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Fehlende Teile kosten Milliarden

29. Juni 2021

Ob Holz, Plastik oder Halbleiter - die Engpässe und Verzögerungen in den weltweiten Lieferketten dürften die deutsche Volkswirtschaft am Ende 25 Milliarden kosten - mindestens.

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Deutschland Containerhafen Hamburg
Bild: Reuters/F. Bimmer

Die Auftragsbücher sind voll, aber die Materialien fehlen: Nach Schätzungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) werden sich die Verluste für die deutsche Wirtschaft durch nicht abgearbeitete Aufträge in diesem Jahr auf rund 25 Milliarden Euro belaufen. Grund dafür sind lauf IfW fehlende Zulieferungen von Materialien, beispielsweise aufgrund von Transportengpässen in der Schifffahrt.

"Die Schätzungen legen nahe, dass die deutsche Industrieproduktion mindestens fünf Prozent höher sein könnte, als sie es derzeit ist, wenn ausreichend Produktionsmaterialien und Zwischenprodukte zur Verfügung stünden", erklärte der Leiter der internationalen Konjunkturanalyse am IfW, Klaus-Jürgen Gern. Mit einer Besserung der Lage rechnet er erst nach dem dritten Quartal.

Waldsterben
Holz ist in diesem Jahr so knapp wie noch nieBild: picture-alliance/J. Tack

Die Industrie, aber auch viele Handwerker beklagen seit Monaten, dass dringend benötigte Rohstoffe und Vorprodukte fehlen oder verzögert geliefert werden. Die Gründe sind vielschichtig: Zum einen lässt die anziehende Konjunktur der Schwergewichte USA und China viele Güter knapp und teuer werden. Zum anderen hat die Corona-Pandemie die globalen Lieferrouten in der Containerschifffahrt durcheinandergewirbelt, unpünktliche Schiffsankünfte sind seit langem an der Tagesordnung.

Aufholeffekte sind möglich

"Sobald sich die Lieferengpässe lösen, wird die Industrieproduktion durch zwei Faktoren Rückenwind erhalten und für einige Zeit voraussichtlich deutlich stärker zulegen als die neu eingehenden Auftragseingänge”, prognostiziert das IfW.

Zum einen werde es Aufholeffekte geben, sobald die Industrie ihre Produktion wieder auf das übliche Niveau hochfährt. "Das derzeitige Niveau der Auftragseingänge spricht für einen Anstieg der Industrieproduktion um etwa zehn Prozent.” Zum anderen gebe es Nachholeffekte, sobald die aufgestauten Aufträge abgearbeitet würden. "Dadurch wird die Produktion vorübergehend über ihr langfristig normales Niveau ansteigen.”

Bereits im August 2020 lag die Produktion laut IfW aufgrund der Pandemie rund zehn Prozent unter den erwartbaren Werten, der Auftragsüberhang wurde jedoch bis zum Jahresende etwa zur Hälfte abgebaut. Aufgrund von Lieferengpässen wurde die Lücke seit Beginn dieses Jahres jedoch wieder deutlich größer. Im April 2021 lag die Industrieproduktion laut IfW fast elf Prozent unter dem Niveau, das die Auftragseingänge hätten erwarten lassen.

nm/hb (dpa. rtr, afp)