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Wer war am Massaker von Srebrenica beteiligt?

5. Oktober 2005

Jahrelang war die Regierung der bosnischen Serbenrepublik für ihre mangelnde Bereitschaft, die Verbrechen von Srebrenica aufzuklären, kritisiert worden. Jetzt hat sie eine Liste mit den Namen Beteiligter vorgelegt.

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Trauer um die Opfer von SrebrenicaBild: AP

Auf der Liste stehen die Namen von mehr als 17.000 Militärs, die 1995 an dem Massaker beteiligt gewesen sein sollen. Auf der Liste befänden sich die Namen von Angehörigen des Verteidigungs- und Innenministeriums sowie der Armee der Serbischen Republik, teilte ein Mitglied der Regierungskommission, die die Umstände des Massakers untersucht, am Dienstag (4.10.2005) in Banja Luka mit. Die Liste solle dem bosnischen Kriegsverbrechertribunal zugestellt werden.

Der internationale Bosnien-Beauftragte Paddy Ashdown erwartete, dass die Liste auch dem UN-Tribunal in Den Haag übergeben wird.

Erste Liste unzureichend

Die bosnisch-serbische Regierung hatte bereits im März eine Liste an das Gericht übergeben. Darauf standen die Namen von 892 Menschen, die am dem Massaker beteiligt gewesen sein sollen und weiterhin Posten auf allen Ebenen der bosnisch-serbischen Behörden ausfüllten. Diesen Bericht hatte Ashcroft als nicht zufrieden stellend kritisiert. Insgesamt sollen rund 20.000 Menschen an dem Massaker von Srebrenica beteiligt gewesen sein.

Keine Veröffentlichung

Am Dienstag äußerte sich Ashcroft positiv. Die Regierung in Banja Luka habe endlich ihre Verpflichtung eingesehen, die ihr vorliegenden Informationen über die Verbrechen in Srebrenica vorzulegen, hieß es in einer Erklärung seines Büros. 2003 wurde die Sonderarbeitsgruppe beauftragt, einen Bericht über das Massaker vom Juli 1995 zu erstellen. Die Namen auf der Liste sollen vorerst nicht veröffentlicht werden, um die Ermittlungen und Fahndungen nicht zu gefährden. Die bosnisch-serbischen Behörden und das UN-Kriegsverbrechertribunal sollten sich bei ihren Ermittlungen zunächst auf diejenigen konzentrieren, die noch Funktionen innerhalb der Verwaltung der Serbischen Republik oder Bosnien-Herzegowinas innehätten, forderte Ashcroft.

Kriegsverbrechen

Während des Bosnien-Krieges wurden in der ostbosnischen Stadt Srebrenica am 11. Juli 1995 fast 8000 moslemische Männer und Jungen von den bosnischen Serben ermordet. Das Massaker wurde vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag als Völkermord eingestuft und gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Hauptverantwortliche für das Massaker gelten der damalige bosnische Serbenführer Radovan Karazic und dessen Militärchef Ratko Mladic, die Fahndung nach beiden verlief bislang erfolglos. (chr)