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Baumängel: Erster Prozess nach Erdbeben in der Türkei

3. Januar 2024

Elf Monate nach dem schweren Erdbeben in der Türkei soll der Einsturz eines Hotels und der Tod von jungen Volleyballern aufgearbeitet werden. Eltern der Opfer reisten zu dem Prozess an.

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Prozess nach Erdbeben in der Türkei
Vor dem Gerichtsgebäude verlangen Angehörige der ums Leben gekommenen Volleyballer, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.Bild: picture alliance/dpa

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten bewusste fahrlässige Tötung von 72 Menschen und die Verletzung von mehr als einer Person vor. Laut Gutachtern wies das Hotel massive Baumängel auf.

Das Vier-Sterne-Hotel war am 6. Februar 2023 bei dem schweren Beben am frühen Morgen eingestürzt. Unter anderem wurden zwei Volleyball-Schulteams aus Nordzypern mit 26 Kindern unter den Trümmern begraben. Auch eine Gruppe Reiseführer, die auf Fortbildung waren, wurde verschüttet. Das jüngste Todesopfer war zehn Jahre alt.

Zahlreiche Angehörige aus Nordzypern reisten zum Prozessbeginn an. Sie hielten vor dem Gericht in Adiyaman Schilder mit Bildern ihrer toten Kinder hoch. Rusen Karakaya, die ihre 14-jährige Tochter verloren hat, sagte: "Jeder, der das Grand Isias-Hotel gebaut hat, ist schuldig." Sie werde nicht ruhen, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen seien, vom Bauherrn bis zu denen, die die Baugenehmigung erteilt haben. 

Prozessbeginn Hoteleinsturz nach Beben in Türkei
Dem Erdboden gleich: Nach dem Erdbeben sind von dem einstigen Vier-Sterne-Hotel nur noch Überreste vorhandenBild: Mirjam Schmitt/dpa

Den Beschuldigten drohen im äußersten Fall mehr als 22 Jahre Haft. Fünf von ihnen sitzen in Untersuchungshaft,  darunter der als Bauherr agierende Hotelbesitzer und der Architekt. Sie waren beim ersten Prozesstag nicht anwesend. Sie wurden per Video zugeschaltet. In einem separaten Verfahren soll auch die Verantwortung der Behördenmitarbeiter geklärt werden, die Genehmigungen ausstellten.

Am 6. Februar hatte ein Beben der Stärke 7,7 den Südosten der Türkei und Nordsyrien erschüttert. Ein weiteres Beben der Stärke 7,6 folgte am Nachmittag desselben Tages. Allein in der Türkei kamen nach Regierungsangaben rund 50.800 Menschen ums Leben. Mehr als 35.000 Gebäude stürzten einem offiziellen Bericht zufolge ein, Zehntausende wurden beschädigt.

uh/pg (dpa/afp)