1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Widerstand gegen Bau des Balchasch-AKWs in Kasachstan

28. Februar 2003

– Kasachisches Parlament billigt Zusammenarbeit mit der EU im Bereich der Atomsicherheit

https://p.dw.com/p/3JF3

Köln, 28.2.2003, DW-radio / Russisch

Nachrichtenagenturen zufolge hat die untere Kammer des kasachischen Parlaments den Gesetzentwurf über die Zusammenarbeit im Bereich der Atomsicherheit zwischen Kasachstan und der Europäischen Union ratifiziert. Kasachstan wird demnach Zugang zu Informationen und Technologien der entwickelten europäischen Industriestaaten im Bereich der Atomenergie, aber auch Unterstützung der EU bei der Umsetzung von Projekten erhalten. Eines der Projekte ist die Stilllegung des Industriereaktors BN-350 im Atomenergiekombinat Mandyschlak. Außerdem ist die Planung und der Bau von Atomkraftwerken möglich und die Unterstützung des Einsatzes von Methoden der Nuklearphysik in verschiedenen Bereichen der Volkswirtschaft des Landes vorgesehen.

Vor wenigen Tagen erklärte das offizielle Astana, es sei beschlossen worden, den Bau des Atomkraftwerks am Balchasch-See wieder aufzunehmen. Die kasachische Öffentlichkeit reagierte darauf äußerst negativ. Es berichtet unsere Korrespondentin Jewgenija Wyschemirskaja:

Eine Reihe von gesellschaftlichen Vereinigungen des Landes ist gegen den Bau des Atomkraftwerks am Balchasch-See. Das erklärten Vertreter der Organisationen auf einer Pressekonferenz in Almaty. Der "Verband der Tschernobyl-Veteranen", der Veteranenverband "Kampf-Bruderschaft", der Umweltverband "Tabigat" sowie die gesellschaftlichen Vereinigungen "Scheltoksan schangyrygy" und "Tauelsisdik karagaschtary" kündigten eine Kampagne gegen den Bau des Atomkraftwerks im Lande an. Sie wollen, dass der Bau des Balchasch-Atomkraftwerks in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Der Vorsitzende des Umweltverbandes "Tabigat", Mels Eleusisow, sagte auf der Pressekonferenz, die Entscheidung über den Bau des Balchasch-Atomkraftwerks sei ein Verbrechen gegen die Zukunft Kasachstans. Die Vertreter der gesellschaftlichen Vereinigungen nannten die Havarie im Atomkraftwerk Tschernobyl als Beispiel und erinnerten daran, dass von den 16 000 Einwohnern Almatys, die an der Beseitigung der Folgen der Katastrophe in Tschernobyl beteiligt waren, heute nur noch 972 am Leben seien. In einer in Almaty verbreiteten Pressemitteilung heißt es, wenn die in Kasachstan bereits vorhandenen Kraftwerke vernünftig genutzt würden, könnte der Strombedarf des Landes für die nahe Zukunft gedeckt werden. Ferner könnte man sich über Energielieferungen aus Kirgisistan einigen, das einen Energieüberschuss habe. Es müsse lediglich ein Kompromiss beim Preis erzielt werden. Nach Ansicht der gesellschaftlichen Organisationen wurde der Bau des Balchasch-Atomkraftwerks unter Druck der mächtigen Atom-Lobby in Russland und Kasachstan beschlossen. Es sei daran erinnert, dass der russische Präsident Wladimir Putin bei seinen Gesprächen mit dem kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew am 18. Februar im Kreml bekannt gab, Russland und Kasachstan beabsichtigten am Balchasch-See gemeinsam ein Atomkraftwerk zu errichten. (...) (MO)