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Zum Tod von Ben Wagin

Torsten Landsberg
29. Juli 2021

Frieden und der Einfluss des Menschen auf die Natur standen im Zentrum von Ben Wagins Schaffen. Mit 91 Jahren ist der Aktionskünstler in Berlin gestorben.

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Ben Wagin im "Parlament der Bäume"
Baumpate und Street-Art-Pionier: Ben WaginBild: Paul Zinken/dpa/picture alliance

Er war Baumpate, Aktionskünstler und ein früher Vertreter dessen, was heute Street-Art ist: Der Künstler Ben Wagin, 1930 als Bernhard Wargin im polnischen Jastrow geboren und 1945 nach Deutschland geflohen, lebte seit 1957 im damaligen West-Berlin. Hier starb er am Mittwochmorgen, wie der von Wagin gegründete Verein "Baumpaten" am Donnerstag mitteilte.

Nach der Lehre zum Tischler arbeitete Wagin als Bühnenbildner und studierte an der Hochschule der Künste, wo er Assistent des Bildhauers Karl Hartung wurde. Anfang der 1960er Jahre gründete er die Galerie S und beteiligte sich am Bildhauersymposium europäischer Bildhauer, die gegen den Bau der Berliner Mauer protestierten.

Eine Mauer in der Installation "Parlament der Bäume" erinnert an die Mauertoten und protestiert gegen Krieg.
Auf dem früheren Todesstreifen pflanzte Wagin das "Parlament der Bäume" - zum Gedenken an die MauertotenBild: picture-alliance/dpa/M. Gambarini

Im Zentrum seiner Werke stand später besonders der Einfluss des Menschen auf Natur und Umwelt. 1976 gründete Wagin den Baumpatenverein, der die urbane Lebensqualität der Stadt fördern sollte. Bereits 1967 hatte Wagin an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche seinen ersten Baum gepflanzt, europaweit sollen es bis heute rund 50.000 Bäume sein, die auf sein Betreiben hin gepflanzt wurden, oft als politische Performance, meist Apfel- und Ginkgobäume.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die mit Wagin befreundet war, würdigte sein Schaffen als "wunderbares Vorbild für den Schutz von Natur und Umwelt". Mit dem "Parlament der Bäume" habe Ben Wagin einen einzigartigen Natur-Gedenkort für die Opfer der Unfreiheit geschaffen. "Viele seiner Aktionen waren nicht nur ein Aufruf zum nachhaltigen und rücksichtsvollen Umgang mit der Natur, sondern ebenso Appelle für Frieden und Versöhnung", sagte Grütters.

Ben Wagin und Monika Grütters vor der Neuen Nationalgalerie Berlin
Mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters verband Ben Wagin eine jahrelange FreundschaftBild: Jörg Carstensen/dpa/picture alliance

Gedenken an die Mauertoten

Das "Parlament der Bäume" im Berliner Regierungsviertel, entlang des früheren Todesstreifens, ist ein Gedenkort für die Mauertoten und steht unter Denkmalschutz. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller bezeichnete Wagin als "einen der bedeutendsten Repräsentanten der Kultur- und Kunstszene", ohne dessen "Wirken unsere Stadt ärmer gewesen wäre".

Ben Wagin schuf Mitte der 1970er und 1980er Jahre auch riesige Bilder an Hauswänden, was ihn zu einem frühen Vertreter der Street-Art machte. Während sein Werk "Weltenbaum I" in Tiergarten bereits hinter einem Neubau verschwand, ist aktuell auch das über 100 Meter lange Wandbild "Weltenbaum II" in Charlottenburg durch eine Sanierung bedroht.

Wagin war Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Verdienstordens des Landes Berlin. Die Stiftung Berliner Mauer würdigte den Aktionskünstler als "sanftmütigen Menschenfänger" mit "mitunter schroffer Herzlichkeit".

Ben Wagin wurde 91 Jahre alt.