1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Habeck verweigert VW Garantien für Chinageschäft

28. Mai 2022

Zeitenwende in der Handelspolitik: Wegen der Menschenrechtsverletzungen an Uiguren in China lehnt Wirtschaftsminister Habeck zum ersten Mal Anträge auf Investitionsgarantien des Volkswagen-Konzerns in China ab.

https://p.dw.com/p/4BytN
Deutschland | Robert Habeck besucht die PCK Raffinerie in Schwedt
Bild: Monika Skolimowska/dpa/picture alliance

Menschenrechte sollen nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wegen der Lage der Uiguren in China ein stärkeres Gewicht in der deutschen Handelspolitik erhalten. "Ein Unternehmen, das auch in der Provinz der Uiguren tätig ist, wollte Investitionsgarantien verlängern. Dem geben wir nicht statt", sagte Habeck der "Welt am Sonntag". Nach seinen Worten ist es "das erste Mal", dass Investitionsgarantien aus menschenrechtlichen Gründen "nicht zustande kommen".

Anträge werden weiter im Einzelfall entschieden

Natürlich würden Anträge auf Garantien weiter im Einzelfall entschieden, sagte Habeck weiter. "Aber die Leitlinie ist: Wir können angesichts von Zwangsarbeit und Misshandlung der Uiguren keine Projekte in der Region Xinjiang absichern."

Nach Informationen des "Spiegel" handelt es sich bei dem betroffenen Unternehmen um den Volkswagen-Konzern. Insgesamt seien "vier Anträgen eines Unternehmens auf Verlängerung von Investitionsgarantien" nicht stattgegeben worden, zitierte das Nachrichtenmagazin eine Ministeriumssprecherin.

Ein VW-Autohändler in einer Shoppingmall in Shanghai
Ein VW-Autohändler in Shanghai - für den Autokonzern ist das Chinageschäft ein wichtiges StandbeinBild: Wang Gang/Costfoto/picture alliance

Volkswagen bestätigte demnach entsprechende Anträge auf Investitionsgarantien. Der Konzern habe aber noch keine Antwort der Bundesregierung erhalten. "Wir erwarten eine Entscheidung", sagte ein VW-Sprecher. "Selbstverständlich ist auch eine Ablehnung möglich."

Volkswagen steht schon länger in der Kritik

Volkswagen steht bei seinen China-Geschäften vor allem wegen seiner Aktivitäten in Xinjiang in der Kritik. Zwar will VW nach "Spiegel"-Informationen nicht in das dortige umstrittene Werk investieren, sondern in andere Fabriken in China. Das Ministerium weigere sich dennoch, für das neue Projekt zu bürgen. Die Anträge hätten einen Bezug zu einer Betriebsstätte in Xinjiang, zumindest lasse sich der Bezug nicht ausschließen, erklärte das Ministerium laut "Spiegel".

Ein Wachturm einer Haftanstalt im Kreis Yarkent in der nordwestchinesischen Region Xinjiang
Ein Gefängnis in der Region Xinjiang - chinesische Sicherheitskräfte in der Region gehen gegen Uiguren vorBild: Ng Han Guan/AP/picture alliance

Die Ablehnung hat für VW die Folge, dass der Konzern die finanziellen Risiken für seine geplanten China-Engagements allein tragen muss. Aus VW-Kreisen verlautete den Angaben zufolge, dass die Entscheidung der Bundesregierung nichts an den Investitionsplänen Volkswagens ändere.

Habeck erwägt Sanktionen 

Gegenüber der "Welt am Sonntag" deutete Habeck außerdem an, chinesische Funktionäre gegebenenfalls wie russische Oligarchen unter Sanktionen stellen zu wollen, sollten sie nachweisbar an Verbrechen gegen Uiguren beteiligt gewesen sein. Seit über einem Jahr gebe es bereits wegen schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen in der Region Xinjiang EU-Sanktionen gegen Funktionäre, sagte er. "Wenn es möglich ist, weitere Verantwortliche zu identifizieren und man ihnen ihre Taten nachweisen kann, halte ich das für erwägenswert".

nob/pg (afp, dpa, kna)