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NBA in China: Basketball und Big Business

6. Dezember 2024

Fünf Jahre nach dem Streit zwischen der NBA und ihrem wichtigsten asiatischen Markt spielen Teams der nordamerikanischen Basketball-Liga wieder in China - auch Weltmeister Dennis Schröder ist dabei.

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Spielszene Dennis Schröder von den Brooklyn Nets gegen die Phoenix Suns
Dennis Schröder (l.) und die Brooklyn Nets sollen 2025 in China ein Vorbereitungsspiel gegen die Phoenix Suns bestreitenBild: Rick Scuteri/AP Photo/picture alliance

Die nordamerikanische Basketball-Profiliga NBA wird in der kommenden Saison nach mehr als fünf Jahren nach China zurückkehren. Die NBA bestätigte diese Entscheidung, nachdem entsprechende Medienberichte aufgetaucht waren.

Demnach werden im Oktober 2025 die Brooklyn Nets, das aktuelle Team von Deutschlands Nationalmannschaftskapitän und Basketball-Weltmeister Dennis Schröder, und die Phoenix Suns in Macau spielen. Allerdings werden die beiden Mannschaften nicht in einem regulären Ligaspiel aufeinandertreffen, sondern eine Partie während der Saison-Vorbereitung spielen.

Tweet löste diplomatische Spannungen aus

Zu den Verstimmungen zwischen China und der NBA war es 2019 gekommen, nachdem Daryl Morey, der damalige General Manager der Houston Rockets, in einem Tweet China-kritische Demonstranten in Hongkong unterstützte hatte.

Als daraufhin - trotz der chinesischen Forderung, Morey zu entlassen - eine Sanktion durch Liga-Chef Adam Silver ausblieb und dieser Moreys Recht auf freie Meinungsäußerung sogar ausdrücklich unterstützte, stoppten chinesische TV-Sender die geplanten Übertragungen der NBA. Sponsoren verweigerten verabredete Zahlungen und stellten ihr Engagement ein. Die Kooperation zwischen dem chinesischen Basketballverband und den Houston Rockets wurde ebenfalls beendet.

Daryl Morey, Teampräsident der Philadelphia 76ers, bei einer Pressekonferenz
Sein Tweet löste eine diplomatische Krise zwischen NBA und China aus: Daryl Morey (seit 2020 Teampräsident der Philadelphia 76ers)Bild: Matt Slocum/AP Photo/picture alliance

Laut einem Bericht des US-Senders NBC vom Dezember 2020 soll der finanzielle Verlust der NBA bei rund 400 Millionen US-Dollar gelegen haben (nach damaligem Kurs rund 330 Millionen Euro). Im selben Bericht wurde Morey gefragt, ob er seinen Tweet mit dem Abstand einiger Monate und in Anbetracht der Folgen bereue.

"Ich bin mit dem, was ich getan habe, sehr zufrieden", sagte Morey damals und gab zu: "Aber ich war sehr besorgt. Man will nicht, dass die zweitmächtigste Regierung der Welt wütend auf einen ist, wenn man es vermeiden kann. In diesem Fall konnte ich es nicht."

Basketball und Big Business

Seit 2020 haben sich NBA und China wieder angenähert. Das Land mit seinen rund 1,4 Milliarden Einwohnern und der entsprechenden Kaufkraft ist für die Liga ein zu attraktiver Markt, um darauf zu verzichten. Zudem gehen die Verbindungen der NBA mit China weit zurück. Im August 1979 reiste mit den Washington Bullets - das Team heißt seit 1997 Washington Wizards - das erste NBA-Team auf Einladung nach China und bestritt dort zwei Freundschaftsspiele gegen Chinas Nationalteam und eine Klub-Mannschaft.

Adam Silvers Vorgänger David Stern setzte sich in den 1980er Jahren stark für gute Beziehungen mit China ein. Zum Beispiel signierte er ein Abkommen, nach dem Chinas Staatssender CCTV kostenlos NBA-Spiele übertragen durfte. Damalige Superstars wie Michael Jordan und Magic Johnson wurden auch in China zu Helden, weil sie die besten Spieler der Welt waren und Basketball in China schon lange ein populärer Sport war.

Basketballspieler Yao Ming von den Houston Rockets im Duell mit Dirk Nowitzki von den Dallas Mavericks
Yao Ming - hier im Duell mit Dirk Nowitzki - war nicht der erste, aber der bislang beste Chinese in der NBABild: Larry W. Smith/EPA/picture alliance

2002 wechselte mit Yao Ming Chinas Basketball-Superstar in die NBA. Der 2,29 Meter große Center bestritt zwischen 2002 und 2011 insgesamt 486 NBA-Spiele und wurde in dieser Zeit sechsmal ins All-Star-Team berufen. Ming war nicht der erste, aber der beste von bislang neun Chinesen oder US-Amerikanern mit chinesischen Wurzeln, die in der NBA aktiv waren.

Aktuell sind mit dem in den USA geborenen Kyle Anderson - chinesischer Name Li Kaier - von den Golden State Warriors und dem aus China stammenden Cui Yongxi von den Brookly Nets zwei chinesisch-stämmige Spieler in der Liga aktiv. Die Tatsache, dass Yongxi in Brooklyn spielt, dürfte auch den Ausschlag gegeben haben, das Team von Dennis Schröder für eine China-Reise auszuwählen.

