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Angst treibt den Goldpreis

Dirk Kaufmann
14. Februar 2025

Gold gilt als eine sichere Geldanlage, denn sein Wert wird nicht durch Inflation gefährdet. In den letzten Wochen ist der Preis deutlich gestiegen. Was verunsichert die Anleger so sehr, dass sie ins Gold flüchten?

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Schweiz Ein-Kilogramm Goldbarren
Bild: Karl Mathis/KEYSTONE/dpa/picture alliance

Sind die Zeiten unsicher und werden die Zukunftsaussichten trüber, fürchten viele Menschen um ihr Geld. Anleger reagieren dann oft mit dem gleichen Reflex: Sie suchen nach krisensicheren Kapitalanlagen. Und Gold behält seinen Wert, egal wie hoch die Inflation ist, und es ist auch sicher bei Währungsreformen und immun gegen Wechselkursschwankungen.

Zu Beginn dieser Woche (10. Februar 2025) kostete eine Feinunze Gold - das sind 31,1 Gramm - schon mehr als 2900 US-Dollar. Damit erklomm der Goldpreis bereits den achten Rekordstand allein in diesem Jahr. Nun rückt die psychologisch wichtige Marke von 3000 Dollar ins Visier.

London ist dabei der einflussreichste Markt für den Spot-Goldmarkt, denn dort sitzt die "London Bullion Market Association", die seit 1919 den Weltmarktpreis für den Goldhandel festsetzt. Weitere, etwas weniger wichtige Handelszentren sind China, Indien, der Nahe Osten und die Vereinigten Staaten.

Und wieder: Trump

Und dorthin, in die USA, führt zunächst auch die Suche nach den Gründen für die gegenwärtige Edelmetall-Rallye. Wie für sehr viele andere Experten ist auch für Frank Schallenberger, den Rohstoffexperten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), klar, wer dafür in erster Linie verantwortlich ist. Der Hauptgrund für den Schub beim Goldpreis, sagte er der DW, liege "sicher in der aktuellen US-Zollpolitik. Diese sorgt für Unsicherheit an den Finanzmärkten - und entsprechend ist dann einmal mehr Gold als 'sicherer Hafen' gefragt."

Der Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank sieht das genauso: "Der wichtigste Grund für den starken Preisanstieg bei Gold ist die Unsicherheit über die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump." Der DW gegenüber fügt er hinzu, dass "die sonst üblichen Einflussfaktoren wie der US-Dollar und die Zinserwartungen beim aktuellen Preisanstieg keine nennenswerte Rolle" spielten.

Ein Mann vor einem "Gold-to-go-Automaten". In den USA kann man vereinzelt schon Gold im Supermarkt oder einer Shopping Mall kaufen
Gold boomt: In den USA kann man vereinzelt schon Gold in einer Shopping Mall am Automaten kaufenBild: Joe Raedle/Getty Images

Angst im Netz

Ängste vor einer globalen Krise werden auch durch nicht immer seriöse Spekulationen geschürt. In verschiedenen Internet-Portalen kursieren derzeit die Vorhersagen des US-amerikanischen Geschäftsmanns und Bestseller-Autors Robert Kiyosaki. Nach seiner inzwischen zehn Jahre alten Prognose sei 2025 mit einer "massiven Wirtschaftskrise" zu rechnen. Er empfehle, "auf Selbstversorgung und unternehmerische Tätigkeiten zu setzen" und vor allem "in Gold, Silber und Bitcoin" zu investieren.

Die Ökonomen von Goldman Sachs verweisen dagegen auf die Notenbanken. Der Goldhandel orientiere sich üblicherweise an den Leitzinsen. In Zeiten niedriger Zinsen lohnten sich Investitionen in Edelmetall daher besonders. Hinzu kommen rechtliche Besonderheiten, etwa im deutschen Steuersystem, "das Investments in physische Anlagen nach zwölf Monaten steuerfrei stellt."

