Whitney Houston, die tragische Popdiva
Aus der Kirche in den Musik-Olymp: Mit 20 Jahren wurde Whitney Houston ein Superstar. Sie war eine Pop-Ikone der 1980er und 90er - und stürzte tief. Sie starb vor zehn Jahren, am 11. Februar 2012, in ihrem Hotelzimmer.
Die strahlende Sängerin
Zwischen zuckersüß und wunderschön: Mit nur 20 Jahren wurde Whitney Houston hochstilisiert zur glitzernden Göttin, die mit eleganten Abendkleidern und Schmuck ausstaffiert wird, um ihre Ausnahmestimme zu präsentieren. Eine Ikone mit einer unantastbaren Aura. Ein Kunstwesen, das immer präsent ist, lächelt und funktioniert. Whitney war aber auch ein Mensch - und scheiterte an dem Druck.
Kirche, Glaube und Gospelgesang
Whitney Houston ist die Tochter der Gospelsängerin Cissy Houston (m) und Cousine der Soulsängerin Dionne Warwick (l). Sie wächst mit Gospel auf und singt viele Jahre lang mit ihrer Mutter in der Kirche. So lernt sie das Soul- und Gospel-Handwerk von der Pike auf. Und glaubt fest daran, dass ihr ihre Stimme von Gott geschenkt wurde.
Ihr Mentor und Schleifer: Produzent Clive Davis
1983 nimmt sie Produzent Clive Davis unter Vertrag. Aus dem ungeschliffenen Rohdiamant wird in Windeseile ein kostbarer Edelstein. Von Anfang an ist klar, was aus diesem gerade erst 19-jährigen Supertalent werden soll: Eine Pop-Ikone, für das schwarze und auch für das weiße Amerika. Und deswegen ist auch die musikalische Richtung vorgegeben: Kein Funk, Soul, kein R&B, sondern Popmusik.
Ein Produkt für die breite Masse
Whitney kommt aus Newark, New Jersey, das überwiegend von Schwarzen bewohnt ist. Wie kann man im rassistischen Amerika der 80er-Jahre eine schwarze Frau erfolgreich vermarkten? Indem man Whitneys Herkunft und Hautfarbe einfach nicht thematisiert. Der Plan geht auf, nur die schwarze Community ist enttäuscht. Whitney ist keine von ihnen mehr, sondern ein fertiges Hochglanzprodukt für die Massen.
Die "Vocal Trinity" der 90er
Mit gewaltigen Stimmen und pompösen Popsongs bilden Whitney Houston, Mariah Carey (l) und Celine Dion (m) die gesangliche Dreifaltigkeit der 90er. Sie sind Meisterinnen der sogenannten Melismen - einer Gesangstechnik, in der auf einem Vokal viele Töne gesungen werden. Die drei beherrschen dies virtuos über mehrere Oktaven. Und konkurrieren um den Titel als größte Diva ihrer Zeit.
Die Frau hinter Whitney
Immer für Whitney da: Ihre Freundin und Kreativdirektorin Robyn Crawford. Sie lernen sich schon vor Whitneys Karriere kennen. Eine heimliche Liebe verbindet sie. Das sorgt für Argwohn und Misstöne in Whitneys Umgebung. In der streng gläubigen Houston-Familie hat Homosexualität nichts zu suchen, schon gar keine lesbische Liebe. Crawford wird immer wieder bedroht - doch Whitney hält lange zu ihr.
Toxische Melange
Und so bleibt Robyn als Whitneys Assistentin ihre engste Vertraute - das ändert sich auch nicht, als die Sängerin 1992 den Rapper Bobby Brown heiratet. Robyn und Bobby hassen sich und buhlen um die Aufmerksamkeit Whitneys. Es ist alles andere als friedlich, wenn alle beisammen sind. Da fliegt auch mal eine Faust. Währenddessen geht Whitneys Karriere weiter.
Höhepunkt der Karriere: "Bodyguard" (1992)
In dem Film spielt Whitney Houston quasi sich selbst: einen Superstar. Popsängerin Rachel verliebt sich in ihren Bodyguard (Kevin Costner) und wird am Ende von ihm vor einem Attentäter gerettet. Der Clou in dem Film: Die Liebesballade "I Will Always Love You" von Dolly Parton. Dieses Lied wird Whitneys größter Hit und durch ihre Stimme und Interpretation zum Evergreen.
Eine zerstörerische Ehe
Die Liebe in ihrem echten Leben wird Whitney mehr und mehr zum Verhängnis. Dass sie Drogen nimmt, ist für sie fast normal, sie tut es seit ihrer Jugend - schließlich ist sie ein Mädchen aus dem Ghetto. Mit Bobby Brown aber werden die Partys exzessiver, die Drogen krasser. Whitneys Image bröckelt, weil die Paparazzi sie immer öfter zugedröhnt erwischen. Gerüchte über häusliche Gewalt tauchen auf.
Die Welttournee 1999
Trotz ihres katastrophalen Privatlebens gelingt Whitney 1999 noch einmal ein großer Wurf. Sie bringt acht Jahre nach ihrer letzten Platte das Platin-Album "My Love Is Your Love" heraus - weniger Pop, mehr Black Music. Damit geht sie auf eine gefeierte Welttournee. Für die Single "It's Not Right But It's Okay" bekommt sie ihren sechsten Grammy für den besten weiblichen R&B-Gesang.
Scheidung nach 14 Jahren
Whitney erträgt es, dass Bobby sie betrügt und schlägt. Der gemeinsamen Tochter Bobbi Kristina zuliebe bleibt sie. Sie gehen zusammen auf Tour. Auf der Bühne eine Familie, auch die kleine Bobbi hat ihre Auftritte, hinter der Bühne Zoff und Crack. Whitney zeigt Bobby mehrfach wegen Körperverletzung an. Sie hat zum Zeitpunkt ihrer Scheidung 2007 schon mehrere Entzüge hinter sich.
Desaster: Die "Nothing But Love" - Tour 2010
Bei ihrer letzten Tour ist sie kaum wiederzuerkennen: Mit zerstörter Stimme brüllt sie die Worte "And I Will Always Love You" ins Publikum. Von Drogenexzessen gezeichnet, pummelig und aufgedunsen, schreddert sie ihren größten Hit - und das bei jedem Konzert dieser Tour. Viele Fans verlassen vorzeitig die Hallen, andere schenken ihr anerkennenden Applaus dafür, dass sie es trotzdem noch versucht.
Für immer Whitney
Am 11. Februar 2012 wird die 48-jährige Whitney Houston leblos in der Badewanne eines Hotelzimmers gefunden. Die Obduktion ergibt, dass Whitney einen Cocktail aus Drogen und verschiedenen Tabletten im Blut hatte und ertrunken ist. Die genauen Umstände ihres Todes sind bis heute nicht geklärt. Whitney hat mal gesagt: "Mein größter Teufel bin ich selbst." Ihn zu bekämpfen, hat sie nicht geschafft.