Globale Strategie der NBA

Die NBA versucht schon seit über 40 Jahren, Märkte außerhalb Nordamerikas zu erschließen. Die Washington Bullets spielten Ende der 1970er Jahre nicht nur in China, sondern zuvor bereits in Israel. 1984 gab es mehrere Teams, die Freundschaftsspiele gegen lokale Teams in Israel, Italien, der Schweiz und in Deutschland bestritten. Mit den Atlanta Hawks trat 1988 erstmals ein NBA-Team in der damaligen Sowjetunion zu drei Testspielen an. Diese "Besuche" wurden seitdem auf viele andere Länder ausgeweitet.

Spielszene ALBA Berlin gegen die San Antonio Spurs im Jahr 2014
2014 gab es Besuch aus der NBA in Deutschland - ALBA Berlin empfing NBA-Champion San Antonio und gewannBild: Camera 4/IMAGO

Auch einige reguläre Ligaspiele haben schon außerhalb der USA und Kanadas stattgefunden. Die Premiere gab es im November 1990 in Tokio. Mit Yokohama und Saitama kamen bis 2003 zwei weitere japanische Spielorte hinzu. 1997 gab es ein erstes Spiel in Mexiko-City. Dort wird seit Dezember 2015 regelmäßig gespielt. Außerdem reisten NBA-Mannschaften immer wieder zu Ligaspielen nach London (2011 bis 2019) und Paris (seit 2020). In Deutschland gab es - anders als in der National Football League (NFL) - bislang keine Ligaspiele der NBA.

China als "unkomplizierter" Gastgeber

Dass auch die Chinesen an einer erneuten Zusammenarbeit mit der NBA und Auftritten der Basketball-Stars auf chinesischem Boden interessiert sind, passt dazu, dass China - wie viele andere autokratische Staaten - den Sport als Werkzeug begreift, sich der Welt in einem positiven Licht zu präsentieren. So ist Peking der bislang einzige Ort, an dem sowohl Olympische Sommer- als auch Winterspiele stattgefunden haben (2004 und 2022). Zudem finden zahlreiche andere Sportevents auf chinesischem Boden statt: eine Reihe von Tennis-Turnieren sowie Formel-1-Rennen. Außerdem wurden die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2027 und die Schwimm-WM 2029 an Peking vergeben.

Handschlag zwischen Chinas Staatspräsident Xi Jinping und IOC-Präsident Thomas Bach
Auch IOC-Präsident Thomas Bach (r.) pflegt eine enge Beziehungen zu Chinas Staatspräsident Xi JinpingBild: Denis Balobouse/REUTERS/dpa/picture alliance

Große Sportverbände arbeiten offenbar gerne mit China als Gastgeber großer Veranstaltungen zusammen. Anders als in demokratischen Ländern regt sich hier kein Widerstand der Bevölkerung, weil die Ausrichtung möglicherweise für hohe Belastungen der Steuerzahler sorgt. Auch sind Einnahme-Garantien gegenüber dem Verband kein Problem. Der Leichtathletik-Weltverband World Athletics wollte für die WM 2027 eine Garantie von 92 Millionen Euro haben. Rom war nicht bereit, die Summe zu garantieren, dementsprechend ging die WM an Peking.

Dünnhäutige Reaktion bei Kritik

Allerdings zeigt der Fall Morey und die chinesische Reaktion darauf auch, wie dünnhäutig und wenig kritikfähig Chinas Regierungsorgane sind. Ein weiteres Beispiel war eine Kooperation im Fußball aus dem Jahr 2017. Damals sollte die chinesische U20-Mannschaft außer Konkurrenz in der Regionalliga Südwest mitspielen.

Spieler diskutieren mit Demonstranten mit tibetischen Fahnen auf der Tribüne beim Fußball-Freundschaftsspiel zwischen Schott Mainz und der U20 Chinas
Eine Handvoll Demonstranten mit tibetischen Fahnen sorgen 2017 für einen Eklat und den Abzug der chinesischen U20Bild: Hasan Bratic/dpa/picture alliance

In der Liga waren damals 19 Teams, so dass immer eine Mannschaft spielfrei hatte. Eigentlich war es eine Win-win-Situation, weil die deutschen Vereine an ihren freien Wochenenden die Möglichkeit zum Testen bekamen und Chinas Jugend-Nationalspieler sich durch Spiele gegen gute Gegner verbessern sollten.

Allerdings gab es bereits zuvor Kritik an der Aktion und letztlich nur ein einziges Spiel. Grund waren Demonstranten der "Tibet-Initiative Deutschland" auf der Tribüne, die tibetische Fahnen hochhielten und China-kritische Parolen riefen. Es kam zum Eklat und der chinesische Verband zog sein Team ab.

Grund für die Verstimmung war auch damals nicht die Tatsache, dass demonstriert wurde, sondern dass Deutschland als Gastgeber nicht vehement gegen "terroristische Aktivitäten oder Aktivitäten zur Verteidigung der Unabhängigkeit Tibets" eingeschritten war, wie es ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums damals formulierte.

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