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GesellschaftItalien

Eintrittsgebühr in Venedig: Tagesbesuch soll teurer werden

12. Juli 2024

Nach dem Ende des weltweit ersten Tests mit einer Gebühr für Tagesbesucher will Venedig auch künftig Eintritt verlangen - allerdings keine fünf Euro mehr, sondern bis zu doppelt so viel.

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Touristen mit Koffern überqueren einen belebten Markusplatz in Venedig (03.05.2024)
Touristen auf dem Markusplatz in Venedig (im Mai): Gedrängel in der HochsaisonBild: Michael Bihlmayer/Chromorange/picture alliance

Der Versuch mit der Eintrittsgebühr in Venedig geht am kommenden Wochenende nach insgesamt 29 Tagen zu Ende. Vom nächsten Jahr an sollen dann bis zu zehn Euro bezahlt werden müssen, wenn es in Italiens Lagunenstadt an der Adria besonders voll wird.

Der für die Finanzen zuständige Stadtrat Michele Zuin kündigte in der Lokalzeitung "Il Gazzettino" an, dass von kommenden Jahr an zu bestimmten Tagen ein "Grundtarif" gelten soll. Zur genauen Höhe äußerte er sich noch nicht. An "kritischen Tagen" soll jedoch sogar ein Höchsttarif von zehn Euro bezahlt werden müssen. "Auf diese Weise hoffen wir, die Anreisenden zu entmutigen", machte der Kommunalpolitiker deutlich.

Mit einer offiziellen Bilanz nach den letzten beiden Test-Tagen am Samstag und Sonntag will sich die Stadt noch Zeit lassen. Dazu sollen zunächst die gesammelten Daten ausgewertet werden. Im Grundsatz steht das Vorgehen trotz Kritik auch aus der Bevölkerung aber schon fest: Aus dem Test soll eine Regelung von Bestand werden - nicht an allen Tagen des Jahres, aber in Zeiten großen Betriebs.

Kaum Abschreckung

Alles in allem nahm Venedig mit der neuen Gebühr mehr als zwei Millionen Euro ein. An manchen Tagen wurden mehr als 25.000 zahlende Gäste registriert. Zuverlässige Schätzungen, wie vielen Touristen es gelang, sich vor den fünf Euro zu drücken, gibt es nicht. Fest steht aber: Das eigentliche Ziel - den Massentourismus zu begrenzen, unter dem Venedig leidet wie kaum eine andere Stadt - wurde nicht erreicht.

Der Stadtkämmerer Zuin räumte ein, dass es "keine großen Abschreckungseffekte" gegeben habe. Das habe aber auch niemand erwartet. "Anders wird es sein, wenn die Zehn-Euro-Höchstgrenze gilt, an Tagen, an denen eine für die Stadt kritische Anwesenheitsschwelle erreicht wird." Dazu ergänzte der für Tourismus zuständige Stadtrat Simone Venutini: "Venedig ist immer noch zu billig. Es ist keine Tragödie, wenn die Touristen mehr bezahlen."

Zahlreiche Touristen schauen von der Brücke Ponte Degli Scalzi in Venedig herab (15.04.2023)
Vom Massentourismus betroffen: die Ponte Degli Scalzi in Venedig (Archivbild)Bild: Reinhard Kaufhold/dpa/picture alliance

Die Sprecherin der Bürgerinitiative "Assemblea per la casa Venezia" ("Versammlung des Hauses Venedig"), Federica Toninello, sagte hingegen dem Fernsehsender Rai zu den bisherigen Erfahrungen: "Das hat der Kommune Geld in die Kasse gebracht, aber es hat nicht funktioniert."

Donna Leon: Behörden wollen Geld einnehmen

Die US-Schriftstellerin Donna Leon, deren Venedig-Krimis zu Welterfolgen wurden, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Die Behörden wollen doch auch gar nicht, dass es funktioniert: Sie wollen den Tourismus nicht stoppen. Sie wollen mit den Besuchern Geld machen." Die berühmte Autorin hat ihr Domizil in Venedig längst aufgegeben.

Die im April eingeführte Regelung galt an insgesamt 29 Tagen. Grundsätzlich wurden in der Zeit zwischen 8.30 und 16.00 Uhr fünf Euro Eintritt fällig. Dazu konnte man sich übers Internet einen QR-Code besorgen und aufs Handy laden. Andernfalls drohten bis zu 300 Euro Strafe - tatsächlich bezahlen musste aber niemand so viel.

Touristenmagnet Venedig

Mit geschätzt etwa 15 Millionen Gästen pro Jahr gehört Venedig zu den meistbesuchten Städten der Welt. Der Massentourismus bringt viel Geld in die Kassen, richtet aber auch erhebliche Schäden an. Heute leben im Zentrum mit seinen Hunderten Kanälen keine 50.000 festen Einwohner mehr. Dafür gibt es mehr als 50.000 Gästebetten. An vielen Tagen ist in den engen Gassen rund um Markusplatz und Rialtobrücke kaum noch ein Durchkommen.

Vergangenes Jahr war die Stadt kurz davor, von den Vereinten Nationen auf eine Rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes gesetzt zu werden. Auch mithilfe der Gebühr konnte dies verhindert werden. Dabei gab es eine ganze Reihe von Ausnahmen: Einheimische, Hotelgäste und Kinder unter 14 Jahren beispielsweise müssen bisher nichts bezahlen. Dabei soll es auch bleiben.

Italien ist bei Touristen so beliebt wie noch nie. Die Zahl der registrierten Ankünfte in Beherbergungsbetrieben wie Hotels stieg im vergangenen Jahr um 13,4 Prozent auf den Rekordwert von mehr als 134 Millionen, wie das Statistikamt Istat im Juni mitteilte. Die Zahl der Übernachtungen erhöhte sich um fast zehn Prozent auf 451 Millionen - befeuert vor allem durch ausländische Touristen. Besonders große Wachstumsraten wiesen die Regionen Latium in der Landesmitte und die Lombardei im Norden mit ihren Metropolen Rom und Mailand auf.

kle/AR (dpa, ilgazettino.it)