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Kai Havertz vor dem perfekten Jahr?

Thomas Klein aus Seefeld
5. Juni 2021

Kai Havertz hat mit Chelsea die Champions League gewonnen und im Finale den entscheidenden Treffer erzielt. Mit der Nationalmannschaft steckt er mitten in der Vorbereitung für die EM. Kann er auch dort für Furore sorgen?

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Bild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

Der Ball läuft, es wird gelacht. Die Stimmung im Trainingslager bei der Nationalmannschaft ist ausgelassen. Seit zwei Tagen ist nun auch Kai Havertz mit dabei. Der 21-Jährige ist gemeinsam mit seinen Teamkollegen Timo Werner und Antonio Rüdiger sowie Ilkay Gündogan von Manchester City später angereist, da das Champions-League-Finale erst am vergangenen Samstag stattgefunden hat. Havertz, der den Siegtreffer beim 1:0 für Chelsea erzielt hat, ist überglücklich über seinen ersten großen Titel. "Da muss man nicht drumherum reden. Es war ein besonderes Tor für mich und meine Familie. Es wird für mein Leben lang erhalten bleiben", sagte der Offensivspieler und ergänzte: "Die letzte Woche war für uns die beste Woche des Lebens."

Der Erfolg in der Königsklasse ist für Havertz der Lohn für harte Arbeit und das positive Ende eines schwierigen Jahres in London. Seine Anfangszeit beim FC Chelsea war nämlich alles andere als leicht. Oft saß der 21-Jährige nur auf der Ersatzbank, wurde erst spät eingewechselt. "Ich wusste, dass es ein halbes Jahr oder ein Jahr dauern wird, bis man ankommt. Es hat lange gedauert, aber im Endeffekt war es ein Top-Jahr", sagt Havertz jetzt. "Keiner schaut mehr auf die negativen Momente, sondern nur noch auf das Tor und den Titel. Ich hoffe, dass es einen Anschub geben wird und ich eine erfolgreiche EM spielen kann."

Havertz: "Ich bin ein kreativer Spieler"

Ob Havertz auch bei der Europameisterschaft eine entscheidende Rolle spielen wird, ist noch nicht klar. Bundestrainer Joachim Löw, der den 21-Jährigen in höchsten Tönen gelobt hat, wird dem ehemaligen Leverkusener keine Einsatzgarantie für das Turnier geben. "Ich bin ehrgeizig und möchte jedes Spiel spielen. So sind wir alle - und so muss das auch sein. Die Mannschaft steht im Vordergrund. Man muss sich an den Plan halten", sagt Havertz über einen möglichen Platz auf der Ersatzbank beim ersten EM-Spiel gegen Frankreich. "Wenn ich auf dem Platz stehe, gebe ich alles."

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Kai Havertz kommt mit dem Rückenwind des Triumphs in der Königsklasse zur EMBild: Manu Fernandez/AP/picture alliance

Generell muss sich Havertz dem Konkurrenzkampf um seine Position stellen. Beim ersten Testspiel gegen Dänemark war er noch nicht dabei. Ein gemeinsamer Einsatz mit Rückkehrer Thomas Müller wäre beispielsweise denkbar. Dafür müsste dann aber Leroy Sané seinen Platz räumen. "Thomas und ich sind jetzt nicht direkt auf einer Position, aber wir lieben es beide, in der Zentrale zu spielen. Aber mittlerweile gibt es genug Systeme, wo auch mehrere offensive Mittelfeldspieler auf dem Platz stehen", weiß Havertz. "Ich bin ein kreativer Spieler, ich lebe vom Instinkt. Ich habe in den letzten Monaten auf vielen Position gespielt. Ich bin da flexibel."

Intensives Training in Seefeld

Es habe in den vergangenen Wochen bereits viele Gespräche mit dem Bundestrainer gegeben, berichtet Havertz, der im Trainingslager nun nur noch wenige Tage Zeit hat, um Löw von seinen Qualitäten zu überzeugen. Und der Bundestrainer wird sich bei seinem letzten Turnier genau überlegen, welche Spieler ihm einen positiven Abschied vom DFB bereiten können. Dementsprechend akribisch bereitet der 61-Jährige die Trainingseinheiten vor, unterbricht viele Übungen und gibt immer wieder klare Anweisungen. Und wenn es mal nicht so läuft, wie er sich das vorstellt, wird es auch mal lauter auf  dem Platz.

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Wie sehr setzt der scheidende Bundestrainer Joachim Löw (l.) auf Kai Havertz (r.)? Bild: Martin Meissner/AP Photo/picture alliance

"Kommunikation ist heutzutage im Fußball generell sehr wichtig", weiß auch Havertz, der sich aber trotzdem nicht als einen Spieler sieht, der auf dem Platz Kommandos verteilt. "Dafür haben wir aber genug Spieler, die das auch übernehmen. Jeder muss sein Teil beitragen, das ist auch ein großer Baustein für die nächsten Tage."

In wenigen Tagen wird es ernst. Und auch wenn Havertz erst 13 Länderspiele für den DFB absolviert hat, ist er nicht gekommen, um sich die EM ausschließlich von der Ersatzbank anzuschauen. Er will aktiv mithelfen, der Nationalmannschaft wieder neuen Glanz zu verleihen. Das Selbstbewusstsein dafür hat er sich durch den Champions-League-Sieg geholt. Schafft es Havertz, seine guten Leistungen nun auch bei der Nationalmannschaft zu zeigen, könnte aus der "perfekten Woche", ein perfektes Jahr für den 21-Jährigen werden.