Wie die DDR Westprodukte plagiierte
Jeans, Burger und Nylon-Strümpfe - waren in der DDR heiß begehrt, aber kaum zu bekommen. Volkseigene Produkte sollten die Konsumlust stillen. Meist kamen die Ost-Plagiate nicht gut an.
Der Sachsenporsche
Viele Bürger der DDR konnten den "Trabant" wegen jahrelanger Wartezeiten nur im Katalog bewundern. Der Volksmund verspottete das Auto als "Sachsenporsche". Tatsächlich hatte der "Trabi" ein westliches Vorbild, den Lloyd LP 300 aus Bremen. Mit West-Imitaten versuchte die DDR die Konsumlust ihrer Bürger zu stillen.
Der Osten hüllt sich in Jeans
Jeansstoffe galten im Osten lange als ein Symbol des kapitalistischen Westens. 1978 erwarb die DDR trotzdem eine Million Jeans-Hosen der US-Marke Levis. Die Ostdeutschen rissen sie den Verkäufern förmlich aus der Hand. Jeans aus DDR-Produktion mit Namen wie "Wisent" oder "Shanty" waren dagegen Ladenhüter. Der Stoff fühlte sich nicht "echt" an, und der Auswascheffekt ließ auch zu wünschen übrig.
Die DDR trug DeDeRon
DeDeRon war 1972 der letzte Schrei, wie dieses Modell auf einer Modenschau bewies. Kleider, Strümpfe und Schürzen stellte man aus dieser Kunstfaser her. Chemisch gleicht sie dem im Westen verwendeten Nylon. Doch die DDR-Führung bestand auf dieser sozialistischen Variante, die zugleich mit der Abkürzung DDR spielte: DeDeRon. Nylon-Strümpfe aus dem Westen waren ungleich beliebter.
Sozialistische Limonade
Während Westdeutsche ihren Durst mit Coca Cola stillen konnten, bot die DDR ihren Bürger zwei sozialistische Varianten des beliebten Durstlöschers an: Club Cola und Vita Cola. Beide Getränke sollten wie die US-Version schmecken – eine Herausforderung, an der schon der Cola-Konkurrent Pepsi gescheitert war. Westbesuchern fiel vor allem der herbe Geschmack der Vita-Cola negativ auf.
Der Ost-Burger
1982 stellte das "Rationalisierungs- und Forschungszentrum Gaststätten" die Grilletta vor, der Plural lautete: Grilletten. Damit kopierte die DDR ein anderes Symbol westlichen Lebensstils: den Hamburger. Das Rezept klingt bekannt. Man schneidet ein Brötchen auf, legt eine Frikadelle dazwischen und fügt Ketchup hinzu. Da letzterer aber oft Mangelware war, behalf man sich mit einer Ersatzsauce.
Versüßung des sozialistischen Alltags
Eine Süßtafel verbirgt sich in dieser Verpackung. Der Kakaoanteil lag in dieser vermeintlichen Schokoladentafel allerdings nur bei 7 Prozent. Um den Mangel an Schokolade zu überdecken, wurde die Süßtafel mit Zucker, Fett und einem Brei aus Haselnüssen und Erbsen gestreckt. Auch die ostdeutschen Süßwarenfabriken hatten im Gegensatz zur westlichen Konkurrenz stets den Mangel zu verwalten.
Sozialistische Einheitsmusik
Über ihr Plattenlabel Amiga ließ die DDR einige West-Musikstars wie die Beatles verlegen, obwohl die Ostberliner Führung die westliche Rockmusik als "Dreck" geißelte. Diese Alben waren allerdings nur ein schwacher Abglanz des Originals. Die Aufnahmen bildeten einen Mix aus verschiedenen Alben der Künstler. Kein Wunder, dass der Schwarzmarkt für West-Schallplatten boomte.
Wortakrobatik
Aerobic wurde auch unter den sportbegeisterten Ostdeutschen in den 1980er Jahren immer beliebter. Die Bezeichnung Aerobic war allerdings verpönt, weil das der Name des kapitalistischen Auslands war. Stattdessen trieb man "Popgymnastik". Auch die Aerobic-Sendung "Enorm in Form" des ZDF fand schnell ein ostdeutsches Gegenstück: "Medizin nach Noten".
Ein digitaler Ladenhüter
Dieser Computer vom Modell KC compact aus der DDR hat ein westliches Vorbild. Den Amstrad PC aus dem Hause Schneider. Weil die ostdeutsche Computerentwicklung dem Westen hoffnungslos hinterher hinkte, kopierten die DDR-Ingenieure lieber gleich die Westmodelle. Der KC compact erreichte kurz vor dem Mauerfall 1989 die Serienreife – und wurde als simple Ostkopie zum Ladenhüter.
Auf der Ostalgiewelle
Nur in Filialen der Intershop-Kette konnten Ostdeutsche West-Produkte kaufen – gegen harte DM. Heute verkaufen sich ehemalige DDR-Artikel wieder glänzend. Sie profitieren von einer Nostalgie an die DDR. Allerdings kommen viele Produkte nur in der Ost-Verpackung daher. Sie wurden nach westlichen Standards verändert. Der Schokoladenanteil in den Süßtafeln beispielsweise hat sich vervierfacht.