Zwei Ex-Guantanamo-Gefangene zurück in Afghanistan
12. Februar 2024Vor mehr als 20 Jahren wurden sie inhaftiert, nun sind Abdul Karim und Abdul Sahir wieder zu Hause. Die in Afghanistan herrschenden Taliban haben die beiden ehemaligen Gefangenen aus dem umstrittenen US-Lager Guantanamo Bay empfangen. Sie landeten aus Oman kommend am Montagmorgen auf dem Hauptstadtflughafen in Kabul.
Nach ihrer Ankunft wurden die Rückkehrer in einen VIP-Bereich gebracht. Am Flughafen hatten sich zahlreiche Anhänger mit Blumen versammelt. Er sei "sehr glücklich", sagte Sahirs Sohn Mohammad Osman nach der Rückkehr seines Vaters. An der Straße zum Flughafen säumten Plakate zu ihrer Begrüßung. "Heldenhafte Gefangene", heißt es auf einem Plakat.
Sahir und Karim waren zwei von hunderten mutmaßlichen Kämpfern, die im Zuge des "Kriegs gegen den Terror" der USA gefangen genommen und in das Lager des US-Marinestützpunkts Guantanamo Bay auf Kuba gebracht wurden. Den US-Behörden werden Folter und Missbrauch von Gefangenen in dem Lager vorgeworfen.
Viele Insassen wurden dort ohne formelle Anklage festgehalten und konnten rechtlich nicht gegen ihre Inhaftierung vorgehen. Die meisten Gefangenen wurden im Laufe der Jahre freigelassen, darunter auch einige hochrangige Taliban.
Von Guantanamo in den Hausarrest im Oman
Abdul Sahir kam laut afghanischem Innenministerium und US-Dokumenten im Jahr 2002 nach Guantanamo. Abdul Karim wurde 2003 nach seiner Festnahme in Pakistan und anschließenden Überstellung in US-Gewahrsam in das Lager auf Kuba gebracht. Beide wurden 2017 schließlich in den Oman verlegt und unter Hausarrest gestellt.
Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Bachtar waren die beiden Männer die letzten beiden Gefangenen aus Guantanamo mit Verbindungen zu den Taliban. Die Freilassung erfolgte demnach nach Verhandlungen mit den USA.
Laut einem Bericht der Denkfabrik Afghanistan Analysts Network (AAN) wurde Karim beschuldigt, eine Zelle des Terrornetzwerkes Al-Kaida geleitet zu haben. Sahir, damals Pförtner und Übersetzer für Al-Kaida, soll des Besitzes von Massenvernichtungswaffen bezichtigt worden sein. In beiden Fällen war die Beweislage laut AAN sehr dünn.
Guantanamo weiterhin als Gefängnis in Betrieb
In Guantanamo ist nach wie vor ein afghanischer Gefangener inhaftiert: Mohammed Rahim. Seine Familie fordert weiter dessen Freilassung. Der US-Geheimdienst CIA wirft ihm vor, ein enger Mitarbeiter von Al-Kaida-Gründer Osama bin Laden zu sein. Rahims Familie weiß nach eigenen Angaben bis heute nicht, warum er festgenommen wurde.
Das Gefangenenlager Guantanamo entstand nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und der darauf folgenden Invasion der USA in Afghanistan. Der damalige Präsident George W. Bush hatte das Gefängnis errichten lassen, um mutmaßliche Terroristen ohne Prozess festzuhalten. Die USA nutzen dazu einen alten Pachtvertrag mit Kuba.
Fast 800 Menschen waren in Guantanamo zeitweise inhaftiert. Die Rechtslage der Gefangenen, ihre Haftbedingungen, Berichte über die verwendeten Verhör- und Foltermethoden sorgten international für massive Kritik. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden arbeitet darauf hin, die Zahl der Häftlinge in Guantanamo zu verringern und das Gefangenenlager schließlich dicht zu machen.
AR/pg (dpa, afp, ap)