DIHK: Einwanderung muss einfacher werden
27. November 2022Peter Adrian ist unzufrieden: Weil in der Bundesrepublik Arbeitskräfte fehlten, müssten Unternehmen immer öfter Aufträge ablehnen und Leistungen reduzieren, so der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Adrian pocht deshalb auf unkompliziertere Verfahren zur Fachkräfte-Einwanderung. "Auch in der aktuellen Krise ist der Fachkräftemangel für die Unternehmen nach den Energiekosten das zweitgrößte Geschäftsrisiko", sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Viele Unternehmen setzen daher darauf, dass der Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten weiter erleichtert wird."
An einer entsprechenden Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes von 2020 arbeitet die Bundesregierung derzeit. Zwar habe das aktuelle Gesetz bereits Erleichterungen für Fachkräfte von außerhalb der Europäischen Union gebracht, so Adrian. "Doch die Erfahrungen in den Unternehmen zeigen, dass vieles immer noch zu kompliziert ist, zu lange dauert oder sogar scheitert."
Kritik an langsamen Abläufen in Behörden
Aus Sicht der Betriebe sei wichtig, dass Zuwanderer nicht schon bei der Einreise eine Ausbildung vorweisen müssen, die komplett gleichwertig zu einer in Deutschland absolvierten ist. "Denn die Alltagserfahrung in den Unternehmen zeigt, dass fehlende Qualifikationen häufig im Rahmen der täglichen Arbeit gut nachgeholt werden können. Für einen möglichst gelungenen Start im Betrieb ist es außerdem wichtig, das Erlernen der deutschen Sprache schon im Ausland stärker zu fördern."
Dazu müssten aber auch die Abläufe der beteiligten Behörden schneller und reibungsloser funktionieren. Insbesondere betrage die Wartezeit für einen Termin zur Visa-Beantragung oft viele Monate. Um erfolgreich Fachkräfte zu gewinnen, brauche es aber mehr, betonte Adrian. "Das fängt bei einem passenden Wohnungsangebot an und setzt sich bei der Kinderbetreuung fort. Wenn wir Menschen aus aller Welt für die Arbeit in Deutschland begeistern wollen, müssen wir ihnen auch die Chance bieten, sich hier willkommen zu fühlen."
Zu den aktuellen Plänen der Bundesregierung gehört auch, die Einbürgerung zu vereinfachen, also für Migranten die Fristen zu verkürzen, um einen deutschen Pass zu bekommen. Lob kommt dafür vom Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher: "Deutschlands Fachkräfteproblem wird sich durch die Demografie und durch den zunehmenden Wettbewerb um die klügsten Köpfe massiv verschärfen, wenn die Politik nicht viel entschiedener als bisher handelt", sagte Fratzscher dem "Handelsblatt". Eine klare Perspektive auf Staatsangehörigkeit sei ein wichtiges Element, um Deutschland attraktiver für ausländische Fachkräfte zu machen.
AR/se (dpa, afp)