straße gesehen?", wird auf dem Zettel gefragt, der auch an der Tür eines kleinen Kiosks hängt.

Der Besitzer des Ladens kann nichts zu dem Brand sagen. Er habe davon erst erfahren, als er am Morgen danach sein Geschäft aufschloss und die abgesperrte Straße sowie die Feuerwehr- und Polizeiwagen sah. "Das ist ganz schrecklich", sagt der kleine, freundliche Mann. Vor 23 Jahren kam er aus Afghanistan nach Deutschland. "Ich habe diesen Laden seit dreieinhalb Jahren und ich habe sehr nette Kunden", sagt er. Ausländerfeindlichkeit habe er hier noch nicht erlebt.

Eine Kundin, die sich Zigaretten kauft, erzählt, sie wohne nur drei Häuser neben dem Flüchtlingsheim. "Das ist schon ein komisches Gefühl, wenn man denkt, das hätte auch das eigene Haus sein können", sagt sie. Sie habe die vielen Blumen und Kerzen vor dem Haus gesehen. In den nächsten Tagen will sie auch noch etwas vor das Haus legen.