Bernd Neuendorf ist neuer DFB-Präsident
11. März 2022"Vielen Dank für das klare Ergebnis", sagte Bernd Neuendorf nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Ich muss gestehen: Das überwältigt mich schon." Mit 193:50 Stimmen hatte sich Neuendorf auf dem DFB-Bundestag in Bonn klar gegen seinen Gegenkandidaten Peter Peters durchgesetzt. Weil erstmals in der Verbandsgeschichte zwei Kandidaten angetreten waren, wurde die Abstimmung geheim durchgeführt. Neuendorf war der Kandidat der einflussreichen Amateurvertreter, Peters wurde durch den Profifußball unterstützt. Die Wahl im World Conference Center war nötig geworden, nachdem Fritz Keller im Mai 2021 von seinem Amt zurückgetreten war.
"Ich möchte alles dafür tun, dass dieser Verband wieder zur Ruhe kommt", hatte Neuendorf in seiner Bewerbungsrede unmittelbar vor der Wahl gesagt. "Dass wir in ein paar Jahren sagen können, die Arbeit hat sich gelohnt". Seine Kernbotschaft sei: "Der Fußball muss wieder im Mittelpunkt stehen, nicht die Querelen an der Spitze des Verbandes." Die Menschen seien es "einfach leid", immer wieder von Skandalen und Hausdurchsuchungen zu lesen. "Sie wenden sich ab, sie sind genervt, sie fühlen sich nicht mehr vertreten", sagte Neuendorf. "Wir brauchen eine neue Kultur des Miteinanders. Und ich bin optimistisch, dass uns das gelingen kann."
Ständige Wechsel an der Spitze
Mit Neuendorf werden beim krisenerfahrenen Verband große Hoffnungen verbunden. Seit 2012 waren vier Präsidenten vorzeitig zurückgetreten. Zuletzt musste Keller diesen Schritt gehen, nachdem er Vizepräsident Rainer Koch während einer DFB-Sitzung mit dem Namen des NS-Richters Freisler bezeichnet hatte. Es war der Tiefpunkt monatelanger Querelen. Auch Kellers Vorgänger Reinhard Grindel und Wolfgang Niersbach hatten vorzeitig zurücktreten müssen. Seit Kellers Abgang wurde der Verband interimsweise von Koch und Peters geführt.
Neuendorf wird im Fußball als Quereinsteiger gesehen. Erst 2019 übernahm er das Präsidentenamt beim Verband Mittelrhein. Zuvor war der SPD-Politiker unter anderem als Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen tätig. Neuendorf warb für eine Rückkehr zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Profilager. "Wir müssen den Laden zusammenhalten, dazu gibt es keine Alternative", sagte er und betonte: "Wir haben in den kommenden Jahren großartige Chancen, den Fußball in unserem Land voranzubringen."
Koch nicht mehr im Präsidium
Nachdem Neuendorf zum neuen Präsidenten gewählt worden war, gab es bei den Wahlen der Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten eine Überraschung: Der umstrittene Koch verlor in einer Abstimmung deutlich gegen die Sportwissenschaftsprofessorin Silke Sinning und gehört damit nach 15 Jahren nicht mehr dem DFB-Präsidium an.
Koch werden von seinen Kritikern zahlreiche Verfehlungen und Verstrickungen in dubiose Machenschaften vorgeworfen. Zuletzt hatten die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, Reinhard Grindel und Fritz Keller dazu aufgefordert, das "System Koch" zu beenden. Koch sitzt allerdings noch im DFB-Vorstand.
Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wurde als erster Vizepräsident Liga von den Delegierten einstimmig bestätigt. Donata Hopfen ist als Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL) ebenfalls bestätigte Vizepräsidentin. Ex-Nationalspielerin Celia Sasic übernimmt das Amt der neuen Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität.
asz/jst (dpa, sid)