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Brengelmann: "Großartige Gastgeber"

20. August 2016

Hohe Investitionen in Sportstätten, Infrastruktur und Sicherheit - dennoch haben sich die Spiele für Rio gelohnt, meint Dirk Brengelmann, deutscher Botschafter in Brasilien, im DW-Interview.

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Dirk Brengelmann (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Herr Botschafter, teilweise große Begeisterung, teilweise leere Arenen - wie ist ihr Eindruck von der Stimmung bei den Spielen hier in Rio?

Dirk Brengelmann: Die Brasilianer haben wieder einmal gezeigt, dass sie großartige Gastgeber sein können - aber natürlich gab es auch einige Dinge, die durchaus besser hätten laufen können. Das ist, glaube ich, allen natürlich bekannt. Das hat die Stimmung aber nicht getrübt! Die war bei Touristen wie den Cariocas, den Einwohnern von Rio, gleichermaßen großartig. Die Brasilianer sind traditionsgemäß ein Volk, das Sportereignisse gerne vor dem Fernseher verfolgt - das ist auch bei den Fußballspielen in der Liga so. Wenn Sie sich einmal anschauen, wie begeistert die Leute in den Bars, zu Hause und am Olympischen Boulevard mitfiebern, wird sich Ihnen dieser Eindruck bestätigen.

Mehr als zehn Milliarden Euro wurden in die Spiele investiert, teilweise auch in die Infrastruktur - ein lohnendes Investment für Rio?

Für die Stadt Rio haben die Olympischen Spiele eine Reihe sogenannter "Legacy" hinterlassen. Die Metrolinie nach Barra da Tijuca ist - allen Unkenrufen zum Trotz - fertig gestellt, ebenso eine moderne Straßenbahnlinie, die erste Rio de Janeiros. Tunnel sind gebaut, die das große Verkehrschaos, das in Rio herrscht, mildern. Alles Großprojekte, die rechtzeitig beendet wurden. Da sollten wir uns auch als Deutsche hüten, mit dem Finger auf die Brasilianer zu zeigen. Klar ist aber auch, dass die Spiele nicht alle Infrastrukturprobleme, die es vorher gab, lösen können. Die Verschmutzung der Guanabara-Bucht, in der die Segelwettbewerbe ausgetragen wurden, hält zum Beispiel weiter an. Das kann auch durch Olympia nicht behoben werden.

Brasilien Christusstatue in Rio de Janeiro
Großes geleistet, aber große Aufgaben warten noch auf Brasilien - auch, was die soziale Gerechtigkeit betrifft, so BrengelmannBild: picture alliance/blickwinkel/K. Thomas

Wie nachhaltig ist das Konzept der Spiele von Rio aus ihrer Sicht?

Die Organisatoren von Rio2016 haben immens viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, das hat man schon bei der sehr schön gestalteten Eröffnungsfeier gesehen, bei der jeder Athlet einen Baum gepflanzt hat - symbolisch dafür, dass diese Spiele einen bleibenden Effekt haben sollen. Das Komitee von Rio2016 hatte weiter eine eigene Abteilung, die nur auf Nachhaltigkeitsaspekte geschaut hat und die Kampagne "Abraça Sustentabilidade" (Umarme die Nachhaltigkeit) gestartet hat.

Auch wir in Deutschland legen Wert darauf, dass wir der Stadt auch nach den Spielen etwas zurück lassen und haben beispielsweise gemeinsam mit der deutschen Handelskammer eine öffentliche Schule, die hauptsächlich von Kindern aus Favelas frequentiert wird, mit Sportgeräten ausgestattet. Außerdem haben wir unter anderem mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit und dem Goethe Institut zu Beginn der Spiele eine Veranstaltung zu Nachhaltigkeit und Megaevents organisiert, um auf das Thema aufmerksam zu machen und die Debatte anzuregen.

Wie kann sich Brasilien aus der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise lösen?

Vor allem durch eine beherzte politische und wirtschaftliche Reformpolitik, die auch die Belange der sozialen Gerechtigkeit nicht aus den Augen verliert.

Dirk Brengelmann, Jahrgang 1956, ist seit 2014 Deutscher Botschafter in Brasilien. Nach seinem Studium der Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Geschichte an den Universitäten in Heidelberg und Hamburg trat Brengelmann 1984 in den Auswärtigen Dienst ein und bekleidete seitdem zahlreiche Positionen, unter anderem war Brengelmann Referatsleiter im Bundeskanzleramt. Nach den Olympischen Spielen verlässt Brengelmann die Botschaft in Brasilia und führt seine diplomatische Arbeit in den Niederlanden fort.

Das Interview führte Joscha Weber.