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Zypern-Rettung macht Börsen nervös

18. März 2013

Eurogruppe und Währungsfonds wollen den Zyprern an die Ersparnisse. Dieser Tabubruch wird weltweit mit Argwohn betrachtet. Die Börsen zeigen sich nervös und der Euro ist im Sinkflug.

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Boersenhaendler arbeiten am Donnerstag (04.08.11) in der Boerse in Frankfurt am Main. Der DAX startete mit 6714.79 Punkten. Foto: Martin Oeser/dapd
Deutschland Wirtschaft Euro Börse in Frankfurt Kurse auf TalfahrtBild: dapd

Die umstrittene Zwangsabgabe auf Spareinlagen als Teil des Hilfspakets für Zypern hat den deutschen Aktienmarkt am Montag verunsichert. Der Dax rutschte zur Eröffnung um 1,7 Prozent auf 7904 Punkte ab. "Dadurch werden sich die Sparer vermehrt Gedanken darüber machen, wie sicher ihr Geld bei Banken tatsächlich ist", schrieben die Analysten der National-Bank. "Zugleich ist nicht klar, ob sich im zypriotischen Parlament eine Mehrheit für die Zustimmung zum Stützungspaket finden lassen wird."

Vor diesem Hintergrund trennten sich Anleger vor allem von Finanzwerten. Deutsche Bank und Commerzbank fielen um 3,2 und um 2,4 Prozent. Der Index für die Geldhäuser der Euro-Zone sank um 3,8 Prozent.

Der Euro fiel am Montag bis auf 1,2880 Dollar zurück, den tiefsten Stand seit dem 10. Dezember. Am Freitag hatte die Gemeinschaftswährung noch bei 1,3074 Dollar geschlossen.

Unruhen auch in Asien

Auch an anderen Börsen sorgte das Zypern-Rettungspaket für Unruhe. Die Investoren an den asiatischen Börsen trennten sich am Montag von Aktien und flüchteten in als sicherer geltende Anlagen wie Gold oder Staatsanleihen. Alle wichtigen asiatischen Akienmärkte verzeichneten Verluste. Der Nikkei gab 2,7 Prozent nach, das ist der stärkste Kursrückgang seit zehn Monaten. Der MSCI-Index für die Märkte außerhalb Japans verlor so viel wie seit Ende Juli nicht mehr.

"Was geschehen ist, kann man als Vorsichts-Verkäufe an den Märkten beschreiben", sagte Ric Spooner, Chefanalyst bei CMC Markets in Sydney. Einige Investoren hätten auch Gewinne mitgenommen. Zunächst müsse man sehen, ob das zyprische Parlament den Maßnahmen zustimme, sagte CMC-Experte Spooner. "Falls sie es zurückweisen, dann dürfte sich am Markt zumindest etwas Unsicherheit während der nächsten Verhandlungsrunde ausbreiten."

Eurozone schockt Zypern

Da die Investoren in Gold flüchteten, stieg der Preis in Asien zeitweise um ein Prozent auf 1608 Dollar für eine Feinunze. Auch japanische Staatsanleihen waren gefragt: Die Rendite bei zehnjährigen Papieren lag mit 0,585 Prozent so niedrig wie seit zehn Jahren nicht.

An den Aktienmärkten verzeichneten besonders die Exportwerte Kursverluste: Die Aktien von Toyota, Honda, Sony und Canon verloren zwischen 2,1 und 6,7 Prozent. Zu den wenigen Kursgewinnern gehörten die Panasonic-Aktien mit einem Plus von 0,6 Prozent.

Zypern ein Sonderfall

Das zypriotische Parlament soll am Dienstag (19.03.2013) über die Rettungsmaßnahmen abstimmen, auf die sich die Euro-Finanzminister am Samstagmorgen (16.03.2013) geeinigt haben. "Zum ersten Mal seit Ausbruch der Staatsschuldenkrise wurden die Besitzer von Giro- und Spareinlagen an den Kosten einer Rettungsaktion beteiligt. Das könnte bei den Bürgern anderer Krisenländer Befürchtungen auslösen, dass auch ihre Guthaben gefährdet sind", hieß es in einem Kommentar der Commerzbank.

Aus Sicht der Analysten ist Zypern letztlich jedoch ein Sonderfall: In anderen Ländern würden die Bankeinlagen überwiegend von heimischen Sparern gehalten, während in Zypern auch viele ausländische Eigentümer meist hohe Bankeinlagen hätte. Da sei es nur zu verständlich, das die Staatengemeinschaft auch diese an den Rettungskosten beteiligen wolle. Experten vermuten, dass ein großer Teil der enorm hohen Guthaben im überdimensionierten Bankensektor Zyperns Schwarzgeld sind.

rbr/iw (rtrs, dpa)