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"Tatort"- Kommissarin weiß nichts

5. Dezember 2013

Prominente Zeugen im Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Wulff: Die Schauspielerin Furtwängler und ihr Ehemann, der Verleger Burda, konnten zur Aufklärung aber kaum etwas beitragen.

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Die Schauspielerin Maria Furtwängler nach ihrer Auassage im Wulff-Prozess (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Maria Furtwängler (Artikelbild) und Hubert Burda bestätigten vor dem Landgericht Hannover, dass sie im September 2008 zusammen mit Wulff und dem Filmmanager David Groenewold das Oktoberfest in München besucht hätten. An Einzelheiten wie das Konsumverhalten des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten konnten sie sich aber nicht erinnern.

"Das weiß ich beim besten Willen nicht mehr", sagte Furtwängler auf entsprechende Nachfragen des Vorsitzenden Richters der Zweiten Großen Strafkammer, Frank Rosenow. "Was kann meine Aussage eigentlich zur Klärung beitragen?", fragte Furtwängler und wirkte auf anwesende Korrespondenten etwas genervt.

Die Schauspielerin hatte Wulff nach eigenen Angaben Monate zuvor bei einem privaten Abendessen in dessen Wohnung erstmals getroffen: "Der Ministerpräsident wollte gerne die Tatort-Kommissarin kennen lernen." Es sei eine "sehr nette Einladung" gewesen, sagte Furtwängler. In der Fernseh-Krimireihe "Tatort" spielt sie die Hauptkommissarin Charlotte Lindholm vom Landeskriminalamt Niedersachsen.

Christian und Bettina Wulff 2008 auf dem Oktoberfest (Foto: dpa)
Christian und Bettina Wulff 2008 auf dem OktoberfestBild: picture-alliance/dpa

Verleger Burda sagte, er habe sich auf der "Wiesn" mit Wulff ganz kurz über Medienpolitik unterhalten. "Vier, fünf Sätze. Dann wurde es lauter, dann kann man beim Oktoberfest nicht mehr viel reden", sagte Burda. Es sei um Gefahren für die Zeitschriften in Deutschland durch den geplanten Ausbau der Online-Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten gegangen. Dass Groenewold Gastgeber des abendlichen Treffens im Zelt des Feinkost-Herstellers Käfer auf dem Oktoberfest war, habe er nicht gewusst, betonte Burda.

Der Münchenbesuch des Ehepaares Christian und Bettina Wulff mit Sohn Linus steht im Mittelpunkt der Anklage. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat Groenewold Unkosten der Familie Wulff in Höhe von rund 720 Euro bezahlt - Teile der Hotelrechnung im "Bayerischen Hof" in München, ein Kindermädchen und den Oktoberfestbesuch. Die Anklage lautet auf Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung. Wulff soll sich im Gegenzug beim Siemens-Konzern für finanzielle Unterstützung eines Filmprojekts von Groenewold eingesetzt haben. Sowohl Wulff als auch Groenewold haben die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. Wulff war am 17. Februar 2012 als Bundespräsident zurückgetreten, nachdem die Staatsanwaltschaft ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Korruptionsverdachts eingeleitet hatte.

Rücktritt von Bundespräsident Wulff

Richter Rosenow kündigte am Ende des fünften Verhandlungstages an, das Landgericht werde am 19. Dezember ein erstes Zwischenfazit zum Verlauf des Verfahrens abgeben. Was sich konkret dahinter verbirgt, ließ er jedoch offen. Viele Prozessbeobachter bewerten diese Zwischenbilanz als ein möglicherweise vorgezogenes Ende des seit dem 14. November laufenden Verfahrens. Einige der ersten Zeugen - darunter Mitarbeiter des Hotels in München - hatten in ihren Aussagen die Darstellung Wulffs gestützt. Demzufolge sei es durchaus möglich gewesen, dass er nichts von der Teilkostenübernahme durch Groenewold mitbekommen habe.

wl/rb (dpa, afp)