Wie sich das Männerbild gewandelt hat
Sie sind Machos und achten mehr auf ihr Aufsehen als so manche Frau. Sie geben sich feminin und tragen High Heels. Das Männerbild von früher hat ausgedient.
Bruce Darnell
Er war der Blickfang in Heidi Klums Casting-Show "Germany's Next Topmodel": Der Catwalk-Coach Bruce Darnell führte in den ersten Staffeln nicht nur lernwilligen Männern eindrucksvoll vor, wie es sich auf High Heels zu laufen hat. Auch die Kandidatinnen konnten sich vom Coach eine Scheibe abschneiden. Sein Leitspruch: "Drama, Baby!"
Robert Smith (The Cure)
In "Boys don't Cry" versteckte Robert Smith von The Cure 1980 seine Tränen, die Trauer übertünchte er mit Lachen. Damals hatte ein Mann noch stark zu sein, Gefühlsregungen waren verboten - selbst wenn ihn die Angebetete wegwarf wie ein gebrauchtes Taschentuch. Mit seinen dunkel geschminkten Augen, den lackierten Fingernägeln und toupierten Haaren wäre Smith heute ein Metrosexueller.
Bill Kaulitz (Tokio Hotel)
Mit The Cure haben Tokio Hotel immerhin das optische Erfolgsprinzip des Frontmanns gemein. Sänger Bill Kaulitz eroberte die Herzen zumeist weiblicher Teenager vor knapp zwanzig Jahren mit einem androgynen Aussehen; ein zartes und zerbrechliches Wesen lief da durch den "Monsun". Bills eher kerniger Zwillingsbruder Tom ist heute übrigens mit Heidi Klum verheiratet.
David Beckham
Der Ex-Fußballer gilt als Inbegriff des Metrosexuellen: Immer fesch frisiert, modisch en vogue und in Sachen Kosmetik die Nase vorn. Er hat sich öffentlich im Rock gezeigt und kundgetan, die Slips seiner Frau zu tragen. Die heißt Victoria, war mal ein Spice Girl und hat ihrem David mit dem Superhit "Wannabe" schon früh gesagt, worauf es Frau bei einem Mann ankommt: "Ich sag dir, was ich will."
Cristiano Ronaldo
Noch ein Fußballer - und noch einen Tick selbstverliebter als Mr. Beckham. Auf Instagram zeigt sich Ronaldo gerne oben ohne. Er beherrscht aber auch die gefühlvolle Klaviatur: Mehrfach vergoss der Angreifer öffentlich Tränen - allerdings meistens Freudentränen, wenn er einen seiner zahlreichen Pokale in die Höhe recken durfte. Ihn als Maßstab für den Normalo-Mann zu nehmen, ist voll gemein.
Donald Trump
Der moderne Mann darf, muss und soll Schwächen eingestehen und Niederlagen akzeptieren. Zu manchen Zeitgenossen ist dieses neue Selbstverständnis des vermeintlich starken Geschlechts noch nicht durchgedrungen. Es mag also eine Generationenfrage sein, wenn ältere Herren an ihren Stühlen kleben und den rechten Zeitpunkt für einen einigermaßen würdevollen Abschied verpassen. Namen nennen wir keine.
Herbert Grönemeyer
Er ist kein Adonis und manche meinen sogar, er könne nicht besonders gut singen. Dafür trifft Herbert Grönemeyer die richtigen Töne, macht aus seinen Gefühle keine Trutzburg und beweist visionäre Kräfte: Sein Lied "Männer" stellte den Kult des Starken schon anno 1984 infrage. Grönemeyer ahnte wohl, dass sich der Clash von Erwartungshaltung, Selbstbild und Emanzipation zuspitzen würde.
Arnold Schwarzenegger
"Männer haben Muskeln", sang Grönemeyer. Wenn es danach geht, ist Arnold Schwarzenegger ein echter Mann. Er war zerstörerischer Terminator im Fim und Gouverneur von Kalifornien im wahren Leben. Und auch mal Mr. Universum. Bodybuilder sind zwar superstarke Männer, aber mit ihren Routinen zugleich die eigentlichen Vorreiter des kosmetisch verständigen Mannes: Erst einölen, dann posieren.