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Chinas Exporte wachsen stärker als erwartet

9. Juni 2022

Weil in in der Volksrepublik zuletzt weniger Regionen von Lockdowns betroffen waren, hat sich der chinesische Außenhandel spürbar erholt. Vor allem ausländische Unternehmen klagen aber weiter über große Unsicherheiten.

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China Containerhafen Ningbo-Zhoushan
Viel zu tun im Hafen von Ningbo im Osten ChinasBild: Weng Xinyang/Xinhua/picture alliance

Die chinesischen Exporte sind dank gelockerter Corona-Beschränkungen im Mai mehr als doppelt so stark wie erwartet gewachsen. Sie legten um 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie aus Daten der chinesischen Zollbehörde hervorgeht, die am Donnerstag veröffentlicht wurden. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten lediglich mit einem Plus von acht Prozent gerechnet, nachdem die Ausfuhren im April nur um 3,9 Prozent gestiegen waren.

Die Behörden hatten zuletzt strenge Lockdowns in Großstädten wie Shanghai gelockert, was die Produktion dort ankurbelte. Der Elektroauto-Hersteller Tesla etwa kehrte Ende Mai auf das gewohnte Produktionsniveau zurück, nachdem das Shanghaier Werk drei Wochen Zwangspause eingelegt hatte. Auch der Frachtumschlag in Häfen und Flughäfen näherte sich wieder Normalwerten an. In Shanghai etwa wurden am Containerhafen Ende Mai 95,3 Prozent des normalen Niveaus erreicht.

Positiver Trend nur ohne weitere Lockdowns

"Logistik und Lieferketten wurden im Mai gut repariert", sagte der Direktor des Forschungsinstituts Yingda Securities Research, Zheng Houcheng. Auch die Importe wuchsen erstmals seit drei Monaten, und zwar um 3,9 Prozent. Dennoch deute das auf eine anhaltende schwache Binnennachfrage hin, sagte Zheng. Das sind schlechte Nachrichten für die deutsche Wirtschaft, schließlich ist China einer ihrer wichtigsten Absatzmärkte.

Trotz großer Risiken wie dem russischen Krieg gegen die Ukraine und steigenden Rohstoffpreisen dürfte der Exportweltmeister nach Prognose von Experten auch in den kommenden Monaten gute Geschäfte machen. "Wir glauben, dass sich diese Erholung fortsetzen kann, wenn es keine weiteren Lockdowns gibt", sagte die China-Chefökonomin von ING, Iris Pang.

Chinas Regierung hat kürzlich ein Paket an Konjunkturmaßnahmen vorgelegt. Die Zentralbank versucht derweil, mit niedrigeren Zinsen für Hypothekenkredite den Wohnungsbau anzukurbeln. Peking strebt in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund 5,5 Prozent an. Das wird Analysten zufolge schwer zu erreichen sein, sollte die Regierung ihre Null-Covid-Strategie mit strengen Lockdowns schon bei kleineren Ausbrüchen nicht aufgeben.

China Hanghzou Arbeiterinnen Kleidung Export Näherinnen
Näherinnen in einer Textilfabrik in Hanghzou (Provinz Zhejiang, Ostchina) Bild: picture alliance/Costfoto

Unternehmen leiden unter Ungewissheiten

In Shanghai, der wichtigsten Wirtschaftsmetropole des Landes, war erst in der vergangenen Woche ein zweimonatiger Lockdown zu Ende gegangen. Trotz der jüngsten Lockerungen klagen ausländische Wirtschaftsvertreter aber weiterhin über große Unsicherheiten. So sei kaum absehbar, wann und wo es den nächsten Lockdown im Land geben werde, der sich negativ auf das Geschäft und die Lieferketten auswirken könnte.

In einer Mitte Mai von der Deutschen Außenhandelskammer veröffentlichten Umfrage gaben noch 73 Prozent der Teilnehmer an, in Städten oder Regionen zu operieren, in denen teilweise oder komplette Ausgangssperren herrschen. Nur etwa jedes fünfte deutsche Unternehmen verfügte demnach über eine Sondergenehmigung, um trotz Beschränkungen die Produktion fortzusetzen. Auch machten es die Bedingungen in China immer schwieriger, Personal aus Deutschland im Land zu halten.

Regierung sieht "potenzielle Bedrohungen"

Chinas Vize-Handelsminister Wang Shouwen warnte am Mittwoch vor weiteren Unsicherheiten. "Potenzielle Bedrohungen" gingen von der fragilen weltwirtschaftlichen Lage, der hohen internationalen Inflation sowie von logistischen Engpässen innerhalb Chinas aus.

Ebenfalls am Mittwoch forderte Regierungschef Li Keqiang eine Stärkung des Außenhandels. Er drängte auf eine Verbesserung der Effizienz in Häfen und bei der Zollabfertigung. Auch müsse die Stabilität von Lieferketten gewährleistet werden.

tko/hb (rtr, dpa)