Bröring-Sprehe holt Silber bei Dressur-EM
15. August 2015Nach der Pleite im Team-Wettbewerb und dem Totilas-Aus hat Kristina Bröring-Sprehe den deutschen Dressurreitern bei der EM in Aachen endlich ein Erfolgserlebnis beschert. Die 28-Jährige holte sich am Samstag im Grand Prix Special die Silbermedaille. Auf Desperados musste sie sich vor 20.000 Zuschauern nur der britischen Doppel-Olympiasiegerin und Titelverteidigerin Charlotte Dujardin auf Valegro geschlagen geben. Dritter wurde der niederländische Team-Europameister Hans Peter Minderhoud auf Johnson.
"Ich hatte mir vorgenommen, richtig Gas zu geben und alles rauszuholen. Das ist mir, glaube ich, ganz gut gelungen"», sagte Bröring-Sprehe. Mit 83,067 Prozentpunkten lag die Team-Weltmeisterin und WM-Dritte im Special etwas mehr als viereinhalb Zähler hinter Durjardin. Der Britin gelang mit ihrem Ausnahmewallach ein EM-Rekord mit 87,577 Prozentpunkten. Der mitfavorisierte Niederländer Edward Gal musste mitten im Ritt aufgeben, weil sein Pferd Undercover aus dem Maul blutete.
Zwei Tage nach dem enttäuschenden dritten Platz mit der Mannschaft unterstrichen Bröring-Sprehe und ihr 14-jähriger Hengst, dass sie ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Rio das derzeit einzige deutsche Dressur-Paar von Weltklasse-Format sind. "Kristina hat einen genialen Ritt hingelegt", lobte die zuletzt gebeutelte Bundestrainerin Monica Theodorescu. "Das ist ein Tag zum Freuen."
"Eine Blondine oben drauf"
Die anderen beiden deutschen Starterinnen hatten mit dem Medaillenkampf erwartungsgemäß nichts zu tun: Isabell Werth auf Don Johnson und Jessica von Bredow-Werndl auf Unee kamen auf die Plätze sieben und acht. Beide qualifizierten sich immerhin für die zweite Einzel-Entscheidung der besten 15, der Kür am Sonntag. Während Championats-Debütantin von Bredow-Werndl etwas enttäuscht war, sorgte Isabell Werth für ein Kuriosum: Ausgerechnet die fünfmalige Olympiasiegerin verritt sich, ging in einer Lektion der Prüfung geradeaus, statt nach rechts eine Trabtraversale einzuleiten. Der Fehler passierte beim wahrscheinlich besten Auftritt von Don Johnson in einem Grand Prix Special. "Johnny war klasse", sagte sie. "Der kann ja auch nichts dafür, dass er eine Blondine oben drauf hat."
Viel zu lachen hatte es im deutschen Lager an den vergangenen Tagen nicht gegeben. Der enttäuschende dritte Platz im Team am Donnerstag und der Wirbel um das Aus von Totilas und dessen Reiter Matthias Rath einen Tag zuvor hatten auf die Stimmung gedrückt. "Vielleicht wollten wir einfach mal vom Thema ablenken. Ich finde, wir haben genug Totilas gehabt, jetzt können wir auch mal wieder mit den dummen Blondinen handeln", meinte die 46-jährige Werth schmunzelnd.
Millionenhengst Totilas hat sich ein Knochenödem am linken Hinterbein zugezogen. Das ergab eine Untersuchung in einer Tierklinik in Belgien. Durch eine Schwellung habe sich Flüssigkeit im Knochen des Tieres angesammelt, bestätigte der deutsche Mannschaftstierarzt der Dressur, Marc Koene. Wie lange der einstige Wunderhengst ausfällt, konnte Koene nicht sagen. Es könne sich um Wochen oder Monate handeln. Auch das Ende der Sportkarriere sei möglich. Bei dem Hengst wurde nach dem Mannschaftswettbewerb bei der Dressur-EM in Aachen eine Unreinheit im Takt festgestellt. Das bedeutete das EM-Aus. Totilas holte im Grand Prix unter Matthias Rath gerade mal 75,971 Prozent und hatte Anteil daran, dass es für den Gold-Favoriten am Ende nur Bronze gab.
ck/sw (dpa, sid)