Wie wird die Ostsee wieder sauber?
Die kleine Meerjungfrau von Kopenhagen fühlt sich nur in sauberem Wasser wohl. Am 3. Oktober haben sich in der dänischen Hauptstadt Vertreter der Ostsee-Anrainerstaaten getroffen, um einen Aktionsplan zu verabschieden.
Baden soll wieder Spaß machen
Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen hatte Besuch: Am 3. Oktober 2013 ging es auf der Ostseekonferenz in der dänischen Hauptstadt auch um einen Aktionsplan, um das Binnenmeer wieder sauber zu bekommen, damit sich Seenixen dort wohlfühlen können. Wir stellen die wichtigsten Maßnahmen vor.
Blaualgen soweit das Auge reicht
Der Algenteppich, der sich im Sommer 2010 in der Danziger Bucht ausgebreitet hatte, war so groß wie Deutschland. Selbst auf diesem Satellitenbild der Weltraumagentur ESA ist er deutlich zu erkennen. Diese Cyanobakterien produzieren Gifte, die Kleinstlebewesen, Fische und sogar Menschen schädigen können. Und sie verbrauchen viel Sauerstoff. Das kann zum Fischsterben führen.
Ursachen: Überdüngung
Cyanobakterien geht es besonders gut, wenn viele Nährstoffe im Wasser sind und es dann auch noch schön warm wird, wie im Hochsommer. Die Nitrate und Phosphate gelangen auf vielen Wegen in die Ostsee. Zum Beispiel hier über die Gülleverrieselung auf einem Feld in Brandenburg. Verwendet der Landwirt zu viel, kann der Naturdünger später durch Regen in Bäche und Flüsse ausgewaschen werden.
Phosphate im Griff
Früher stammten viele Phosphate aus Waschmaschinen. Heutzutage sind fast alle Waschmittel phosphatfrei. Die Stoffe konnten durch weniger schädliche ersetzt werden, denn das mechanische Durchrütteln der Wäsche in der Maschine begünstigt die Reinigung. Anders ist es bei Geschirrspülern, wo nur ein Wasserstrahl die Reinigung bewirkt. Dafür gibt es praktisch keine phosphatfreien Reiniger.
Nur sauberes Wasser kommt in den Fluß
Ohne moderne Kläranlagen ist eine saubere Ostsee nicht denkbar. Diese Anlage in Stavenhagen ist die zweitgrößte Mecklenburg-Vorpommerns. Sie wurde 2002 in Betrieb genommen und reinigt die Abwässer von 250.000 Menschen. Hinzu kommen die Abwässer von drei Industriebetrieben - einer davon ist eine große Tierkörperverwertungsanlage.
Müll sicher und sauber entsorgt
Müll wie Plastiktüten, Lacke, Öle und Tierkadaver haben im Meer genauso wenig verloren wie Dioxine und Furane aus unsauberer Müllverbrennung. Also sind moderne Müllverbrennungsanlagen nötig, wie diese Sondermüllverbrennungsanlage bei Brunsbüttel am westlichen Ende des Nord-Ostsee-Kanals. Sie hält die niedrigsten Grenzwerte aller vergleichbaren Anlagen in Deutschland ein.
Schiffsdiesel statt Schweröl
In der Ostsee gelten strengere Vorschriften für Schiffe als auf den großen Ozeanen. Hier müssen die Kapitäne deshalb Schiffsdiesel mit niedrigem Schwefelanteil tanken. Die Verwendung unsauberen Schweröls ist verboten. Auch gelten strenge Grenzwerte für Stickoxide. Es gibt sogar schon einzelne Fähren, die mit Flüssiggas fahren. Und ihre Abwässer dürfen Schiffe auch nicht einfach ins Meer leiten.
Übungen für den Ernstfall
Zum Aktionsplan für die saubere Ostsee gehört auch die Vorbereitung für den Katastrophenfall. Trotz aller strengen Umweltschutzgesetze kann es jederzeit zu einem Unglück kommen. Hier üben Katastrophenschützer des Technischen Hilfswerks (THW) die Ausbringung einer Ölsperre und die Reinigung des Strandes. Für die Übung nehmen sie aber kein echtes Öl: Algen dienen als Ersatz.
Damit es erst gar nicht so weit kommt
Besonders groß ist die Gefahr eines Schiffsunglücks im tiefen Winter. Ist die Eisdecke auf der Ostsee sehr dick, müssen alle Schiffe durch wenige Fahrrinnen, die Eisbrecher offen halten. Deshalb haben sich die Umweltminister zum Ziel gesetzt, die Navigation bei eisigen Bedingungen durch technische Innovationen und Lotsensysteme sicherer zu gestalten.
EU-Außengrenze für wanderfreudige Arten
Die Wollhandkrabbe stammt aus China. Sie dringt immer wieder in die Ostsee vor, kann sich dort aber nicht vermehren, weil es ihr nicht salzig genug ist. Große Schiffe haben sie einst nach Europa mitgebracht, im Ballastwasser, das dazu dient, den Rumpf während der Fahrt zu stabilisieren. In Zukunft sollen Schiffe vor der Einfahrt in die Ostsee ihr Ballastwasser auswechseln.
Altlast Munition
Jahrhunderte lang wurde die Ostsee als Müllkippe mißbraucht. Aus den beiden Weltkriegen liegen noch etwa 300.000 Tonnen konventioneller Munition auf dem Meeresgrund, wie diese Fliegerbombe, die 2006 vor Rügen gesprengt werden mußte. Noch gefährlicher sind aber Reste von Chemiewaffen, denn die können aus rostigen Granaten austreten und bei Tier und Mensch Verbrennungen hervorrufen.
Lebenswert für Mensch und Tier
Es wird also noch lange dauern, bis die Ostsee wieder richtig sauber ist, aber schon jetzt sind ihre Bewohner für jede einzelne Umweltschutz-Maßnahme dankbar.