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Werkeln für die deutsch-russische Zukunft

Marina Borisowa, Ludmilla Sankowa18. August 2005

In den deutsch-russischen Beziehungen reden fast immer dieselben staatlichen Vertreter und in die Jahre gekommenen Eliten miteinander. Ein Projekt des "Petersburger Dialogs" setzt dagegen einen anderen Akzent.

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Schröder und Putin
Schröder und Putin in St. Petersburg, 2001Bild: AP

Das Forum "Petersburger Dialog" wurde 2001 auf Initiative des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des Bundeskanzlers Gerhard Schröder ins Leben gerufen. Als Gesprächskreis soll es deutsche und russische Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur in regelmäßigen Treffen zusammenbringen.

Petersburger Dialog Hamburg Leonid Roschal Gernot Erler Wolfgang Schäuble
"Petersburger Dialog 2004" in HamburgBild: dpa

Damit aber nicht nur die über Jahre schon bekannten Vertreter aus Deutschland und Russland diesen Dialog führen, ist im Petersburger Dialog in Zusammenarbeit mit dem Körber-Zentrum Russland/ GUS bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik eine so genannte Zukunftswerkstatt geschaffen worden.

Dialoge durchbrechen Stereotype

Die deutschen und russischen Teilnehmer dieser Zukunftswerkstatt sind Vertreter der jüngeren Generation und gestalten bereits heute in kleinerem Maße durch ihre Tätigkeit in Politik, gesellschaftlichen Organisationen oder Medien die deutsch-russischen Beziehungen mit. In der Zukunftswerkstatt diskutieren sie aktuelle politische Probleme und mögliche Entwicklungsszenarien in beiden Ländern. Die Ergebnisse werden dann in Strategiepapieren veröffentlicht, wie beispielsweise zum Verhältnis von "Deutschland, EU und Russland im Jahre 2015".

Ebenso werden Projekte wie ein Zukunftsparlament geplant. Mittlerweile haben schon vier Sitzungen der Zukunftswerkstatt stattgefunden und Alexander Rahr, Leiter des Körber-Zentrums Russland GUS und Koordinator der Zukunftswerkstatt zieht eine erste positive Bilanz: Die Zukunftswerkstatt könne Hauptmotor des Petersburger Dialogs werden und den zivilgesellschaftlichen Dialog zwischen den beiden Eliten wesentlich verjüngen und erweitern.

Alexander Rahr DGAP Berlin Politologe
Alexander RahrBild: DW

Intensive Diskussionen helfen dabei, Stereotype in der gegenseitigen Wahrnehmung zu durchbrechen, meint Rahr. "Es wird immer wieder spürbar, wie sehr auch die jungen Elite die traditionellen Klischees in den Köpfen haben", berichtet Alexander Rahr. Das sei eine seiner negativen Erfahrungen der ersten Sitzungen der Zukunftswerkstatt. Die Jüngeren gebrauchten dieselben Begriffe und Formeln wie die ältere Generation. Und das gelte sowohl für die russische als auch für die deutsche Seite.

Um Russland zu verstehen, muss man es kennen

Nach Meinung des Russland-Experten Rahr fällt den deutschen Vertretern in erster Linie auf, dass selbst die Russen, die jünger als 30 sind, scheinbar nicht nach einem Leben in einer freien Gesellschaft mit liberalen Werten streben. Aber auch die Russen haben, so betont Rahr, Gründe, ihre deutschen Altersgenossen zu kritisieren. Denn junge Deutsche wüssten oft sehr wenig darüber, was in Russland heute tatsächlich geschieht. Für Rahr ist gerade das geringe oder klischeehafte Wissen übereinander der Punkt, der Deutschland und Russland heutzutage trennt.

Pavel Zhitnjuk, stellvertretender Chefredakteur der Informationsagentur "Rosbalt" und Teilnehmer der Zukunftswerkstatt, glaubt, dass es im Fall der Zukunftswerkstatt etwas besser ist: Denn die meisten Teilnehmer seien Menschen die qua Beruf sich mit dem anderen Land beschäftigten: "In der Zukunftswerkstatt arbeiten vielfach deutsche Russlandexperten und russische Deutschlandexperte zusammen; und beide Seiten vereine der Wunsch, die Prozesse in Russland und Deutschland zu beeinflussen."

Nach Meinung des deutschen Studenten Johannes Burmester, ebenfalls ein Teilnehmer der Zukunftswerkstatt, soll sich dieses Projekt aber nicht nur an junge Politiker und Fach-Experten richten. Vielmehr sollten gezielt Vertreter anderer Bereiche hinzugezogen werden, die sich in Zukunft am politischen Dialog zwischen den beiden Ländern beteiligen. Nur dann könne sich eine Partnerschaft mit Russland, ähnlich wie der mit den USA entwickeln.