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"Zwei Rivalen vereint gegen die Krise"

29. April 2009

Am Mittwoch und Donnerstag (30.04.2009) war der japanische Ministerpräsident Taro Aso zu Gast in Peking. Kein einfacher Besuch. Über die Gründe sprach DW-WORLD.DE mit Xuewu Gu, Ostasien-Experte an der Universität Bochum.

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Viel Grund zur Freude hat Taro Aso nicht - seine Tage als Premier scheinen gezähltBild: AP

DW-WORLD.DE: Herr Gu, wie ist es derzeit um das chinesisch-japanische Verhältnis bestellt?

Die aktuellen Beziehungen kann man mit einem Begriff zusammenfassen, der in China derzeit sehr populär ist: Dort umschreibt man es so: Zwischen den beiden herrscht "kein Wohlstandsniveau".

Was ist damit genau gemeint?

Das bedeutet, dass beide Seiten sich auf einen bestimmten Umgang miteinander verständigt haben. Es ist eine pragmatische Lösung, mit dem Ziel, besser zusammenarbeiten zu können. Die historischen Feindseligkeiten werden dabei ausgeklammert, weil man nach vorn schauen will, um die Wirtschaftskrise gemeinsam zu meistern.

Trotzdem: Genau wie seine Amtsvorgänger hat auch der derzeitige japanische Premier Taro Aso den umstrittenen Yasukuni-Schrein für die japanischen Kriegsgefallenen besucht – und das ausgerechnet in der Woche vor seinem Besuch in Peking. Wie wird dieses Timing in China empfunden?

Das Ganze ist ein diplomatischer Balanceakt. Aso versucht zwischen zwei Fronten zu balancieren. Einmal ist da der innenpolitische Druck, insbesondere aus dem konservativen Lager. Demgegenüber steht der internationale Druck, vor allem aus China und Südkorea. Chinesen und die Koreaner können Asos Vorgehen zwar nicht akzeptieren, haben sein Verhalten aber doch toleriert.

Welche gemeinsamen Interessen haben China und Japan aktuell? Und wo liegen sie am weitesten auseinander?

Tokio und Peking haben ein großes Interesse daran, so schnell wie möglich einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise zu finden, von der beide Länder sehr stark betroffen sind. Auf der anderen Seite gibt es aber auch drei große Problemfelder: Einmal ist da der Territorialstreit um Erdöl- und Gasvorkommen im ostchinesischen Meer, ein Jahrzehnte altes Problem, für das es bis heute keine Lösung gibt. Das zweite heikle Thema ist der Umgang mit Nordkorea. Wenn es nach Japan ginge, sollte Nordkorea durch internationale Sanktionen bestraft werden. Die Chinesen auf der anderen Seite nehmen Pjöngjang immer noch in Schutz. Und drittens geht es darum, wer künftig der Wortführer in Asien ist, da melden sowohl Japan als auch China ihre Ansprüche an. Und diese Rivalität belastet natürlich auch das bilaterale Verhältnis.

Taro Aso steht innenpolitisch unter erheblichem Druck. Seine Tage als japanischer Regierungschef scheinen gezählt zu sein. Welche Impulse kann er unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch geben?

Es ist in der Tat sehr schwierig für Aso, neuen Wind in die chinesisch-japanischen Beziehungen zu bringen. Aber ich denke, er kann sich immerhin als guter Krisenmanager zeigen. Wirksame Impulse können meiner Meinung nach derzeit nur aus dem ökonomischen Bereich kommen – es geht darum, gemeinsam mit China die angeschlagene asiatische Wirtschaft neu zu beleben.

Das Interview führte Thomas Kohlmann
Redaktion: Esther Broders