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Wieder freie Fahrt nach Dänemark

10. September 2015

Einen Tag hatte die Blockade des grenzüberschreitenden Zugverkehrs zwischen Deutschland und Dänemark gedauert. Die Chancen für Flüchtlinge nach Schweden zu kommen, steigen wieder. Der Fährverkehr bleibt eingeschränkt.

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Flüchtlinge vor einem Zug (Foto: picture-alliance/dpa/C. Charisius)
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Die dänischen Behörden hatten am Mittwoch den Zugverkehr gestoppt, um Flüchtlinge aufzuhalten, die von Deutschland über Dänemark nach Schweden fahren wollten. Auch die Züge auf den Fährverbindungen wurden angehalten und kontrolliert. Jetzt wird der grenzüberschreitende Zugverkehr wieder aufgenommen.

Ein erster Zug mit Flüchtlingen verließ am Morgen Flensburg in Richtung Dänemark. An Bord waren nach Angaben eines Reporters der Nachrichtenagentur dpa etwa 50 Flüchtlinge. Die meisten von ihnen waren zuvor mit einer Regionalbahn aus Neumünster angekommen. Der Zug startete mit leichter Verspätung um kurz nach sieben Uhr. Am Grenzbahnhof in Padborg kontrollierten Beamte die Menschen. Die Flüchtlinge seien nach ihren Reisezielen befragt worden, anschließend durfte der Zug in Richtung Kopenhagen weiterfahren, wie ein Polizeisprecher sagte.

Die Fährverbindung zwischen beiden Ländern bleibt für Züge aber "wegen Polizeieinsätzen an den Grenzen" geschlossen, wie die dänische Bahngesellschaft DSB mit. Lediglich Passagiere, die mit Autos unterwegs seien, würden auf die Fähren gelassen.

Vor dem Stopp des Bahnverkehrs hatten sich etwa 200 aus Deutschland kommende Flüchtlinge geweigert, im Fährhafen von Rödby in Dänemark - dem wichtigsten Fährhafen zwischen Deutschland und Skandinavien - ihre Züge zu verlassen. Die dänische Polizei hatte ihnen erklärt, dass sie nach Deutschland zurückgeschickt würden, wenn sie in Dänemark kein Asyl beantragten.

Auch Fährverbindungen betroffen

Einige Menschen versuchten daraufhin zu flüchten, die meisten wurden von der Polizei eingeholt und in ein Flüchtlingszentrum gebracht. Außerdem wurden keine Zugpassagiere mehr auf die Fähren von Puttgarden in Deutschland Richtung Rödby gelassen. Auch Fußgänger durften laut Mitteilung des Betreibers Scandlines nicht mehr auf die Fähren..

Die dänische Polizei sperrte zeitweise auch die Autobahn bei Padborg. Dort hatten etwa 300 Flüchtlinge versucht, zu Fuß Richtung Schweden zu marschieren. Die Flüchtlinge waren zuvor in einem alten Schulhaus in dem Ort Padborg an der Grenze zu Flensburg in Schleswig-Holstein untergebracht. Die Entfernung von dort bis zur dänischen Hauptstadt Kopenhagen beträgt 300 Kilometer, von dort aus hätten die Flüchtlinge dann per Bahn oder in Fahrzeugen nach Schweden weiterreisen müssen.

Schweden gewährt Syrien-Flüchtlingen dauerhaften Aufenthalt

Die meisten aus Deutschland einreisenden Flüchtlinge wollen nicht in Dänemark bleiben, sondern nach Schweden weiterreisen, wo alle syrischen Flüchtlinge eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Dänemark verweigert ihnen aber die Durchreise, Asyl wollen die Flüchtlinge wiederum in Dänemark nicht beantragen. Dänemark hatte deshalb am Dienstag eine erste Gruppe Flüchtlinge nach Deutschland zurückgeschickt.

Dänemark Kliplev Autobahn Flüchtlinge
Zu Fuß Richtung Schweden - etwa 300 Flüchtlinge versuchten es über die Autobahn, flankiert durch die PolizeiBild: picture-alliance/dpa/B. Nolte

Wegen der Blockade der Zugverbindungen in Dänemark konnten auch etwa 150 Flüchtlinge von Flensburg aus nicht weiter in Richtung Norden reisen. Die meisten von ihnen sind in Erstaufnahmeeinrichtungen in Schleswig-Holstein untergebracht. "Damit der lange Weg ein Ende hat und alle sicher unterkommen."

Ein Kommunikationsteam der Polizei hatte mit Hilfe von Dolmetschern die Flüchtlinge davon überzeugt, zunächst in Deutschland zu bleiben. Eigentlich hatten die Flüchtlinge über Dänemark nach Schweden reisen wollen.

Schleswig-Holstein drängt auf Einigung mit Dänemark

Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt (SPD) fordert die Bundesregierung auf, mit der dänischen Regierung ein "verbindliches und transparentes Verfahren für die Durchreise und Übernahme von Flüchtlingen" zu vereinbaren. "Es ist von großer Bedeutung für beide Länder, dass die grenzüberschreitenden Verkehre so schnell wie möglich wieder frei fließen", sagte Studt. "Das Land Schleswig-Holstein wird gewährleisten, dass jeder Flüchtling, der zu uns kommt, betreut und auf den richtigen Verfahrensweg gebracht wird."

Der schleswig-holsteinische SPD-Chef Ralf Stegner kritisiert den Alleingang der dänischen Regierung. Die Aussetzung der Reisefreiheit durch die rechtsliberale dänische Regierung sei "mehr als besorgniserregend".

haz/fab/cr (dpa, afp)