Eine goldene Bitcoin-Münze steht auf einem Haufen voller US-Dollarnoten
Viele setzen in unsicheren Zeiten auf Gold, einige auch auf Kryptowährungen wie BitcoinBild: Nicolas Economou/NurPhoto/picture-alliance

Zentralbanken suchen Gold

Für Gold gibt es viele Interessenten: Privatleute, die ihr Vermögen in Sicherheit bringen wollen, institutionelle Anleger, die keine nennenswerten Renditen mehr erwirtschaften und ihr Geld in Edelmetall parken wollen und auch Volkswirtschaften. Deren Zentralbanken, so Commerzbank-Ökonom Fritsch, könnten durch massive Goldkäufe "den Preisanstieg unterstützt haben."

Sorgen wegen des Risikos von Finanzsanktionen sind üblicherweise ein Grund für Zentralbanken, Gold zu kaufen. Das betrifft auch Schwellenländer. Dort hat man Sorgen, unter Beeinträchtigungen des Welthandels besonders zu leiden oder in Konflikten zwischen wirtschaftsmächtigen Ländern aufgerieben zu werden. Laut Goldman Sachs Research sind Goldkäufe in diesen Staaten im Zuge der Sanktionen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine deutlich gestiegen.

Staaten im Goldrausch

Psychologische Marke

Wird der Goldpreis die Marke von 3000 US-Dollar in absehbarer Zeit erreichen? Frank Schallenberger ist zuversichtlich: "Nachdem wir bereits nur noch rund zwei Prozent von der 3000-USD-Marke entfernt waren, halte ich es für durchaus wahrscheinlich, dass auch diese Schallmauer in Kürze erreicht ist."

Bereits im November hatten die Analysten von Goldman Sachs eine Prognose für die Entwicklung des Goldpreises veröffentlicht. Bis zum Jahresende 2025 erwarten sie einen Anstieg bis auf 3000 US-Dollar je Unze.

Ein Stapel glänzender Goldbarren in einem Tresor der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main
Auch Deutschland besitzt Reserven echten Goldes: Goldbarren in einem Tresor der Deutschen BundesbankBild: picture alliance/dpa

Das Ende in Sicht?

Der Branchenverband World Gold Council (WGC), ein Lobbyverband der Goldbergbauindustrie, zeichnet ein vorsichtig zuversichtliches Bild der nahen Zukunft. "Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken auch im Jahr 2025 das Sagen haben und dass weitere Anleger in börsengehandelte Goldfonds einsteigen werden", so WGC-Expertin Louise Street im Manager Magazin. Allerdings werde "die Schwäche bei Schmuck wahrscheinlich anhalten, da die hohen Goldpreise und das schwache Wirtschaftswachstum die Kaufkraft der Verbraucher schmälern."

Und ein Ende der Hausse sei bereits in Sicht, meint Frank Schallenberger. Es käme sicher bald zu Gewinnmitnahmen. Und "im weiteren Verlauf des Jahres dürften die recht schwache Schmucknachfrage und eine leicht rückläufige Nachfrage bei Münzen und Barren sowie bei den Goldkäufen der Notenbanken dafür sorgen, dass es mit Gold wieder nach unten geht", sagte der LBBW-Experte zu DW.

Sein Kollege Carsten Fritsch von der Commerzbank sieht ebenfalls das Ende des Booms voraus: Dafür würden "die Goldnachfrage in China und Indien" sorgen, die wegen des starken Preisanstiegs und des rekordhohen Preisniveaus spürbar gebremst werden. Denn "diese beiden Länder stellen zusammen gut die Hälfte der privaten Goldnachfrage." Eine ebenso entscheidende Rolle würden mittelfristig die Zentralbanken spielen: "Da sich die Zinssenkungen ihrem Ende nähern, dürfte dem Goldpreis demnächst eine weitere wichtige Unterstützung fehlen."

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