Wie gefährlich ist die Natur?
Die EU will mehrere ätherische Öle verbieten, die vor allem in Naturkosmetika und teuren Parfums verarbeitet werden. Der Grund: es gibt Menschen, die allergisch reagieren. Nicht übermäßig viele - für Brüssel aber genug.
Männlicher Duft
Das hier ist Eichenmoos. Seine Extrakte riechen nach Wald und Erde. Viele Frauen mögen diesen Duft - an Männern. Deswegen ist Eichenmoos auch in unzähligen kosmetischen Produkten und Parfums enthalten. Wenn es nach dem Willen der EU geht, soll das verboten werden.
Natur unerwünscht
Auch die Extrakte von Baummoos verströmen einen herben, männlichen Duft und haben eine große Anhängerschaft. Trotzdem weg damit, sagt die EU! Weil manche Menschen allergisch auf bestimmte Inhaltsstoffe reagieren.
Allergien möglich
Es geht um den Schutz der Bürger, sagt die EU. Ein bis drei Prozent von ihnen sollen allergisch auf bestimmte Pflanzenextrakte reagieren. Mit Pusteln, Rötungen oder Ausschlag, der meistens schnell wieder vergeht. Mehr erst mal nicht.
Regulierter Lavendelduft
127 Parfumsubstanzen, die Allergien auslösen können, sollen in Zukunft auf der Verpackung angegeben werden. Kommt die Richtlinie, heißt das: So beliebte ätherische Öle wie Lavendel-, Rosen- oder Nelkenöl dürfen nur noch in sehr niedriger Dosierung in Kosmetika vorkommen.
Maßloser Duft
Duftstoffe sind nach Nickel zwar der zweithäufigste Auslöser für Allergien. Aber sie verlaufen eher harmlos. Warum also will die EU so rigoros gegen ätherische Öle vorgehen? Auch Erdbeeren können allergische Quaddeln und Juckreiz auslösen - aber niemand käme auf die Idee, sie deswegen vom Markt zu nehmen.
Lebensgefährliche Erdnüsse
Oder Erdnüsse. Sie enthalten sehr viel gefährlichere Allergene als Lavendel oder Patschuli. Es sterben sogar jedes Jahr Menschen an einem allergischen Schock - ausgelöst durch Erdnüsse. Stehen dann auch Erdnüsse bald vor dem Aus?
Wissen, was drin ist
Die meisten Allergiker wissen, worauf sie empfindlich reagieren. Deswegen wäre eine klare Kennzeichnung auf Kosmetikprodukten sinnvoll. So etwas gibt es schon jetzt für einige Inhaltsstoffe - warum also nicht auch für Jasmin- oder Sandelholzextrakte? Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er sich mit Jasmin-Seife wäscht oder nicht.
Parfum ohne Duft?
Die Kosmetikindustrie und vor allem Parfumhersteller reagieren nervös auf die Pläne der EU. Denn so gut wie überall sind Pflanzenextrakte drin. Chanel No. 5 zum Beispiel enthält große Mengen an Mairose, Jasmin und sogar Eichenmoos, das die EU komplett verbieten will.
Unkalkulierbare Risiken
Rosenöl duftet beispielsweise so unwiderstehlich, weil es aus 400 unterschiedlichen Molekülen besteht. Deswegen ist es für Parfums äußerst attraktiv und ist auch für die Naturkosmetik interessant. Diese beiden Branchen würde die neue Richtlinie der EU, für die 400 Moleküle nur unkalkulierbare Risiken bedeuten, besonders hart treffen.
Existenzbedrohende Richtlinie?
Sollte die neue EU-Richtlinie 2014 tatsächlich kommen, müsste die Naturkosmetik-Branche einen großen Teil ihrer Rezepturen umstellen und die meisten Podukte aus dem Sortiment nehmen. Das wäre enorm teuer, aufwändig und langwierig. Auf synthetisch hergestellte Duftstoffe kann sie - im Gegensatz zur Parfum-Industrie - nicht zurückgreifen.
Blütenzauber ohne Europa?
Und noch eine Gruppe hätte unter dem Regulierungszwang zu leiden: die vielen Landwirte, die in Tunesien, Ägypten, Afghanistan oder auch in Frankreich in großem Stil Rosen, Jasmin, Lavendel oder Sandelholz anbauen.