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Musik

Deutschland beim ESC

10. Mai 2017

Was hat Deutschland nicht schon alles probiert, um beim Eurovision Song Contest erfolgreich zu sein? Allein die letzten Jahrzehnte zeigen, dass es kein Patentrezept gibt.

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Lena Meyer-Landrut
Bild: Getty Images/AFP/G. Kallestad

Die Zeit des großen deutschen Schlagers ist längst vorbei. Ebenso vorbei ist die Zeit des Hitgiganten Ralph Siegel. Der Komponist und Produzent hat etliche deutsche ESC-Kandidaten mit Liedern ausgestattet und viele von ihnen landeten auf guten bis sehr guten Plätzen. Siegels größter Erfolg: Der ESC-Sieg mit Nicole und "Ein bißchen Frieden" (1982). Doch je länger Siegel dabei bleibt, desto schlechter werden seine Platzierungen. Bis er abgelöst wird.

Ralph Siegel bekommt Konkurrenz von Stefan Raab

1998 greift zum ersten Mal der TV-Entertainer Stefan Raab ins Geschehen ein. Der hat bereits mehrere Blödelsongs in die Hitparaden gebracht und schreibt unter dem Pseudonym Alf Igel (!) für einen deutschen Sänger das Lied "Guildo hat euch lieb". Dieser Sänger ist Guildo Horn, ein Freak in Samtumhang und Rüschenhemd, mit fettigen langen Haaren und einer Band, die sich "Die Orthopädischen Strümpfe" nennt.  Guildo Horn tritt beim ESC in Birmingham auf und erreicht mit seiner Blödelnummer den siebten Platz. Ralph Siegel ist düpiert.

Guildo Horn
Gaga statt Schlager: Guildo Horn bringt 1998 frischen WindBild: picture-alliance/dpa/K. Lenz

Ein Jahr später aber hat er das Ruder wieder in der Hand. Mit seiner Multikulti-Gruppe Sürpriz landet er auf dem dritten Platz und zeigt allen, dass er es noch drauf hat.

2000 aber ist wieder das Jahr des Stefan Raab. Diesmal bleibt er nicht im Hintergrund, sondern glänzt im wahrsten Sinne des Wortes im goldenen Glitter-Anzug und einem weiteren Blödelsong "Wadde hadde dudde da?". Platz 5!

ESC-Kandidaten durchlaufen Castingshow

Stefan Raab
Wadde hadde dudde da? Stefan Raab mit seinem ESC-Beitrag von 2000Bild: picture-alliance/dpa/I. Wagner

Raab ist es auch, der im Jahr 2004 zu einem neuen Konzept für die deutsche Vorauswahl greift: eine Casting-Show, in der völlig unbekannte Sänger gegeneinander antreten.

Das Publikum wählt mit Hilfe der Jury um Stefan Raab den Soulsänger Max Mutzke. Ein bescheidener Kerl mit einer wunderbaren Soulstimme und einer - von Raab geschriebenen - Soulballade, die bis heute immer noch im Ohr ist. Leider nur Platz 8.

Lena holt den Titel nach 28 Jahren wieder nach Deutschland

Lena Meyer-Landrut
2010 singt Lena Deuschland in den ESC-HimmelBild: Getty Images/R. Klatt

Seinen größten Coup landet Stefan Raab 2010 mit der Show "Unser Star für Oslo", kurz "USFO". In acht Shows müssen sich 20 Kandidaten beweisen - und am Ende überzeugt die damals erst 17-jährige Lena Meyer-Landrut Zuschauer und Jury. In Oslo dann ein erdrutschartiger Sieg, erstmals wieder nach Nicole, die vor 28 Jahren den letzten Titel nach Deutschland geholt hatte. Lena wird ein Popstar und ist es bis heute. Ihr zweiter Einsatz als ESC-Kandidatin bringt sie 2011 nochmal auf Platz 10. Damit hat Stefan Raab seine eigenen Erwartungen erfüllt und zieht einen Schlussstrich unter den Song Contest.

Der eine im Ruhestand, der andere rastlos

2017 taucht Raab noch einmal im Hintergrund auf: So hat seine Firma den diesjährigen deutschen Vorentscheid produziert. Gewonnen hat Levina, eine talentierte Sängerin mit einer fast unheimlichen Professionalität. Einen besseren Song hätte man ihr allerdings schon gewünscht, gerne geschrieben von Stefan Raab. Doch der bleibt im Ruhestand.

Dänemark Komponist Ralph Siegel
Schlager-Urgestein und ESC-"Verrückter": Ralph SiegelBild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen

Währenddessen versucht sich Ralph Siegel seit mehreren Jahren als Hitlieferant für die Teilnehmer aus dem kleinen San Marino. Doch egal, was er für welche Acts schreibt - die Songs schaffen es meist noch nicht mal durch die Semifinals. 2017 schickt er das Duo Valentina Monetta und Jimmie Wilson nach Kiew. In 45 Jahren ist es die 25. Teilnahme des Musikdinosauriers. Und so klingen irgendwie auch seine Songs - nicht ganz up to date.

Wuensch Silke Kommentarbild App
Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online