Neuer Bitcoin-Rekord: Hält die Krypto-Rally an?
11. März 2024Der Bitcoin hat zu Beginn der neuen Woche seine Rekordjagd fortgesetzt und notierte an den Handelsplätzen bei rund 71.700 US-Dollar. Schon in der vergangenen Woche hatte die bekannteste Kryptowährung ein Rekordhoch von über 69.000 US-Dollar (63.000 Euro) erreicht, bevor sie leicht fiel. Trotzdem waren Anleger von der bemerkenswerten Erholung verblüfft, nachdem die Kryptowährung im Jahr 2022 inmitten von Marktturbulenzen regelrecht abgestürzt war. Im Vergleich zum November 2022 steig der Bitcoin-Kurs um mehr als 300 Prozent, nachdem er damals unter 20.000 Dollar gefallen war.
Auch die Marktkapitalisierung der Kryptowährung erreichte ein Rekordhoch von fast 1,35 Billionen Dollar. Der Gesamtwert des gesamten Kryptomarktes liegt derzeit bei rund 2,5 Billionen US-Dollar, dem höchsten Stand seit November 2021 und nur 10 Prozent unter dem Allzeithoch von 2,8 Billionen US-Dollar.
Die Wiederauferstehung des Bitcoin ist zum größten Teil auf die Begeisterung der Anleger für ein neues Finanzprodukt in Verbindung mit der digitalen Münze zurückzuführen: Bitcoin-ETFs. Die Vorfreude auf diese börsengehandelten Fonds (ETFs) löste monatelange Spekulationen aus, die nach ihrem Debüt am 10. Januar dieses Jahres in einem wahren Ansturm institutioneller Anleger gipfelten.
Diese Fonds erleichtern es Anlegern, in Bitcoin zu investieren, ohne die virtuelle Währung direkt zu besitzen. Nach Angaben von Bloomberg Intelligence haben Anleger mehr als 7 Milliarden Dollar in diese Anlageprodukte investiert und damit den rasanten Aufstieg des Bitcoin-Kurses ausgelöst. Die US-Finanzaufsichtsbehörden hatten lange Zeit eine Zulassung von Bitcoin-ETFs skeptisch gesehen, weil sie ihre Anfälligkeit für Betrug und Manipulation fürchteten.
"Das günstige Klima für den Bitcoin in den USA liegt nicht daran, dass die US-Regulierungsbehörden wohlwollender sein wollen", sagte Jonathan Biers, Chief Investment Officer bei Farside Investors, einem britischen Aktienfonds, gegenüber der DW. "Das liegt vor allem an den Siegen der Krypto-Industrie gegen die SEC vor Gericht. Das hat zu einem günstigeren regulatorischen Klima und mehr Legitimität geführt. Und das zieht wiederum mehr Geld von amerikanischen Investoren an."
Gold-Rallye sendet gemischte Signale
Neben der Rallye der Kryptowährungen hat auch der Goldpreis Rekordhöhen erreicht und sendet damit gemischte Signale, wie es um die Risikobereitschaft der Investoren an den globalen Märkten bestellt ist. Historisch gesehen ist Gold ein sicherer Hafen für Anleger und ist oft in Zeiten geopolitischer Spannungen begehrt, und wenn Anleger über einen möglichen Rückschlag bei globalen Aktien nach einer Rallye besorgt sind. Der Wert von Gold ist seit Oktober, als der Krieg zwischen Israel und der Hamas ausbrach, stetig gestiegen. Auch die Aktienmärkte haben in den letzten Monaten Allzeithochs erreicht. Viele vermuten, dass bald eine Korrektur ansteht.
Der Anstieg von Gold steht im Gegensatz zu dem des Bitcoin, dessen Nutzen jenseits spekulativer Investitionen nach wie vor umstritten ist. Während der Anstieg beim Gold darauf hindeutet, dass die Anleger defensiv handeln, spiegelt der Anstieg des Bitcoin den Hunger nach digitalen Vermögenswerten wider. Und der wird zusätzlich durch die Leidenschaft der von Spekulanten und die Begeisterung über technologische Innovationen angeheizt.
"Die Krypto-Geschichte kann mit den Geschehnissen an den Aktienmärkten und der allgemeinen Risikobereitschaft in Verbindung gebracht werden", sagte Kyle Rodda, leitender Marktanalyst bei Capital.com, gegenüber Bloomberg. "Wir sehen ein Wiederaufleben von Kryptowährungen, was auf ein irrationales, risikofreudiges Verhalten hindeutet. Und das deckt sich mit dem, was in einigen Teilen des Aktienmarktes passiert."
Signale der US-Notenbank, dass die Zinssätze in diesem Jahr wahrscheinlich sinken werden, könnten die Rallye ebenfalls anheizen, da die Anleger mit niedrigeren Kreditkosten rechnen.
Widerstandsfähiger gegenüber Betrugsversuchen?
Der Bitcoin entstand nach der Finanzkrise 2008 als dezentralisierte Alternative zum traditionellen Finanzwesen. Ursprünglich für Peer-to-Peer-Transaktionen zwischen einzelnen Usern konzipiert, stieg sein Wert in den folgenden Jahren sprunghaft an. Das lockte Spekulanten an und führte zu extremer Volatilität. Amateure, die sich am Daytrading mit Kryptos während der Pandemie versuchten, heizten die Kursrallye weiter an.
Doch die Blase platzte am Ende, beschleunigt durch Firmenzusammenbrüche wie den der großen Kryptowährungsbörse FTX im November 2022. Milliarden an Anlegergeldern wurden vernichtet und der Bitcoin-Kurs stürzte auf rund 16.000 Dollar ab.
"FTX war im Wesentlichen ein betrügerisches Unternehmen", so Bier, "daher ist es natürlich gut für die Gesellschaft, dass dieser Betrug aufgedeckt wurde und zusammenbrach."
"Bitcoin-Halbierung" könnte Kurs weiter antreiben
Was kommt also als nächstes? Die bevorstehende "Halbierung" von Bitcoin, die in den zugrundeliegenden Code einprogrammiert ist, wird die Menge an neuen Bitcoin, die in Umlauf kommt, um die Hälfte reduzieren.
Der Bitcoin wird durch einen Prozess namens "Mining" - zu deutsch "schürfen" - erzeugt, bei dem leistungsstarke Computer komplexe mathematische Rätsel lösen, um Transaktionen zu verifizieren und in der Blockchain aufzuzeichnen, wodurch "Miner" neue Bitcoins als Belohnung erhalten. Halbierungsereignisse, die etwa alle vier Jahre stattfinden, reduzieren die Ausbeute für die Schürfer und verlangsamen das Tempo, mit dem neue Bitcoins erzeugt werden.
Diese Verknappung des Bitcoin-Angebots wurde von Analysten als treibende Kraft hinter dem jüngsten Preisanstieg genannt. Da die Halbierung voraussichtlich noch in diesem Frühjahr erfolgen wird, rechnen Bitcoin-Fans mit weiteren Preissprüngen.
Kritiker stehen dem digitalen Vermögenswert jedoch weiterhin skeptisch gegenüber und verweisen auf Bedenken hinsichtlich seines Nutzens sowie auf die regulatorischen Herausforderungen nach dem Crash von 2022.
"Es gibt keinen inneren Wert", sagte John Reed Stark, ein ehemaliger SEC-Beamter und unverblümter Kritiker der Kryptoindustrie, der New York Times. "Es gibt keine nachgewiesene Erfolgsbilanz der Annahme oder des Vertrauens."
Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert. Er erschien erstmals am 8. März und wurde am 11. März aktualisiert.